Streaming-Plattform Joyn erweitert Angebot und will „zweistellig wachsen“
Was man eigentlich tut, wenn man „fernsieht“, das ist gar nicht mehr so klar, wie es klingt. Für immer mehr junge Menschen hat „fernsehen“ nichts mehr mit dem zu tun, was Fernsehsender senden. Sondern damit, was Streaminganbieter und Videoplattformen anbieten.
Das hat Auswirkungen: Die Fernsehsender müssen sich, wie die Printmedien, überlegen, wie sie diese jungen Zielgruppen erreichen, auf die die Werbebranche erpicht ist. Mit dem ausgestrahlten Fernsehprogramm wird das immer schwieriger, da erleben Sender in den jungen Zielgruppen Rückgänge, und damit sinken auch die Werbeerlöse.
Daher wird Fernsehcontent online angeboten. Die heuer gestartete Plattform Joyn hat, eine medienpolitisch große Leistung, das österreichische Streamingangebot zusammengeführt: Hier sieht man die Programme der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe, die die Plattform betreibt; aber auch jene des ORF, von ServusTV und vielen weiteren heimischen Anbietern, und das kostenlos. Auf Joyn sind, sagte Puls4-Chef Markus Breitenecker, 40 Prozent der User unter 30 Jahre alt. Davon kann reguläres Fernsehen nur träumen.
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Angesichts dessen investiert die Gruppe in die Plattform, deren Aufbau bis Mai 2024 abgeschlossen sein soll. Man hat die Live-Sender von 50 auf 80 aufgestockt, die Mediatheken, über die Programm on demand geschaut werden können, auf 30 erweitert. Man zeigt künftig auch Spiele der weltbesten Basketballliga NBA und hat eine Doku über den österreichischen NBA-Export Jakob Pöltl gedreht. Wie überhaupt zusätzlicher Exklusivcontent, darunter Reality („Match in Paradise“ ab 11. Dezember) und Comedy, auf die Plattform locken soll. Und angesichts des „Superwahljahres“ 2024, das aufgrund von Desinformation auf den sozialen Medien gar nicht super zu werden verspricht, baut man auch das von Corinna Milborn geleitete Newsangebot aus.
Schwieriges Umfeld
Mit dem ORF setzt Puls4, etwa beim letzten und beim kommenden 4GameChanger-Festival auf Kooperation, betont Breitenecker, ein Novum im heimischen Branchengefüge. So werden die öffentlich-rechtlichen Inhalte auch dann bei Joyn abzurufen sein, wenn der ORF ab Jahresbeginn sein eigenes Online-Angebot erweitert.
Dazu gehört etwa ein eigenes Kinderprogramm, und auch Joyn wird einen derartigen Bereich künftig bieten. Diese gelebte Kooperation unter Konkurrenten soll dazu beitragen, dass der österreichische Medienstandort sich insgesamt besser behaupten kann, sagt Breitenecker. Joyn liefert dem ORF Reichweitendaten, damit dieser nichts verliert, indem er auf Joyn vertreten ist. Die Werbung anderer Sender wird auf der Plattform durch zielgruppengerechte Clips ersetzt. Zwei Stunden am Tag sollen die Seher die Plattform schon nutzen, das sei die wichtigere Kennzahl als die 1 Millionen monatliche Nutzer, die man auch bewarb. Man will bis Mai 2024 noch einmal zweistellig wachsen.
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