Schauspielerin Bibiana Zeller gestorben: Sie war weit mehr als "Frau Kottan"
Schauspielerin Bibiana Zeller, die als "Frau Kottan" Legende ist und auf vielen der wichtigsten Bühnen gespielt hat, ist tot. Sie starb am Sonntag 95-jährig, wurde aus dem Umfeld der Familie dem KURIER bestätigt.
Sohn Fabian Eder hatte zuvor auf Social Media die Nachricht verbreitet.
In 18 Folgen von "Kottan ermittelt" spielte sie Ilse, die Ehefrau des Kult-Kieberers (Buch: Helmut Zenker, Regie: Peter Patzak). Auf der Bühne war sie unter anderem als Jedermanns Mutter bei den Salzburger Festspielen (2005/2006) oder am Wiener Burgtheater der Ära Peymann zu sehen.
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Ihre bewegte Karriere fasste Bibiana Zeller unter dem Titel „Bitte lasst mich mitspielen!“ 2015 in ihrer Autobiografie zusammen, in der sie nicht nur vom Leben am Theater, sondern auch den Erlebnissen in ihrem zweiten Standbein Film erzählte. Eine Doppelrolle, die nicht immer einfach zu meistern war, wie sie anlässlich ihres 85. Geburtstags im APA-Gespräch erzählte: „Peymann hat mich in der ganzen Zeit keinen Film machen lassen. Ich musste immer bereit stehen, auch wenn er mich dann nicht besetzt hat“, erinnerte sich die Schauspielerin. „Das war seine Überzeugung: Film und Fernsehen sind eigentlich blöd.“
Ihr erstes Engagement erhielt Bibiana Zeller nach einer privaten Schauspielausbildung 1950 am Theater in der Josefstadt. In den folgenden 20 Jahren war sie überwiegend auf deutschen Bühnen zu sehen. Erst 1972, als Gerhard Klingenberg sie ans Wiener Burgtheater engagierte, kehrte die Schauspielerin in ihre Heimatstadt zurück. Dort entwickelte sie sich bald zu einer profilierten Nebenrollendarstellerin.
- Geboren am 25. Februar 1928 in Mauer bei Wien
- Zeller war zweimal verheiratet. Aus ihrer ersten Ehe mit Otto Anton Eder hat Zeller zwei Söhne.
- Auszeichnungen (Auswahl):
- Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
- Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- Kammerschauspielerin
- Romy als Beliebteste Schauspielerin
Zeller trat etwa in Stücken von Kleist, Ibsen, Brecht, Pirandello, Nestroy, Grillparzer und Shakespeare auf. Ihre besondere Vorliebe galt aber stets modernen Autoren. So spielte sie in Peymanns legendären Thomas-Bernhard-Inszenierungen die schweigsame Wirtin im „Theatermacher“ und Frau Liebig im „Heldenplatz“.
Thomas Bernhard hat Bibiana Zeller zwei Rollen auf den Leib geschrieben: Die der schweigsamen Wirtin, die seinem „Theatermacher“ lauschte, und die der Frau Liebig im „Heldenplatz“. „Wir haben in den 60er-Jahren einen Sommer lang zusammen gearbeitet,“ erinnerte sich Zeller in einem Interview mit dem „Kurier“. „Und ich weiß noch, dass er sich während der Proben nie hingesetzt hat.“
Auch in späteren Jahren war sie in vielen Ur- und Erstaufführungen zu sehen.
„Eigentlich habe ich mir bei jedem Stück die andere Rolle gewünscht, aber die hat dann immer Gusti Wolf bekommen. Ich habe immer die kleinere Rolle bekommen, aber ich habe es Gusti gegönnt, wir haben uns gut verstanden.“ (In einem APA-Interview 2013)
„Peymann hat mich in der ganzen Zeit keinen Film machen lassen. Ich musste immer bereit stehen, auch wenn er mich dann nicht besetzt hat. Das war seine Überzeugung: Film und Fernsehen sind eigentlich blöd.“ (ebenda)
„Der war wunderbar, der hat mir zu spielen gegeben.“ (Zeller über den ehemaligen Burgtheater-Direktor Klaus Bachler, „profil“ 2015)
„Ich liebe diese Greisenrollen! In Deutschland werde ich als Greisin förmlich weitergereicht. Ich durfte in 16 Filmen sterben! Auf alle Arten. Im Sitzen, in Gesellschaft, während einer großen Feierlichkeit, einfach mitten am Tisch eingenickt und tot - also wirklich wunderschöne Tode!" (KURIER 2013)
“Ich bin eine Indianerin. Ich gehe weit mit meinem offenen Herzen - von einem Kreis in den anderen und erlaube mir gar nicht, vom Dagegensein zu leben." (“Die Presse" 1994)
“Ich bin gestorben worden." (Über ihren nicht ganz freiwilligen TV-Tod und damit Abgang aus der Serie “Julia", KURIER 2013)
“Bei vielen Theater-Kollegen war ich damals wegen meiner TV-Popularität geächtet." (Über ihre Zeit als "Frau Kottan", "Kleine Zeitung" 2003)
“Er ist ein so gescheiter Mann, aber sehr, sehr verrückt." (Über Claus Peymann, “Die Presse" 2015)
“Auch Thomas Bernhard war kein einfacher Mensch." ("Wiener Zeitung" 2014)
“Älterwerden ist etwas Wunderbares, weil es Lebenszeit ist und auch nicht unbedingt schmerzlich sein muss. Das habe ich immer genossen! So ist doch das Leben - oder? Gut, es gibt viele Menschen, die mit Schönheitschirurgie all das wegtun lassen, was im Laufe der Jahre sichtbar nicht zu vermeiden ist. Diese Menschen nehmen sich meiner Ansicht nach selber das Leben weg." (ebenda)
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