Minimalist mit Ausdruckskraft: US-Maler Brice Marden (84) ist tot

Minimalist mit Ausdruckskraft: US-Maler Brice Marden (84) ist tot
Der Künstler, der inmitten von Reduktionstendenzen an der Malerei festgehalten hatte, erlag einem Krebsleiden

Als in der US-Kunstszene der 1960er Jahre die Malerei  totgesagt wurde, kam Brice Marden daher und zeigte  dem Medium neue Wege auf: Mit abstrakten, oft einfärbigen Bildern, später auch mit kalligrafischen Mustern, wurde der New Yorker zu einem der einflussreichsten Künstler seiner Generation. Nun ist Marden im Alter von 84 Jahren an Krebs gestorben.

Der Galerist Larry Gagosian, auf dessen Website die Todesmeldung zu lesen war, würdigte Marden als "einen der größten amerikanischen Künstler, dessen Errungenschaften in der Weiterführung und Erweiterung der Traditionen der Malerei weltweit anerkannt und gefeiert wurden". Tatsächlich hatte der 1938 geborene Künstler mit seiner Innovationsgabe und seinem Beharren auf den Fähigkeiten der Malerei schon früh Erfolg gehabt - und dem Medium einen Platz im Umfeld der oft übermäßig verkopft geltenden Minimal-Art aufgezeigt.

Minimalist mit Ausdruckskraft: US-Maler Brice Marden (84) ist tot

Viel mit wenig

Marden - er war in erster Ehe mit der Schwester von Folksängerin Joan Baez verheiratet - gelang es, malerische Intensität inmitten einer scheinbaren Reduktion unterzubringen. "Im Gegensatz zu den klassischen Minimalisten Frank Stella oder Donald Judd, die durch ihren formalen Purismus eine vom Humanen gänzlich losgelöste Abstraktion zu etablieren suchten, ist Mardens Kunst durchdrungen von Anspielungen auf Persönliches und Existenzielles", heißt es im Sammlungskatalog des Wiener mumok, das ein Bild aus dem Jahr 1969/'70 besitzt. "Bereits mit seinen ersten Bildern legte sich Marden auf die ambivalente Farbe Grau fest (...)  Marden vermischte seine Ölfarbe mit heißem Wachs, trug diese Mischung zunächst mit einem breiten Pinsel auf die Leinwand auf und überarbeitete sie dann mit einem Spachtel und einem spitzen Messer. In langer Detailarbeit legte Marden mehrere dieser Schichten übereinander.(...) Auf der Bildoberfläche entstand hingegen ein reges, jedoch unzusammenhängendes Formengespräch zwischen völlig disparaten Markierungen."

Marden in den USA und Europa

In den 1980er Jahren - anderswo florierte die neo-expressive Malerei - wendete sich Marden dann fernöstlichen kalligraphie-techniken zu und erfand seine Bildsprache noch einmal neu. In den USA für seine Innovaktionskraft gefeiert, blieb er in Europa doch im Schatten diverser Neo-Expressiver Tendenzen. In österreichischen Sammlungen ist sein Werk - neben dem Bild im mumok - in der Albertina mit einigen Arbeiten auf Papier vertreten. Stark präsent ist er in der Schweiz, wo er u. a. Glasfenster für das Münster in Basel gestaltete. Über eine Schenkung des Unternehmers Hubert Looser fand das Werk auch permanenten Eingang ins Kunsthaus Zürich. Werke aus dessen Sammlung wurden in Österreich im Bank Austria Kunstforum (2012) sowie in der Schau "Abstract Painting Now" in der Kunsthalle Krems (2017) gezeigt.

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