Schwache Konjunktur drückt ProSiebenSat.1 ins Minus

FILE PHOTO: The logo of German media company ProSiebenSat.1 is seen in front of the headquarters in Unterfoehring
Der deutsche Entertainment-Konzern mit Gewinnrückgang von 39% im ersten Quartal. Machtkampf der Großaktionäre bei kommender Hauptversammlung

ProSiebenSat.1 hat zum Jahresauftakt aufgrund des schwachen TV-Werbegeschäfts operativ deutlich weniger verdient als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Unter dem Strich rutschte das Unternehmen sogar ins Minus. 

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ist laut Mitteilung im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent auf 44 Millionen Euro gefallen. Experten hatten mit einem geringeren Gewinnrückgang gerechnet. Bereinigt um Sondereffekte sei ein Verlust von 14 Millionen Euro angefallen, nach einem Gewinn von acht Millionen im Vorjahr. Der Umsatz ging um ein Prozent auf 855 Millionen Euro zurück. 

Konjunkturdelle mit Folgen

Der Vorstand um Chef Bert Habets, dessen Vertrag vor kurzem um drei Jahre verlängert wurde, bekräftigte dennoch die Jahresziele. Demnach soll der Umsatz im laufenden Jahr zwischen 3,7 Milliarden Euro und 4 Milliarden Euro liegen nach 3,92 Milliarden im Vorjahr. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sieht der Vorstand bei 470 bis 570 Millionen Euro - 2024 waren es noch 557 Millionen Euro. Der um Sondereinflüsse bereinigte Nettogewinn soll auf 215 Millionen Euro fallen nach 229 Millionen im Jahr zuvor.  

Die Konjunktur sei noch immer herausfordernd und die Werbeerlöse in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz würden im ersten Halbjahr sinken, erläuterte Finanzchef Martin Mildner. Umsatz und bereinigter Gewinn entwickelten sich wie erwartet, aber man sei zuversichtlich, „im zweiten Halbjahr auch bei den Werbeerlösen wieder zu wachsen“. Für 2025 hofft das Unternehmen aus Unterföhring auf rund zwei Prozent mehr Entertainment-Werbeumsatz im deutschsprachigen Raum. Dabei dürften die TV-Werbeerlöse leicht sinken. 

Der Umsatz im Kerngeschäft Unterhaltung fiel im ersten Quartal um zwei Prozent und die gesamten Werbeerlöse sanken um fünf Prozent. Das Segment Dating & Video musste ein Umsatzminus von 22 Prozent wegstecken, während es bei Commerce & Venture - wo Digitalgeschäft gebündelt ist - ein Plus von elf Prozent gab. Die Streamingplattform Joyn gilt weiterhin als  Hoffnungsträger des Konzerns und legte bei vermarktbarer Reichweite und Verweildauer der Nutzer zu.

Unterschiedliche Strategie der Großaktionäre

Bei ProSiebenSat.1 gibt es ein Kräftemessen zwischen den Großaktionären aus Italien und Tschechien. Anteilseigner, die verkaufen wollen, können nun zwischen zwei Angeboten auswählen. Die Prager Unternehmensgruppe PPF, die sich 2019 mit Central European Media Enterprises zig Sender in Mittel- und Osteuropa einverleibte,  kündigte ein höheres Angebot an als das, das unlängst der Berlusconi-Konzern MediaForEurope (MFE) in Mailand vorgelegt hatte. Hinter der Offerte steht ein Machtkampf um Einfluss, aber auch um die richtige Strategie. 

Mit Spannung wird am 28. Mai die Hauptversammlung des Fernsehkonzerns in Unterföhring bei München erwartet. Der Vorstand hat sich zu dem MFE-Angebot bisher nicht geäußert, die Offerte von PPF begrüßte er. Sparprogramm bringt Stellenabbau Während die Mailänder TV-Konzerngruppe MFE ein Übernahmeangebot vorgelegt hat - also den Anteil über 30 Prozent bringen will -, haben die Tschechen ein anderes Ziel. Sie wollen von derzeit 15 Prozent bis knapp unter die 30-Prozent-Marke kommen, streben nach eigenen Angaben aber keine Übernahme an. 

Machtkampf zwischen Mailand und Prag

Das Kräftemessen der Aktionäre fällt in eine Zeit, in der der Konzern, zu dem die Streamingplattform Joyn und Fernsehsender wie ProSieben, Sat.1 und Kabel eins sowie in Österreich ATV und Puls 4 gehören, erneut Arbeitsplätze abbauen muss. Gut 400 Jobs sollen wegfallen. 

PPF macht aus dem Konkurrenzkampf mit den Mailändern, der vor einem Jahr noch nicht absehbar war, kein Hehl und bezeichnete in einer Mitteilung das eigene Angebot als „attraktive Alternative“. PPF bietet 7 Euro pro Aktie an. Die Mailänder wollen hingegen nur 4,48 Euro zahlen. Hinzu kommt pro verkaufter Aktie im Gegenzug ein Anteil von 0,4 Prozent einer MFE-Aktie - so will MFE auf den gesetzlichen Mindestpreis von 5,74 Euro pro verkauftem Papier kommen. Die Annahmefrist für das Angebot aus Mailand endet am 6. Juni.

Im Streubesitz befinden sich laut ProSiebenSat.1 mehr als 50 Prozent (Stand Ende 2024). MFE war damals schon in der Nähe der 30-Prozent-Marke. Am Mittwoch hatte eine Aktie von ProSiebenSat.1 zum Xetra-Handelsschluss 7,115 Euro gekostet. Das Unternehmen ist damit an der Börse derzeit knapp 1,7 Milliarden Euro wert.

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