Belafonte konnte seine Kraft für gesellschaftlichen Wandel entwickeln, weil er es bereits in den 1950ern, als in den USA noch strenge Rassentrennung herrschte, zu enormer Popularität gebracht hatte. Der am 1. März 1927 als Harold George Bellanfanti Jr. im New Yorker Stadtteil Harlem geborene Sohn einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika und eines Schiffskochs aus Martinique verbrachte einige Jahre seiner Kindheit auf Jamaika, bevor er im Zweiten Weltkrieg in der US-Marine diente; danach besuchte er in New York die Schauspielschule Regisseurs Erwin Piscator mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando.
Doch es war der „Banana Boat Song“ mit dem unausweichlichen „Day-O“-Signet, der ihn 1956 an die Spitze der Charts brachte und ihn auch in weißen Haushalten als „Calypso-König“ bekannt machte. Dass das Lied von der Mühsal der Hafenarbeiter handelt, die in der Nacht Bananendampfer beladen und die Erlösung des Morgengrauens herbeisehnen, trat nicht zuletzt in Europa in den Hintergrund. „So haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war immer verschlüsselt“, sagte Belafonte.
Bereits 1959 war Belafonte der bestbezahlte schwarze Entertainer, den es bis dahin gegeben hatte. Zahlreiche Filmrollen trugen zu seiner Popularität bei, wobei er im Schauspiel hinter Sidney Poitier, einem weiteren Türöffner für Schwarze im Showbiz, zurückstand.
Bis zuletzt sah Belafonte seine Popularität als Auftrag: Er sprach sich gegen die Diktatur Pinochets ebenso aus wie gegen jene der Obristen in Griechenland; mit George W. Bush und seinem (schwarzen) Außenminister Colin Powell ging er ebenso hart ins Gericht wie zuletzt mit Barack Obama, dem er vorwarf, die „kleinen Leute“ vergessen zu haben. Kritiker hielten ihm wiederum seine Sympathien für Populisten wie Hugo Chavez in Venezuela vor. Doch Belafontes Herz schlug eben links. Bis es zu schwach wurde, am 25. April des Jahres 2023.
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