Nach Eklat: Kunstschau documenta beruft neue Findungskommission

GERMANY-ART-EXHIBITION-DOCUMENTA-15
Der Israel-Gaza-Krieg hatte die ursprüngliche Kommission entzweit, nun soll eine Leitung für die Auflage 2027 gefunden werden

Die "documenta fifteen" im Jahr 2022 war in vielerlei Hinsicht ein Vorbote für die Spaltung der Kulturwelt gewesen, die sich nach der Terrorattacke der Hamas und der Antwort Israels darauf entspann. Antisemitismus-Vorwürfe und eine vermutete oder reale Nähe von Protagonisten zu der antiisraelischen BDS-Bewegung ("boycott, divest and sanctions") zogen nicht nur die Kunstschau selbst in den Abgrund, sie machten auch eine Neuaufstellung der gesamten Organisation notwendig. Doch 2027 soll es wieder eine documenta geben - und die Vorlaufzeit dafür wird immer kürzer. 

Am Mittwoch gab die Trägergesellschaft nun bekannt, dass es gelungen sei, eine Findungskommission für die documenta 16 zu gewinnen. Österreichern wird der Name Yilmaz Dziewior am ehesten geläufig sein: Der 1964 geborene Deutsche leitete von 2009 bis Februar 2015 das Kunsthaus Bregenz und kuratierte auch den Österreich-Beitrag zur Venedig Biennale 2015 (von Heimo Zobernig). Derzeit leitet er das Ludwig Museum in Köln. 

Globale Gruppe

Weitere Mitglieder der Findungskommission sind der Kurator Sergio Edelsztein aus Buenos Aires, der in Berlin und Tel Aviv lebt u. a. die Sao Paulo-Biennale kuratierte;  der Senegalesin N'Goné Fall, die im Auftrag von Präsident Emmanuel Macron ein Afrika-Kulturprogramm in ganz Frankreich gestaltete; die Thailänderin Gridthiya Gaweewong, Leiterin eines Kulturzentrums in Bangkok; Mami Kataoka, Chefin des Mori Art Museum in Tokio; und Yasmil Raymond, die als Kuratorin u.a. am New Yorker MoMA arbeitete. 

"Die Beteiligten stehen mit ihrer ausgewiesenen Expertise und der Vielfalt ihrer Hintergründe in besonderer Weise für die Internationalität und Diversität der documenta Ausstellungen", konstatierte der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Andreas Hoffmann, in einer Aussendung:  "Ich bin mir sicher, dass die multiperspektivische fachliche Zusammensetzung der neuen Findungskommission zu einem zukunftsweisenden Vorschlag für die Künstlerische Leitung führt."

Freiheit 

Die documenta gründet ihren Ruf sehr stark auf der enorm hohen Freiheit der künstlerischen Leitung, die besonderen Gestaltungsspielraum genießt. Nachdem der Leiter der documenta 14, Adam Szymczyk, wegen seiner Finanzgebarung in die Kritik geraten war und das Leitungsteam ruangrupa sich bei der documenta 15 mangelnde Sensibilität gegenüber Antisemitismus vorhalten lassen musste, war die Idee der sakrosankten Kuratorenperson aber unter Beschuss geraten. 

Kommentare