KURIER: Richard Brock ist nach der Schussverletzung erst einmal an den Rollstuhl gefesselt. Mussten Sie dafür ein spezielles Rollstuhltraining absolvieren?
Heino Ferch: Nein, so etwas gab es nicht. Ich habe einfach im Vorfeld ein bisschen geübt, bin herumgerollt und das war es dann auch schon wieder. So etwas hat man nach einer halben Stunde Training schon ganz gut drauf.
Die neue Folge ist ein Kammerspiel. Wo wurden die Wohnungsszenen gedreht?
In einem Studio in Wien. Es hatte draußen wie drinnen hochsommerliche Temperaturen. Klimaanlage gab es keine, weil der Sound die Tontechniker zur Verzweiflung bringt. Und so mussten wir – verstärkt von der Wärme der Scheinwerferlichter – ordentlich Schwitzen. Es war für alle Beteiligten wirklich sehr anstrengend.
Auffallend ist, dass es in jedem der bisherigen Fälle ein Gast-Schauspieler dabei ist.
Das gehört auch zum Konzept. Den Anfang machte Erwin Steinhauer. Dann hatten wir in der zweiten Folge mit Hannelore Elsner, Ursula Strauss und Friedrich von Thun gleich drei Gäste am Set. Mit Fritz Karl, Julia Koschitz, Harry Prinz, Cornelius Obonya und zuletzt Tobias Moretti ging es weiter. Und diesmal durfte ich mit Katrin Bauerfeind zusammenarbeiten. Sie ist eigentlich keine gelernte Schauspielerin, sondern Moderatorin, schreibt Bücher und hat eine eigene Show. Sie hat viel Talent, eine große Klappe und schaut super aus.
Was hat sich im Laufe der Jahre verändert?
Wir hatten zuletzt – innerhalb der Reihe – zunehmend die Lust, horizontaler zu erzählen. Da sind wir auch gerade mittendrin – angefangen hat es mit Folge sieben, die im Vorjahr ausgestrahlt wurde, wird nun mit Folge acht und nächstes Jahr mit Folge neun fortgesetzt. So kann man noch weiter in die Tiefe gehen, noch detailreicher erzählen.
Was unterscheidet „Spuren des Bösen“ von anderen Krimireihen?
Es ist nicht nur ein Krimi, sondern ein Drama – es sind Studien der Psychoanalyse. Drehbuchautor Martin Ambrosch hat in diesem Bereich ein umfassendes Wissen. Er weiß über die Abnormitäten des menschlichen Geistes gut Bescheid. Conelius Obonya hat zum Beispiel einmal einen Paedophoben gespielt, jemanden mit spezifischen Angststörungen. Solche Menschen haben etwa Angst vor Kindern und Puppen. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Daraus ergeben sich unglaublich intensive Filme, die fast gänzlich ohne Action, ohne klassischen Ermittlungserzählstrang auskommen. Es sind kauzige Geschichten und Figuren, bei denen es sich lohnt, genau hinzuschauen – und dranzubleiben. Es ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von Martin Ambrosch und Andreas Prochaska. Die beiden sind seit Jahren ein Team. Und mit dem Kameramann David Slama ergibt das eine perfekte Kombination: sehr eigenwillig, sehr packend, sehr dunkel.
Dabei war „Spuren des Bösen“ anfangs bloß als einmaliger Film und nicht als Reihe geplant.
Dass wir jetzt schon seit acht Jahren zusammenarbeiten dürfen, war von Anfang an eine glückliche Fügung. Und über die Jahre haben wir auch die Lust aneinander nicht verloren. Ich freue mich daher schon sehr auf Dezember, dann werden sich alle in Wien zu neuen Dreharbeiten für den mittlerweile neunten Fall wiedersehen.
Wie geht’s mit Brock weiter?
Es geht bergauf. Das liegt auch an der Rolle, die Katrin Bauerfeind spielt. Sie bläst ihm ordentlich den Marsch. Und ihm seine Eitelkeit, sein Selbstmitleid, seine Arroganz, den Zynismus um die Ohren schmiert. Dann kommen sich die beiden auch noch näher und verbringen eine Nacht zusammen, was ihm sichtlich gut bekommt. Es geht eine neue Tür für ihn auf. Es geht weiter. Er hat sich ins Leben zurückgekämpft und ist wieder auf den Beinen.
Wie viele Rachegelüste plagen Brock, nach dem er im letzten Fall „Wut“ vom korrupten Polizisten Mesek angeschossen wurde?
Der aktuelle Fall „Sehnsucht“ kann als Zwischenstadium gesehen werden: Richard Brock befindet sich in einem hilflosen Vakuumzustand, da er sich kaum bewegen kann. An Rache ist da gar nicht erst zu denken. Wie das Ganze dann in den kommenden Folgen aufgelöst wird, entscheiden Martin Ambrosch und Andreas Prochaska.
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