Ob sie damit auch Pionierarbeit geleistet hat? „Ich weiß es nicht“ gesteht Lallitsch im Gespräch. „Ich weiß, dass ich total sportverrückt bin. Aber das liegt auch an meiner Familie. Ich bin mit Sport aufgewachsen. Meine Mama ist da ganz, ganz wild. Wenn etwa ein Slalom auf dem TV-Programm steht, hat das absolute Priorität. Und der Großvater verschwindet vom familiären Sonntagsessen immer dezent, wenn die Fahrer der Formel 1 wieder ihre Runden drehen.“ Lachend: „Das hat mich sicher sehr geprägt.“
Welche Sportarten der Moderatorin besonders nahestehen? „Alle! Ich liebe Snowboard, Rugby, Football, alle Wintersportarten und natürlich Fußfall. Denn ich mag es, so nah an den Athletinnen und Athleten dran zu sein.“
Das konnte Lallitsch zuletzt bei den Olympischen Winterspielen in Peking, bei denen sie ebenfalls als Moderatorin eingesetzt war. „Unabhängig von der Politik. Die Olympischen Spiele sind – egal, in welchem Land sie stattfinden – Fluch und Segen zugleich. Es gibt drei Menschen, die jubeln, der Rest ist am Boden zerstört. Wenn ich als Skifahrerin in einem normalen Saisonwettbewerb auf Platz sechs oder sieben fahre, kann ich immer sagen; ,Okay, die Form stimmt, das nächste Mal geht vielleicht mehr.’ Bei den Olympischen Spielen jedoch zählt ein einziger Moment, der über alles entscheidet. Das nimmt einen auch als Kommentatorin dann emotional wahnsinnig mit. Insofern hat Peking mein Leben auch ein bisschen verändert.“
Inwiefern? Was in den sozialen Medien mit Mikaela Shiffrin passiert ist, hat mich verstört. Von einem Augenblick auf den anderen sind all ihre großartigen Leistungen vergessen, nur weil sie keine Medaille geholt hat. Sie wird beschimpft und angefeindet – warum bitte?“
Mit Anfeindungen und Vorurteilen musste sich auch Anna-Theresa Lallitsch auseinandersetzen. Fußball etwa sei doch eine reine Männerdomäne. „Dieses Denken hat sich auch dank der Erfolge des österreichischen Frauenteams etwas geändert. Aber gewisse Vorurteile gibt es leider immer noch.“
Wie man dem kontert? „Mit einer sehr guten Vorbereitung. Ich bin ja ziemlich vorbereitungsverrückt. Wenn ich ein Fußballmatch kommentiere, lerne ich alles, was nur irgendwie geht über die beiden Mannschaften, die Aufstellungen, die Spieler, die Trainer. Das sind dann Fakten, die man braucht. Aber man muss sich auf die Emotionen einlassen, sonst wird das nichts. Und man sollte allen Sportlerinnen und Sportlern Respekt entgegenbringen. Das Wichtigste aber ist die Freude an diesem Job. Man darf nie vergessen, was hier geleistet wird“, so die passionierte „Bergkraxlerin“ Läuferin, Tennis-und Fußballspielerin. „Ich mag alle Sportarten, weil das sind extreme Dinge, die man dabei erleben darf und erleben sollte.“
Doch zurück zum Fußball. Welchem Verein hält Anna-Theresa Lallitsch eigentlich die Daumen? Lachend: „Ich lebe gerne in der Steiermark. Da gibt es mit Sturm Graz, Hartberg dem GAK und vielen weiteren Klubs tolle Vereine. Ich werde mich da also bitte nicht festlegen. Ich bin einfach zu fußballverrückt.“
Doch wird Lallitsch für den ORF auch bei der Weltmeisterschaft in Katar im Einsatz sein? „Das weiß ich noch nicht. Aber freuen würde es mich sehr. Und einmal auch ein Champions-League-Spiel zu kommentieren, wäre eine große Ehre. Dazu sagt man nicht nein. Aber ich mache da überhaupt keinen Unterschied. Auch ein Spiel wie Liefering gegen Lustenau macht mir Spaß und verdient vollen Respekt. Ich frage mich immer, was sind die großen Dinge gegen die sogenannten kleinen. Einen echten Unterschied kann ich da nicht erkennen. Und oft sind die kleinen Dinge viel wichtiger im Leben.“
Aber wie wichtig wäre Lallitsch denn der Gewinn einer ROMY? „Allein die Nominierung ist eine Auszeichnung. Und jedem Menschen, der für mich votiert, möchte ich dann persönlich auf Instagram danken. Eines aber ist sicher: Am Tag der Gala trinke ich ausnahmsweise ein kleines Bier.“
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