Nach Staatsopern-Abschied macht Philippe Jordan "Oper nur noch in Ausnahmefällen“

Philharmonikerball 2024
Der scheidende Musikdirektor der Wiener Staatsoper sagt: „Ich brauche jetzt nach den fünf Jahren eine Pause, und das Haus braucht eine Pause von mir.“

Am Samstag beendete Philippe Jordan nicht nur seinen zweiten „Ring des Nibelungen“ innerhalb weniger Wochen – die „Götterdämmerung“ war auch sein letzter Auftritt als Musikdirektor der Wiener Staatsoper. Fortan bleibt diese Position vakant. Jordan selbst hatte schon im KURIER-Interview 2022 angekündigt, nach vielen Jahren in verantwortlichen Positionen keine fixe Verpflichtung an einem Opernhaus mehr annehmen zu wollen. Ab 2027 wird er Chef des Orchestre National des Paris – wie man hört, hatte sich jedes einzelne Pariser Orchester um ihn bemüht. 

Im großen Abschiedsinterview nach fünf Jahren als Musikdirektor in Wien erklärt er

  • Wie wichtig ein Musikdirektor für ein derartiges Haus ist
  • Warum er vorerst nicht mehr an der Wiener Staatsoper dirigieren wird und
  • Was er für strukturell für falsch hält: "Wenn der Musikdirektor die Nummer 2 ist, also dem Intendanten nachgeordnet – dann ist ein möglicher Konflikt vorprogrammiert".

Und er sagt zur RSO-Debatte: "Ich würde mir wünschen, dass im Musikland Österreich der ORF ebenso stolz auf sein einziges Orchester ist und es nicht regelmäßig in schändlichster Weise in Frage stellt."

Das Interview mit Philippe Jordan

KURIER: Herr Jordan, mit welchen Gefühlen scheiden Sie aus diesem Amt aus? 

Philippe Jordan: Naturgemäß mit sehr gemischten, aber vor allem mit Dankbarkeit für fünf unglaublich intensive, spannende und auch künstlerisch erfreuliche Jahre. Wir haben doch eine Menge von dem erreicht, was wir uns vorgenommen haben.

SALZBURGER FESTSPIELE 2023: FOTOPROBE ?MACBETH? / JORDAN

Was konkret aus Ihrer Sicht?

Als Wichtigstes die Pflege der Mozart-Werke – das war mir besonders wichtig. Dass mit dem Ensemble über die Jahre wieder eine Einheitlichkeit in die Aufführungen kommt. Das haben wir mit dem Da Ponte-Zyklus, denke ich, im Laufe der Jahre geschafft. Dann: Die erneute Auseinandersetzung mit dem Werk Wagners – es gab ja in den fünf Jahren fünf Wagner-Premieren. Es war aber auch eine sehr bewegte Zeit. Wir haben 2020 im ersten Corona-Jahr begonnen, teilweise ohne Besucher, und ich bin beglückt, dass wir mit dem Orchester und auch mit dem Publikum immer mehr zusammen gewachsen sind. Dieses wichtige Vertrauen, das Geben und Nehmen, das in einem Opernhaus so wichtig ist, hat sich in diesen fünf Jahren verfestigt.

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