Harry Belafonte (1927-2023): "Daaaay-Ooo" und Bürgerrechte

Harry Belafonte (1927-2023): "Daaaay-Ooo" und Bürgerrechte
Der US-amerikanische Sänger und Bürgerrechtler war ein Türöffner für Generationen.

Der legendäre  Sänger und Bürgerrechtler Harry Belafonte ist am 25. April 2023 mit 96 in New York an einer Herzschwäche gestorben. Das teilte sein langjähriger Sprecher der New York Times mit. Belafonte war in den 1950er Jahren zu einem Erfolg im Mainstream der Populärkultur gelangt, der für Nicht-Weiße zu jener Zeit absolut außergewöhnlich war, in den USA herrschte damals noch Rassentrennung. Doch nicht nur in der Populärkultur war der gebürtige New Yorker mit karibischen Wurzeln ein Wegbereiter - an der Seite von Martin Luther King war er auch ein Vorkämpfer für Bürgerrechte. Mit Nelson Mandela kämpfte er später gegen die Apartheid in Südafrika und als UNICEF-Botschafter für Kinder auf Haiti und im Sudan.

Harry Belafonte (1927-2023): "Daaaay-Ooo" und Bürgerrechte

Harry Belafonte kämpfte als UNICEF-Botschafter für Kinder auf Haiti und im Sudan.

Weltstar und Bürgerrechtler 

Zum Weltstar geworden war Belafonte einst mit zwei lang gezogenen Silben: "Daaaay-Ooo" singt er zum Auftakt des Calypso-Hits "Banana Boat Song", längst ein Ohrwurm-Klassiker. Bereits 1959 war er der bestbezahlte Schwarze Entertainer aller Zeiten. Mehr als 100 Millionen Platten mit Songs wie "Island in the Sun", "Matilda" und "Jump in the Line" verkaufte Belafonte, spielte in mehr als 40 Filmen mit.

Belafontes Lebensgeschichte

Seine Lebensgeschichte war die Geschichte Amerikas im 20. Jahrhundert. Geboren in New York, verbrachte Belafonte einen großen Teil seiner Jugend in der jamaikanischen Heimat seiner Mutter. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der US-Marine und besuchte danach in New York die legendäre Schauspielschule des emigrierten deutschen Regisseurs Erwin Piscator mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando. Gerne wäre er der "erste schwarze Hamlet" geworden, wie er einmal in einem Interview sagte. Stattdessen wurde es Hollywood mit Filmen wie "Bright Road" (1953) und Otto Premingers "Carmen Jones" (1954).

Harry Belafonte (1927-2023): "Daaaay-Ooo" und Bürgerrechte

An der Seite von Martin Luther King Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrechte in den USA.

Die Musik kam dazu und Belafonte, Sohn eines Schiffskochs aus Martinique und einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika, wurde zum "Calypso King". Zum Weltstar geworden war Belafonte einst mit zwei lang gezogenen Silben: "Daaaay-Ooo" singt er zum Auftakt des Calypso-Hits "Banana Boat Song", längst ein Ohrwurm-Klassiker. Mehr als 100 Millionen Platten mit Songs wie "Island in the Sun", "Matilda" und "Jump in the Line" verkaufte Belafonte.

Hinter der heiteren Urlaubsmusik steckte immer schon ein Aufschrei gegen Sklaverei. "So haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war immer verschlüsselt", sagt Belafonte. Abseits der Musik verschlüsselte er seine Kritik nicht - ob an Präsidenten wie George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump, oder auch an seinen Musikkollegen, denen er vorwarf, sich nicht mehr um ihre "gesellschaftlichen Pflichten" zu kümmern.

Bei einer Pressekonferenz 1993 in Wien anlässlich eines musikalischen Gastspiels sagte Belafonte: "In Amerika ist der Rassismus weiter angewachsen." Auch die Entwicklung in Europa beobachtet er sehr genau: "Die globale Zukunft hängt vielfach davon ab, wie sich die Dinge auf dem alten Kontinent entwickeln." Es machte ihm schon damals Sorgen, dass überall auf der Welt der Nationalismus eine dominierende Rolle spiele, auch die Probleme nach dem Zusammenbruch des Kommunalismus seien noch lange nicht bewältigt. "Wir haben die wichtigsten moralischen Werte verloren", betonte Belafonte.

In seiner 2012 erschienenen Autobiografie "My Song" sprach Belafonte auch von seinen dunklen Seiten, von seiner Spielsucht und Untreue beispielsweise. Zwei Ehen zerbrachen, in dritter Ehe war der Vater von vier Kindern seit 2008 mit der Fotografin Pamela Frank verheiratet.

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