Ebenfalls zufällig trifft er in Wien auf einem Busbahnhof auf Miriam, gespielt von Metelka. Sie betreibt ihr eigenes kleines Café und hilft Karl bei der Suche nach Nini.
Metelka sagt: „Bei einer Szene im Riesenrad findet ein typisches Rollenspiel statt, das in romantischen Komödien oft vorkommt: Tu’ doch mal so, als wäre ich sie. Was würdest du ihr sagen? Auch wenn Miriam nicht gemeint ist, vergisst sie für einen kurzen Moment, dass Karl ja nur übt.“
Für die Schauspielstudentin Metelka ist es erst der zweite Film. „Ich genieße diese Erfahrung sehr, weil ich eine große Kitsch- und Romantik-Liebhaberin bin. Mir haben solche Dynamiken, die einfach nicht alt werden, immer imponiert. Außerdem ist es für mich als Wienerin sehr interessant, die Stadt über den Dreh anders wahrzunehmen, nachdem ich zuerst aus Wien wegwollte und die letzten zweieinhalb Jahre in Berlin gelebt habe.“
Das Sacher selbst hat sie mit ihren Eltern – das Schauspieler-Ehepaar Tamara Metelka und Nicholas Ofczarek – nicht kennengelernt. Umso mehr genieße sie es nun, in diesem Ambiente zu drehen.
Die Dreharbeiten waren von zwei Krisen beeinflusst. Die Omikron-Welle sorgte für Ausfälle im Team und sogar für kleinere Umbesetzungen. Und am Hauptbahnhof konnte aufgrund der Flüchtlingssituation in der Ukraine nicht gedreht werden.
Viele Szenen wurden direkt im Sacher gedreht, auch in der Philharmonikersuite. Dort residiert im Film Fanny Sawallisch. Krista Stadler („Krampus“) spielt diese Witwe eines Dirigenten, die anstatt ins Seniorenheim ins Sacher gezogen ist. „Das könnte von mir sein“, sagt Stadler am Rande des Drehs. „Das Sacher könnte ich mir schon einfallen lassen, wenn hier mehr Grün wäre.“
Erinnerung an Waldbrunn
"Der Ernst Waldbrunn hingegen, den ich sehr gut kannte, der hat hier gewohnt", erzählt Stadler. "Der hat mich sehr verehrt. Waldbrunn hatte ja viel übrig für junge Frauen, ich allerdings nicht für ältere Männer. Er hat mich einmal zum Nachtzug nach Hamburg gebracht, weil ich dort gedreht habe. Waldbrunn hat mir eine ganze Ausrüstung vom Sacher gebracht, ein Stifterl, ein paar Petit Fours, eine Serviette, ein Glas. Rührend!"
Eigentlich habe sie für dieses Jahr mehr Ruhe eingeplant, meint die 79-Jährige, aber das Buch von Robin Getrost und Stephanie Leitl hätte diese Pläne geändert. Stadler: „Normalerweise lese ich zuerst das ganze Buch. In diesem Fall habe ich die Rolle gelesen und hab’ schon zugesagt, bevor ich das ganze Buch gelesen habe. Weil sie mir so gefallen hat.“
Karl Fischer („Donna Leon“) spielt den Oberkellner Herr Schwarz. Für den Niederösterreicher ist es „schon eine ungewohnte Rolle. Ich habe viele Mörder und viele Polizisten gespielt ...“
Stadler: „Eine Uniform hast eh wieder …“
Fischer: „Ja, das ist übrigens die neue Uniform vom Sacher. In einem halben Jahr haben die alle hier an – und ich bin der Erste, der sie tragen darf, mit großem Stolz. Ein Oberkellner trägt ja sonst schwarzen Anzug. Aber das ist halt Sacher, alles ein bisschen besser noch.“
Der 65-Jährige erzählt, er habe früher einen fernen Bezug dazu gehabt: „Ich bin am Land aufgewachsen. Als Kind durfte ich immer ,Hotel Sacher, Portier‘ mit dem Fritz Eckhart anschauen. Da dachte ich, das Hotel Sacher muss was ganz Besonderes sein, so lustige Leut‘ sind dort.“
Später spielte er in Dornhelms „Sacher“-Serie mit.
Für Stadler, die in der Josefstadt aufwuchs, war das Sacher „immer eine Institution. Und später, wenn Freunde aus Übersee da waren, sind wir immer in die Blaue Bar gegangen. Das ist Tradition.“
Die Arbeit mit Spielfilm-Regiedebütantin Tine Rogoll macht den beiden Routiniers „total Spaß“. Neben jungen Newcomern sind mit Samuel Koch und Detlev Buck auch prominente deutsche Schauspieler an Bord.
„Ich glaube, das ist eine große Werbung für Wien und fürs Sacher“, meint Fischer. „Man sieht auch im Film die Schlangen von Touristen vor dem Café Sacher. Ich glaube, die Schlangen werden nicht kürzer werden, wenn das auf Amazon Prime Video läuft.“
Kein Geld aus Österreich
Wobei es – anders als beim jüngsten Netflix-Dreh mit Hemsworth – nicht an Fördermillionen liegt, dass der Streamingriese Amazon 29 von 30 Drehtagen in Wien absolviert. Trotz eines Produktionsvolumens jenseits der drei Millionen Euro floss kein Geld aus Österreich.
Die aktuelle Häufung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass benachbarte Städte wie Budapest und Prag wesentlich mehr internationale Produktionen anziehen.
Kleiner Cliffhanger: Mehr dazu lesen Sie demnächst auf diesen Seiten.
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