Stellenabbau bei ProSiebenSat.1Puls4: Sparkurs erreicht Österreich-Ableger

Eingangsportal von ProSiebenSat.1Puls4, das 9 Mitarbeitende gekündigt hat
Text-Angebot wird zurückgefahren, Fokus auf Bewegtbild-Informations-Inhalte bei Joyn. Fragezeichen hinter der ORF-Kooperation bei Streaming-Plattform.

Der von ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets im Frühjahr angekündigte konzernweite Personalabbau hat nun auch Österreich erreicht. Wie ProSiebenSat.1Puls4 am Montag bekanntgab, verlieren 9 Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter der Online-Nachrichten-Redaktion ihren Job. "Dieser Schritt ist aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation, des zunehmend herausfordernden Marktumfelds und strategischen Prioritäten nötig", heißt es in einer Mitteilung. Die Online-Redaktion werde umstrukturiert und in die Joyn-Struktur integriert.

Man konzentriere sich nun verstärkt "auf Bewegtbild-Informations-Inhalte auf Joyn, ergänzt durch Text-Beiträge auf der Publishing-Seite von Joyn „Behind the Screens“, die bis 2026 weiter ausgebaut werden soll. Dies führt zu einer Reduktion des Text-basierten Angebots", heißt es weiter. Und das wiederum zum Job-Abbau.

Mehr Info-Inhalte auf Joyn

Darüber hinaus werden, kündigt der TV-Konzern an, im Bewegtbild-Bereich "Informations-Inhalte weiter ausgebaut. Neben dem neuen Info-Magazin 'Treffpunkt Österreich' sind weitere journalistische Programme für Herbst und 2026 geplant." Hierzulande gehören die Puls4- und ATV-Sender zum ProSiebenSat.1-Konzern, der vor der Übernahme durch die Berlusconi-Gruppe MFE steht.

Bei ProSiebenSat.1Puls4 hält man fest: "Die Dominanz von US-amerikanischen und chinesischen Unternehmen im Medienmarkt nimmt zu, besonders in den sozialen Medien. Mit Joyn haben wir eine erfolgreiche Antwort am Markt positioniert." 

In einem KURIER-Gespräch hatten die ProSiebenSat.1Puls4-Chefs Thomas Gruber und Bernhard Albrecht bereits einen Mitarbeiterabbau, aber "keinen Big Bang" angesprochen. "Wir planen aktuell hier in Österreich mit sinkenden Personalzahlen. Wir werden heuer noch Maßnahmen setzen." Dazu ist es nun gekommen.

ORF-Stiftungsrat kritisiert Joyn-Kooperation

Am Montag hat im KURIER-Interview Stiftungsratschef Heinz Lederer ein Fragezeichen hinter die Kooperation des ORF mit ProSiebenSat.1Puls4 bei der kostenlosen Streaming-App Joyn gesetzt. Für den Stiftungsrat im September hat er ein "Hinterfragen" angekündigt. Dies "sehe ich zunächst völlig wertfrei, aber ich halte es für richtig und wichtig. Je nach Ergebnis dieser Bewertung kann der ORF hier seinen Kurs auch korrigieren." 

Lederer kritisiert: Der ORF "investiert Mittel aus den Beiträgen der Allgemeinheit in die Entwicklung einer eigenen öffentlich-rechtlichen Plattform ORF On und in entsprechende Produktionen. Dass man damit via Joyn zu den künftigen Gewinnen von ProSiebenSat.1 beiträgt, kann man ebenso hinterfragen, wie man hinterfragen kann, ob Sendungen wie 'Das Geschäft mit der Liebe' auf Joyn ein passendes Umfeld für den ORF sind."     

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