"Meistersinger": Nürnberg sucht (und findet) den Superstar

"Meistersinger": Nürnberg sucht (und findet) den Superstar
Die Neuproduktion der Wagner-Oper wurde zum Triumph für Dirigent Jordan, für die Sänger und Regisseur Warner.

47 Jahre ist es her, dass Otto Schenk an der Wiener Staatsoper „Die Meistersinger von Nürnberg“ inszenierte (mit Christoph von Dohnányi als Dirigent und Karl Ridderbusch als Hans Sachs). Das Wiener Publikum hatte also genügend Zeit, sich an die Schenk’sche Katharinenkirche zu gewöhnen, an die staubige Schusterstube und die riesig angelegte Festwiese, auf der Sachs stets Applaus aus dem Zuschauerraum bekam, wenn er einzog.

Seit Sonntag gibt es eine neue „Meistersinger“-Produktion im Haus am Ring, und das ist gut so. Wenn Oper stehen bleibt, wenn sie museal wird, wenn sie keine Risiken eingeht, wenn sie selbstverliebt nur noch im eigenen Saft dahin köchelt, ist es um sie als relevante Kunstform geschehen.

Sobald es jedoch um Erneuerung geht, sobald alte Sichtweisen hinterfragt werden, läuten bei Traditionalisten alle Alarmglocken. Weil sie – aufgrund vieler Erfahrungen nicht zu Unrecht – puren Dekonstruktivismus befürchten oder unmusikalische szenische Zugänge. Umso verblüffender ist es, dass die Premiere in der Regie von Keith Warner besonders gut ankam. Wohl niemand wird sich im Verlauf der fünfeinhalb Stunden nach der Schenk’schen Optik zurückgesehnt haben. Und das hat einen einfachen Grund: Die neue Inszenierung ist hochprofessionell, kurzweilig, die Personenführung fabelhaft – und es stellt sich gar nicht die Frage, ob das traditionell oder modern sei. Das ist ja eines der großen Vorurteile, das es im Musiktheater (und nicht nur dort) gibt: dass alles in eine Schublade passen muss. Warner widerlegt es und zeigt, dass es immer nur um Qualität geht.

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