In „Wechselkröte“ macht sich eine Ich-Erzählerin, die in einem Haus am Land lebt (zwischen „Idylle und Horror“, wie Juror Klaus Kastberger anmerkte), ihre Gedanken. Sie widmet sich auch der Frage des Kinderkriegens, um zum Schluss zu kommen: „Alles absaugen.“
Der Text in seiner nüchternen Sprache ist ziemlich autobiografisch“, wie Marwan – die Autorin sieht sich als Eremitin, die in der Einsamkeit sitzt – gegenüber der APA einbekannte: „Die Episode mit der Wechselkröte ist tatsächlich passiert.“ Sie hätte bei der Landesregierung angerufen, Anweisungen bekommen und die Kröte dann im Nationalpark ausgesetzt. „Das war für mich eine besondere Erfahrung, die irgendwie unerwartet in mein Schreiben gefunden hat.“
Marwan, 1980 in Murska Sobota geboren, wuchs in Ljubljana auf, wo sie Literaturwissenschaft studierte. Mit 25 Jahren übersiedelte sie nach Wien. 2008 wurde sie für ihre Kurzgeschichte „Deutsch nicht ohne Mühe“ mit dem Exil-Literaturpreis „Schreiben zwischen den Kulturen“ ausgezeichnet. 2019 erschien im Otto Müller Verlag ihr Roman „Der Kreis des Weberknechts“ über einen Misanthropen, der sich zurückgezogen hat. Ihr zweiter Roman, „Zabubljena“ („Verloren“) erschien 2021 auf Slowenisch.
Insgesamt hatten sich ab Donnerstag 14 Autorinnen und Autoren den sieben Mitgliedern der Jury gestellt. Es gab ein paar Neuerungen, darunter die Lesungen vor Publikum im Freien. Und die Sieger wurden erstmals nach einem Punktesystem ermittelt.
Der Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro) ging an den in Berlin lebenden, gebürtigen Rumänen Alexandru Bulucz, der Vorurteile gegenüber dem Wettlesen gehabt hatte – und nun voll des Lobes für das Prozedere wie die Jury war. Den Kelag-Preis (10.000 Euro) erhielt der deutsche Soziologe Juan S. Guse, den 3sat-Preis (7.500 Euro) der deutsche Wahl-Wiener Leon Engler.
Der von der BKS Bank gestiftete Publikumspreis (7.000 Euro plus Stadtschreiberstipendium), für den am Samstagnachmittag online abgestimmt werden konnte, ging an den jungen Wiener Spoken-Word-Profi Elias Hirschl.
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