Musikfreunde: Ein würdiges Fest

Musikfreunde: Ein würdiges Fest
200 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde – das ist auch ein politischer Staatsakt.

Neben Gratulanten wie Bundespräsident Heinz Fischer, der einfach nur „Danke“ sagte, sowie weiteren Gratulanten aus Politik, Wirtschaft und Kultur, war es vor dem Festkonzert vor allem die Rede von Wiens Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst, die für Gesprächsstoff sorgte. Dieser nämlich hielt ein bewegendes Plädoyer für die Kunst an sich und die Musik im Besonderen, sparte aber auch nicht mit Seitenhieben gegen die sogenannte Eventkultur. Eine Verbreiterung und reine Abbildung in Hochglanzmagazinen sei der Kultur an sich nicht zuträglich, ganz im Gegenteil. Weiters stellte Welser-Möst grundsätzliche Fragen zum Thema „Wohin gehen wir?“, die auch in einem politischen Kontext zu verstehen waren.

Beim Festkonzert hingegen war alles eitel Wonne. Nikolaus Harnoncourt machte Scherze und lud wie schon bei der Voraufführung am Mittwoch auch am Donnerstag das Publikum zum Mitsingen ein. Auf dem Programm: Georg Friedrich Händels Kantate „Timotheus oder Die Gewalt der Musik“ (in der dezenten Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart)

Repertoire

Warum ausgerechnet „Timotheus“, ein Werk, das nicht im gängigen Konzert-Repertoire aufscheint (und vielleicht auch nicht unbedingt aufscheinen muss)? Ganz einfach: Eine gigantische, groß besetzte Aufführung dieses „Timotheus“ am 29. November 1812 in der Hofreitschule gab den Anstoß zur Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde.

Damals waren an die 600 Musiker am Werk. 200 Jahre später waren Nikolaus Harnoncourt mit seinem auf 80 (!) Musiker aufgestockten Concentus Musicus sowie der 120-köpfige Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde (Einstudierung: Johannes Prinz) die Interpreten. Als Solisten konnten die Sopranistin Roberta Invernizzi, der Tenor Werner Güra und der Bassist Gerald Finley gewonnen werden.
Das Ergebnis war ein von Harnoncourt exzellent und mit dramatischem Aplomb dirigiertes Hohelied auf die „Macht der Musik“. Und das Publikum durfte beim Chor „Brich die Bande seines Schlummers“ mitsingen. Denn Harnoncourt ließ Notenblätter austeilen und wies den voll besetzten Saal ein: „Die schwarzen Punkte – das sind die Noten“. Das Publikum war sehr glücklich.

KURIER-Wertung: ***** von *****

Das Maß aller Dinge:

Gesellschaft Die Gründung war Fanny von Arnstein zu verdanken, die 1812 angeregt hatte, die zahlreichen „Musikdilettanten“ Wiens in einer Gesellschaft zu organisieren. Ziel war die „Emporbringung der Musik in allen ihren Zweigen“.

Musikverein:

Seit 1870 ist das von Architekt Theophil Hansen konzipierte, klassizistische Gebäude die Heimat aller großen Künstler.

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