"Sex Education" auf Netflix: Randalierende Hormone

Mutter Jean (Gillian Anderson) nervt Sohn Otis (Asa Butterfield).
Die neue Netflix-Serie mit Gillian Anderson als Sex-Therapeutin bietet unterhaltsame Aufklärungsarbeit.

Über Sex zu sprechen, ist nicht einfach. Als Erwachsener muss man spätestens dann darüber reden, wenn man ihn haben will. Für hormonschwankende Teenager, denen nicht nur die ersten Schamhaare, sondern auch lästige Pickel unkontrolliert aus dem Körper sprießen, ist die Sache naturgemäß komplizierter.

So auch bei Otis Thompson (Asa Butterfield, bekannt aus „Hugo Cabret“), dessen Mutter Jean (Gillian Anderson, bekannt als Dana Scully aus „Akte X“) sich als Frau vom Fach, also als Sex-Therapeutin ständig mit ihm über diverse Tabu-Themen unterhalten will. „Ich habe gemerkt, dass du so tust, als würdest du masturbieren“, sagt sie eines Abends zu ihrem Sohn. Unaufgefordert. Nachsatz: „Willst du vielleicht darüber reden?“ Nein, will er natürlich nicht.

Diese Szene ist Teil der britischen Comedy-Serie „Sex Education“, mit der die Streamingplattform Netflix ab heute, Freitag, über Sex und alles, was dazugehört, reden möchte. Das klingt jetzt schlimmer, als es tatsächlich ist. Denn die erste Staffel tappt zwar in die eine oder andere Klischeefalle, aber hat wesentlich mehr Niveau als seichte Teenager-Komödien wie „American Pie“.

"Sex Education" auf Netflix: Randalierende Hormone

Sturm

In den acht Folgen begleitet man Otis durch seinen Alltag in Moordale, einer Highschool, in der gerade ein neues Jahr begonnen und sich über die Sommerferien scheinbar das Leben der Jugendlichen stark verändert hat. Die Klassenkameraden scheinen erwachsen geworden zu sein – oder tun zumindest so als ob. Während sie bereits das erste, zweite Mal hinter sich haben, sind andere davon noch weit entfernt. So auch Otis, dem mit seinem besten und schwulen Freund Eric (Ncuti Gatwa) das sexuelle Erwachen einige Verwirrungen bereitet.

Zu diesem Sturm der Gefühle gesellen sich für Otis bald noch andere, fremde Probleme. Da Liebe bekanntlich blind macht, lässt er sich von seiner Angehimmelten, Maeve (Emma Mackey), dazu überreden, eine inoffizielle Sexklinik in der Schule zu etablieren, in der er gegen entsprechendes Entgelt ordiniert und sich dabei mit den Angelegenheiten seiner Mitschüler auseinandersetzt. Die Bandbreite reicht dabei von „Masturbationssucht“ über „außer Kontrolle geratenen Schamhaaren“ bis hin zu „Ich möchte meinem Freund keinen blasen, weil mir davon ekelt“.

Botschaft

„Sex Education“ belässt es dabei nicht nur bei Andeutungen, sondern spricht Teenager-Probleme ungeniert an. Das gelingt auf eine erfrischend leichte und unpeinliche Art und Weise. Die Serie wählt einen lockeren und dennoch nicht oberflächlichen Zugang zum Thema Geschlechtsreife und hat obendrein noch eine gut gemeinte Botschaft parat: Liebe Teenies, über Probleme zu reden, kann helfen. Auch wenn es seltsam und keineswegs einfach ist.

„Sex Education“ ist ein liebevoller wie lustiger Blick in die komplizierte Seelenlandschaft Heranwachsender. Empfohlen ab 16 Jahren.

INFO: „Sex Education“: Ab heute, Freitag, via Netflix abrufbar.

"Sex Education" auf Netflix: Randalierende Hormone

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