Nach Wecker am Morgen "mit Kratky ins Bett"

Nach Wecker am Morgen "mit Kratky ins Bett"
Ben Becker ist erster Gast der Talkshow "Kratky" am Freitag. Das Gespräch wurde vor dem jüngsten Eklat aufgezeichnet.

Dass er extrem früh aufsteht, merkt man Robert Kratky beim Interview am Abend nicht an. Seine ORF -Talkshow "Kratky" (Premiere am Freitag, 23.30 Uhr) aber ist, als Konzession an den Lebensrhythmus des Ö3-Wecker-Moderators, aufgezeichnet.

KURIER: Sind Sie Morgen- oder Nachtmensch?
Robert Kratky: Nachtmensch.

Was brachte Sie dann dazu, sich einen Beruf auszusuchen, bei dem man um halb vier aufstehen muss?
Die Liebe zur Sendung. Zu erleben, wie die Sonne aufgeht, zu spüren, wie dieses Land seinen Motor anwirft, wie eine Radiosendung den Soundtrack dazu liefert - das hat eine spezielle Magie.

Sie moderieren den Ö3-Wecker, also Programm für Frühaufsteher, und ...
...dann begleite ich sie mit "Kratky" ins Bett. Wobei meine Sendung so spät ist, dass ich auch schon wieder Guten Morgen sagen könnte. Die Sendung ist aufgezeichnet, es geht nicht anders. Am Abend ginge mir die Konzentration verloren nach dem langen Tag.

War die Umstellung auf die Kameras schwierig?
Nein, gar nicht. Denn ich arbeite auch beim Radio visuell. Gerade bei einem Sekundärmedium wie Radio musst du den Menschen Zeit geben, mitzubekommen, was du gerade redest. Ich habe ein Bild im Kopf. Und dieses Bild findet über die Sprache seinen Ausdruck. Es ist für mich nicht schwierig, mir die Menschen vorzustellen, die mir zuschauen. Wenn man jahrelang in ein Mikrofon spricht, lernt man, diese technische Barriere zu überbrücken und direkt zu den Menschen zu sprechen.

Aber im Radio kann man in der Nase bohren, und niemand sieht es.
Ich bohre im Fernsehen auch in der Nase! Soll heißen: Ich trete im Fernsehen nicht an, etwas anderes zu sein, als ich bin! Ich mag meine Ecken und Kanten. Ich will sie nicht über Gebühr schleifen und zu scharf machen, denn am Ende des Tages bin ich ein Dienstleister - und in meinem Fall vor allem am Anfang des Tages- aber ich bin der, der ich bin. Und sollte ich nicht damit erfolgreich sein, dann gehöre ich hinter die Kulissen.

Mögen Sie Menschen? Reden Sie mit Ihren Gästen, weil Sie sie mögen, oder weil Sie etwas rausholen wollen?
Ich möchte aus niemandem etwas herausbringen. Die Idee war: Geil, ich darf zehn tolle Leute treffen! Und das filmen wir mit! Es geht um den Unterhaltungswert - und damit meine ich nicht nur Lachen, sondern vielleicht auch Weinen. Nach dem Gespräch mit Thomas Geierspichler etwa war ich extrem beeindruckt von seiner Stärke und Energie.

Gast Ihrer ersten Sendung ist Ben Becker. Das Gespräch wurde vor der jüngsten Schlägerei-Affäre aufgezeichnet. Werden Sie durch die Aufzeichnungen nicht zwangsläufig unaktuell?
Das ist Künstlerpech. Aber kein wirkliches Problem, denn wir haben sehr wohl über seine Körperlichkeit, die auf manche bedrohlich wirkt, gesprochen. Wir wissen im übrigen alle nicht, wie sehr diese Geschichte übertrieben und aufgeblasen wurde. Ich will dazu nur folgendes sagen: Ich habe über mein Privatleben in den letzte Wochen Dinge gelesen, die nicht einmal ansatzweise stimmen. Fantasievoll erfundener Quatsch - ich bin nur noch dagesessen und habe schallend gelacht.

Gäste wie Ben Becker oder Thomas Geierspichler sind natürlich hochinteressant - andererseits wurden diese Menschen schon sehr oft interviewt. Zu oft?
Diese Frage kommt immer wieder, aber nur von Journalisten. Da gibt es viel, was die Leute nicht über sie wissen. Thomas Geierspichler sagte zu mir, auf diese Weise sei er noch nie interviewt worden, es sei eine neue Perspektive.

Inwiefern neu?
Aus irgendeinem Grund kann ich eine spezielle Stimmung erzeugen, vielleicht, weil ich kein klassischer Journalist bin. Ben Becker wusste, wer ich bin, fühlte sich sicher. Da ich selbst in der Auslage stehe, kann ich ihm anders begegnen.

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