"Mit Angriffen kann ich leben"

"Mit Angriffen kann ich leben"
Am Sonntag eröffnet das Theater an der Wien in der Kammeroper seine zweite Spielstätte. Intendant Geyer im Gespräch.

Die Aufregung war groß. Als "feindliche Übernahme" werteten es die einen; als "Usurpator" bezeichneten ihn andere. Gemeint ist die Neupositionierung der Wiener Kammeroper durch Roland Geyer, der damit neben dem Theater an der Wien eine zweite Spielstätte hat.

"Mit den Angriffen kann ich leben", sagt Geyer vor der ersten Premiere von Rossinis "La cambiale di matrimonio" (21. 10.) im KURIER-Interview. Nach dem Rückzug des Bundes als Subventionsgeber war die Existenz der Kammeroper massiv gefährdet. Mit der Stadt Wien als einzig verbliebenem Geldgeber wurde ein Rettungsplan für das Traditionshaus entwickelt. Vorerst für drei Jahre bespielt das Theater an der Wien das Etablissement am Fleischmarkt – "als Studiobühne und als Sprungbrett für junge Talente".

Synergien

Die Kritik der freien Opernszene weist Geyer zurück. "Wir haben ein kleines Ensemble aufgebaut, das sich in der Kammeroper in größeren Rollen bewähren kann und auch im Theater an der Wien seine Chance bekommt. Das ergibt große Synergie-Effekte. Außerdem schließen wir die freie Szene nicht aus. So wird etwa die Neue Oper Wien kooperativ eingebunden."

Und zur unlängst geäußerten Kritik, es gäbe zu wenig modernes Musiktheater in Wien: "Die Frage ist doch, was man unter modern versteht. Gerade das Theater an der Wien macht immer wieder Uraufführungen, ist jetzt Partner von ,Wien Modern". Dazu kommt, dass ich Werke wie Hindemiths ,Mathis der Maler" für sehr zeitgemäß halte." Dass die Staatsoper in diesem Bereich auslässt, will Geyer nicht kommentieren.

Fokus

Bis 2018 ist Geyer an das Theater an der Wien gebunden. Wie es nach dem von ihm abgebrochenen Bregenz-Flirt weitergeht? Geyer: "Ich bin froh, dass Bregenz nichts geworden ist, denn da hätte ich meine Vorstellungen nicht umsetzen können. An der Wien kann ich das. Ich bin völlig auf dieses wundervolle Theater fokussiert. Ob es nach 2018 weitergeht, werden wir in zwei, drei Jahren sehen." Lachend: "Man muss ja dann auch an sein Alter denken." Aber: "Ich bin sehr glücklich hier und habe noch viel vor."

Auch als Regisseur. Geyer, der heuer ja aus der Not heraus Offenbachs "Hoffmann" selbst inszeniert hat: "Ich habe Blut geleckt. Ich habe gemerkt, dass ich es kann und dass ich es weitermachen will. Ab 2015 werde ich regelmäßig inszenieren."

Und wie geht es mit dem Belvedere-Wettbewerb weiter? "Das ist noch nicht klar. Aber eines ist sicher: Wien braucht so einen Gesangswettbewerb." Und: "Es ist wirklich ein Skandal, dass es beim Theaterpreis ,Nestroy" noch immer keine Musiktheatersparte gibt."

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