Milo Raus "Burgtheater": Stell dir vor, es geht das Licht aus ...

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Der Intendant der Wiener Festwochen brachte im Burgtheater eine wilde Dekonstruktionsrevue mit ein paar Jelinek-Szenen heraus.

Am Samstag starb Elisabeth Orth, die Doyenne des Burgtheaters, im 90. Lebensjahr – und tags darauf durfte eine unschuldige Mädchen-Figur, die sie aufgrund der vorgestellten Familienkonstellation sein musste, auf der Bühne des Burgtheaters wie ein Schwein aus der Schüssel fressen. Gegen Ende des Stücks wurde dieses Mädchen, dargestellt von einer Artistin, erschossen – zusammen mit der jüngeren Schwester, beide in Matrosinnenkleidchen.

Die Aufführung dauerte rund Zweieinviertelstunden. Stefan Bachmann, der Burgdirektor, trat in den ausklingenden Applaus auf die Bühne und erbat eine Schweigeminute für Orth, die bürgerlich Elisabeth Hörbiger hieß.

Die Geste, wiewohl richtig, passte nicht. Der Anstand hätte es  geboten, die Premiere von „Burgtheater“, Elfriede Jelineks Abrechnung mit der Schauspielerfamilie Wessely-Hörbiger, einfach zu verschieben. Doch der Schweizer gestattete dem Landsmann Milo Rau, Intendant der Wiener Festwochen, die Sache durchzuziehen, indem er den Sachverhalt in einem Statement gegenüber dem KURIER umdrehte: Die Pietät gebiete es, die unglaubliche Koinzidenz zwischen Tod und Premiere nicht in den falschen Zusammenhang zu bringen.

The Show must go on, heißt es immer. Aber so aufregend wie angekündigt war sie ohnedies nicht. Die aufwendige Inszenierung mit üppiger Ausstattung auf der Drehbühne (von Anton Lukas) und viel Video hinterließ einen eher ambivalenten Eindruck.

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