"Spiegel"-Reporter fälschte jahrelang eigene Geschichten

"Spiegel"-Reporter fälschte jahrelang eigene Geschichten
Nach internen Recherchen flog der preisgekrönte Reporter wegen einer amerikanischen Bürgerwehr auf.

Das wichtigste Nachrichtenmagazin im deutschsprachigen Raum ist mit einem umfassenden Fälschungsskandal konfrontiert. Wie der Spiegel am Mittwoch bekannt gab, hat ein Reporter des Magazins "in großem Umfang eigene Geschichten manipuliert". Verantwortlich war der preisgekrönte Journalist Claas Relotius, der durch interne Hinweise und Recherchen im Spiegel aufflog und das Haus verließ.

Zahlreiche Reportagen

Als Autor oder Co-Autor hat er im Spiegel 55 Originaltexte veröffentlicht, davon gingen drei, ins Englische übersetzt, ins Digitalangebot Spiegel International, 18 wurden in Zweitverwertung auch noch digital weitervertrieben. Dreimal schrieb Relotius Texte für Spiegel online, und in seinen insgesamt zehn, elf Jahren als Journalist publizierte er auch in Cicero, in der Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag, der Financial Times Deutschland, der taz, der Welt, im SZ-Magazin, in der Weltwoche, auf Zeit online, in Zeit Wissen und in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Aufgeflogen ist er wegen einer erfundenen Reportage über eine Bürgerwehr in Arizona, die sich beim Spiegel beschwerte, weil der Reporter nie vor Ort gewesen sei.

Mehrfach preisgekrönt

Seine Texte haben Claas Relotius vier Deutsche Reporterpreise eingetragen, den Peter Scholl-Latour-Preis, den Konrad-Duden-, den Kindernothilfe-, den Katholischen und den Coburger Medienpreis. Er wurde zum CNN-"Journalist of the Year" gekürt, er wurde geehrt mit dem Reemtsma Liberty Award, dem European Press Prize, er landete auf der Forbes-Liste der "30 under 30 - Europe: Media".

Spiegel bittet um Entschuldigung

Der Spiegel bitte nun "jeden und jede, der oder die mit falschen Zitaten, erfundenen Details ihres Lebens, in erdachten Szenen, an fiktiven Orten oder sonst in falschen Zusammenhängen in Artikeln von Claas Relotius im Spiegel aufgetaucht sein mögen, um Entschuldigung." Man werde eine Kommission berufen, der auch Externe angehören werden, um die Vorgänge aufzuklären und um Wiederholungsfälle zu vermeiden.

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