Haneke erhält Prinz-von-Asturien-Preis

Haneke erhält Prinz-von-Asturien-Preis
Der Preisregen für Michael Haneke geht mit dem "Spanischen Nobelpreis" weiter.

Der Preisregen für Michael Haneke hält an. Nachdem sein Liebes- und Sterbedrama "Amour" (Liebe) ihm die Liebe von Filmjurys auf der ganzen Welt und nach einem beispiellosen Erfolgslauf auch seinen ersten Oscar eingebracht, wurde heute bekannt, dass der 71-jährige Österreicher im Oktober den renommierten spanischen Prinz-von-Asturien-Preis erhalten wird. In Madrid war erst kürzlich seine Opern-Inszenierung von Mozarts "Cosi fan tutte" am Teatro Real bejubelt worden.

In Europa war Haneke in den vergangenen Jahren mit seinem Oeuvre bereits hoch erfolgreich und etwa Stammgast an der Croisette. Gleich sein Kinoerstling "Der siebente Kontinent" war dort 1989 in einer Nebenschiene gelaufen. Der Gewaltschocker "Funny Games" wurde schließlich 1997 nach 35 Jahren der erste österreichische Wettbewerbsbeitrag in Cannes, die Filme "Code Inconnu" (2000) und "Wolfzeit" (2003) wurden beim Festival kontrovers besprochen. Für die Jelinek-Verfilmung "Die Klavierspielerin" mit Isabelle Huppert gab es an der Cote d'Azur 2001 den Großen Preis der Jury, für "Cache" 2005 den Regiepreis, für "Das weiße Band" und "Amour" zuletzt zwei Goldene Palmen hintereinander.

Liebesbeziehung zu Frankreich

Als Haneke von Frankreich für seine filmische "Suche nach der Wahrheit" zum "Commandeur dans l'ordre des Arts et des Lettres" ernannt wurde, sprach er von seiner "großen Bewunderung für die französische Kultur". Er habe eine "lange Liebesbeziehung zu Frankreich", erklärte der Filmemacher. Aber auch mit Deutschland verbindet den Regisseur nicht nur der Geburtsort München. Er müsse sich bedanken, sagte er im Dezember, als er das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhielt, denn er habe seine berufliche Grundausbildung in Deutschland genossen, bevor er in Österreich mit dem Kinofilm begonnen habe.

Dennoch fühlt sich Haneke durch und durch als Österreicher. Am 23. März 1942 als Sohn der österreichischen Schauspielerin Beatrix von Degenschild und des Düsseldorfer Regisseurs und Schauspielers Fritz Haneke geboren, wuchs Haneke in Wiener Neustadt auf und versuchte sich neben dem Studium der Philosophie und Psychologie in Wien zunächst als Autor sowie Film- und Literaturkritiker. 1967 bis 1971 arbeitete er als Redakteur und Fernsehspieldramaturg beim Südwestfunk in Baden-Baden, in dieser Zeit entstand sein erstes Drehbuch "Wochenende".

"...und was kommt danach?"

1973 drehte Haneke seinen ersten Fernsehfilm "...und was kommt danach? (After Liverpool)". Es folgten TV-Filme nach Vorlagen von Ingeborg Bachmann, Peter Rosei und Franz Kafka. Den Kinoauftakt Ende der 1980er Jahre beging er mit seiner "Trilogie der emotionalen Vereisung", zu der auch "Bennys Video" und "71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls" zählen. Vom anschließenden "Funny Games" (1997) fertigte Haneke zehn Jahre später ein US-Remake an, das bei der Kritik und beim Publikum zwiespältig aufgenommen wurde. Im gleichen Jahr erhielt der Filmemacher, der seit 1983 mit seiner Frau Susanne zusammenlebt und einen Sohn hat, in Österreich das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

Anfang der 1970er-Jahre hatte Haneke auch als Bühnenregisseur am Stadttheater Baden-Baden mit "Ganze Tage in den Bäumen" von Marguerite Duras debütiert. Es folgten Theaterinszenierungen in Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg, München und Wien. 2006 - zu jener Zeit schon seit vier Jahren Professor für Regie an der Wiener Filmakademie - gab er exakt an Mozarts 250. Geburtstag an der Pariser Oper sein Debüt als Opernregisseur: Mit seiner modernen Inszenierung von "Don Giovanni" spaltete er das Publikum. Auch in "Cosi fan tutte" setzte er sich über Interpretations-Konventionen hinweg und stellte die Suche nach Liebe und Wahrhaftigkeit ins Zentrum.

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