Millionenschwere Jesusfigur "ohne Zipferl" entdeckt

Die Figur eines Jesuskindes, aufgenommen am 26.04.2013 in Kirchheim (Bayern). Die durch Zufall in einer Krippensammlung in Mindelheim entdeckte spätgotische Figur wird auf einen Wert von mindestens einer Million Euro geschätzt. Foto: Karl-Josef Hildenbrand dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++
Ein scheinbar unbedeutendes Jesuskind entpuppte sich als kostbares, spätgotisches Kunstwerk.

Im deutschen Allgäu ist eine seltene spätgotische Jesusfigur aus der berühmten Ulmer Schule entdeckt worden. Die etwa 40 Zentimeter große Figur habe schätzungsweise einen Wert von einer Million Euro, sagte Mindelheims Kulturamtsleiter Christian Schedler. Vor wenigen Monaten sei auf einer großen Kunstmesse eine vergleichbare, allerdings etwas größere Figur für mehrere Millionen Euro angeboten worden.

Die Entdeckung der Figur des Künstlers Michel Erhart war dabei ein Zufall. Das Jesuskind wurde bereits fast ein viertel Jahrhundert lang im Schwäbischen Krippenmuseum in Mindelheim gezeigt, ohne die genaue Herkunft zu kennen. Schedler vermutete nun in der Figur ein kostbares Kunstwerk und bat einen Experten um ein Gutachten. Der Experte fand eindeutige Hinweise an der Skulptur auf die Werkstatt von Erhart, der Ende des 15. Jahrhunderts in Ulm wirkte und unter anderem am Chorgestühl des Ulmer Münsters mitgearbeitet hatte.

Nonnen entfernten "Zipferl"

Millionenschwere Jesusfigur "ohne Zipferl" entdeckt
Die Figur eines Jesuskindes, aufgenommen am 26.04.2013 in Kirchheim (Bayern). Die durch Zufall in einer Krippensammlung in Mindelheim entdeckte spätgotische Figur wird auf einen Wert von mindestens einer Million Euro geschätzt. Foto: Karl-Josef Hildenbrand dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++
In der Vergangenheit war das Jesuskind aus Mindelheim mit einem blauen Kleid verhüllt ausgestellt worden. Bei der Untersuchung der Figur wurde entdeckt, dass dem Buben nachträglich das Geschlechtsteil entfernt wurde. Laut Schedler sind die Menschen in der Barockzeit prüde geworden und haben dann Skulpturen von nackten Menschen oft verstümmelt - besonders Nonnen hätten dies getan. "Unsere Figur stammt mit Sicherheit aus einem Frauenkloster", sagte der Kulturamtsleiter. "Bei etwa 90 Prozent der Jesuskinder in Frauenklöstern wurde damals das Zipferl abgeschnitten." Die Figur wird derzeit restauriert und soll ab Herbst wieder imMuseumgezeigt werden - mit dem rekonstruierten "Zipferl".

Bilder: Die teuersten Kunstwerke der Welt

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