„Very Good for Hollywood“: Puls4-Reality mit einigem Tiefgang

Simona aus Wien verkuppelt Schöne und Reiche. Davor wird aber der Privatdetektiv tätig
Einblicke in Lebenswelten abseits der Schwarzeneggers und Pucks verspricht Produzent Markus Andorfer (ab 3. 1., 20.15 Uhr, Puls4/Zappn)

Los Angeles steht für Glanz und Glamour, Ruhm und Reichtum. 13 Millionen Menschen aus 140 Nationen jagen dort dem amerikanischen Traum nach. Die neue Reality „Very Good for Hollywood“ zeigt ab Dienstag (20.15, Puls4 und Zappn), wie österreichische Auswanderer versuchen, in der kalifornischen Metropole durchzustarten, sie erzählen von ihrem Weg zum Erfolg – aber auch über den Tribut, den sie dafür zu zahlen hatten und haben. „Wir bieten Einblicke in Lebenswelten abseits der Schwarzeneggers und Pucks, etwas, was man in deren Heimat bestimmt so noch nicht kennt und das im Factual-Entertainment-Stil – denn Unterhaltung steht hier natürlich im Vordergrund“, sagt Produzent Markus Andorfer.  

Mit dabei ist etwa Iris aus St. Pölten, die als Hundetrainerin arbeitet und sich wundert, wie viel Geld damit zu verdienen ist – das macht den Abschied von ihrer 5-jährigen Tochter, die einige Wochen beim getrennt lebenden Papa und Sänger James Cottriall verbringt, aber nicht leichter. Simona hat neben dem Modeln und der Schauspielerei erfolgreich ihr Business als „Matchmakerin“ hochgezogen. Sie verkuppelt die Schönen und Reichen, erzählt aber auch, was da ins Auge gehen kann. In L. A. trifft man auch auf die prominent besungene „Blume aus dem Gemeindebau“: Evie, inzwischen 76, arbeitet heute als Hypnose- und Trauma-Therapeutin. In Hollywood versucht Schauspieler Alain sein Glück. Der große Durchbruch hätte eine Rolle in der Neuauflage der Kultserie „Roseanne„  sein können, die wurde aber nach rassistischen Tweets der Hauptdarstellerin, Roseanne Barr, abgesetzt. Der Koch Bernhard hat sich von Nussdorf am Attersee aus aufgemacht, um in der kalifornischen Metropole mit dem Restaurant „Lustig“ zu reüssieren, wobei ihn die Bürokratie vor Ort nicht heiter stimmt. Die Luxus-Immobilienmaklerin Elizabeth hat hingegen einen ganz anderen Traum – die Rückkehr nach Graz und damit zu ihren Wurzeln.

Vertrauensfrage

„Producerin Pia Raunjak, die selbst mehrere Jahre in L. A. gelebt und u. a. von Hollywood-Events berichtet hat, hat einen sehr vielfältigen Cast  zusammengestellt. Das hat auch den Sender überzeugt“, sagt Andorfer. Ein ganz wesentlicher Aspekt bei einer solchen Reihe seien Vertrauen und Respekt. Das hätte sie bzw. das Team vor Ort sehr gut umgesetzt. „Die Rückmeldungen der Protagonisten sind positiv. Dass wir in der Produktion den richtigen Ton getroffen haben, zeigen Anfragen wegen einer zweiten Staffel, die ist aber natürlich abhängig von den Einschaltquoten“, meint der Produzent.  

„Very Good for Hollywood“: Puls4-Reality mit einigem Tiefgang

Media-Consultant und Produzent Markus Andorfer ist inzwischen am nächsten neuen Trend dran: CTV-Channels - lineare, werbefinanzierte Kanäle, die via Apps verbreitet werden

In einem so entspannten Feeling wie bei „Very Good for Hollywood“, wird jedenfalls viel erzählt. „Man bekommt beim Zusehen schon einen sehr tiefen Einblick in das Privatleben, aber auch in den Umgang miteinander und vom Alltagsleben an sich“, unterstreicht Andorfer.

Dazu gehören insbesondere zwei – überraschende – Themen, die sich durch diese Reihe wie ein roter Faden ziehen: Eines ist Burn-out. „Diese Stadt und ihr Tempo verlangen volles Engagement rund um die Uhr. Selbstverständlich gehört dazu auch ein entsprechendes Investment in sich selbst, in das eigene Aussehen.“ Das sei die Voraussetzung, um sich in dieser Stadt wenigstens einen minimalen Standard leisten zu können. „Auf Dauer hinterlässt das Spuren, was immer wieder angesprochen wird“, ist Andorfer überzeugt.

Schein und Sein

Ein zweites Thema ist „emotionale und mentale Stabilität. Das ist offenkundig ein Problem, so oft, wie das die Protagonisten erwähnt haben und es lässt erahnen, was hinter glanzvollen Fassaden passiert. Das trifft“, glaubt Andorfer,  „auch ganz gut das Gefühl, das Europäer beim Besuch dieser Stadt beschleicht, nämlich das hier vieles nur Theater, Kulisse, Staffage ist – aber eben auch sehr spannend.“

Für Markus Andorfer, der für die Entwicklung einiger Factual-Entertainment-Klassiker (etwa „Die Lugners“, „Bauer sucht Frau“ etc.) im österreichischen Privat-TV verantwortlich zeichnet, ist „Very Good for Hollywood“ die erste Produktion, die seine Produktionsfirma Markand Media von der Idee bis zur fertigen Sendung selbst umsetzt hat. Bei Produktionen wie „Millionär sucht Frau“, „Die Urlaubstester“ oder auch „Vurschrift ist Vurschrift“ hat man die Produktion mit anderen ausführenden Partnern umgesetzt.

Eine Frage der Machart

Für „Very Good for Hollywood“ war der Consultant für Sender und Programme, übrigens selbst gar nicht in L. A. war: „Man arbeitet heute anders, sehr viel passiert remote. Das hängt auch mit Green Filming zusammen, da sind in der Kalkulation Flüge gar nicht drinnen.“ Das Team vor Ort hatte deutschsprachige Wurzeln, das Material wurde auf Server hochgeladen und von der Producerin gesichtet. „Mit ihrem Feedback wurde in L. A. weitergearbeitet und das offenkundig sehr gut.“

Factual Entertainment soll sich für die Markand Media zu einem weiteren Standbein entwickeln. „Dieses Genre ist inzwischen fest etabliert und findet sich auch bei Öffentlich-Rechtlichen. Die Zeiten, in denen da sofort die Nase darüber gerümpft wurde, sind vorbei. Denn alles ist nur eine Frage der Machart“, betont Andorfer. „Wenn man sich auf Social Media anschaut, was die Leute heute dort an Einblicken in ihr Privatleben zulassen, dann sind gut gemachte Reality-Produktionen fast schon ein High-End-Produkt.“

Daneben ist der gebürtige Mühlviertler auch bereits beim nächsten aufkommenden Trend engagiert: „Ich bin dabei, CTV-Channels aufzusetzen, also lineare Kanäle, durch Werbung finanziert, die ausschließlich über entsprechende Apps auf Smart-TV-Geräten ausgespielt werden. Das Spektrum reicht da von Spielfilm über Comedy bis Kinderprogramm, alles Bereiche, die mich auch schon früher beschäftigt haben.“

 

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