Molière im Akademietheater: Zum Totlachen hochsensibel

Molière im Akademietheater: Zum Totlachen hochsensibel
Eine sprachlich derbe, im Detail differenzierte Molière-Überschreibung.

„Du Opfer!“ Unlängst war das eine Beschimpfung. Die Stimmung ist umgeschlagen. Heute herrscht Wettbewerb der Opfer. Im Krieg – wer verbreitet die besseren Opferbilder – wie daheim. Die Influencerin von Welt hat, wenn nicht ADHS, dann wenigstens Laktoseintoleranz und möchte bitte heute keine Männer im Freibad.

Auch das ist Teil der Antwort auf die Frage, wozu man Molières „Der eingebildete Kranke“ von 1673 heute noch spielen soll. Die hysterische, Verzeihung: hochsensible Gesellschaft. Klar, das Lachen über den Tod hat immer Saison. Und natürlich ist Molières letztes Stück auch ein gut gebauter Klassiker, der Lacher garantiert und eher für Publikum sorgt als eine Uraufführung. Womöglich ein Grund, warum Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann, 2013 bis 2024 Intendant am Schauspiel Köln, seine erfolgreiche Molière-Inszenierung nach Wien mitgebracht hat.