„Report“-Chef Wolfgang Wagner: „Es hat sich niemand eingemischt"

Es sorgt für Ärger im ORF, auch wenn es eine Nebenfront der Koalitionsgespräche zwischen Blau und Türkis ist: der Auftritt von FPÖ-Verhandler und Stiftungsrat Peter Westenthaler im „Report“ am Dienstag. Dessen Interview-Solo im Sitzungssaal des obersten ORF-Aufsichtsgremiums hatte SPÖ-Pendant Heinz Lederer im KURIER als „Unterwerfungsgeste“ angesichts von „Allmachtsallüren“ bezeichnet.
Westenthaler hatte im „Report“-Interview u. a. die vorzeitige Abberufung der ORF-Führung gefordert. Er meinte: „Dann wird man ja nicht eine Geschäftsführung im Amt lassen, die von einem verfassungswidrigen Stiftungsrat gewählt worden ist. Ja, es muss dann natürlich auch rasch eine neue Führung geben, eine neue Wahl geben.“
SPÖ-Stiftungsrat Lederer kritisierte die fehlende Einordnung von dessen Aussagen im Beitrag und sah zudem eine Verletzung des Objektivitätsgebots.
Leichtfertige Behauptung
„Das wird leichtfertig behauptet, stellt aber eine Verletzung des ORF-Gesetzes dar und das weise ich mit Nachdruck zurück“, erklärte nun „Report“-Chef Wolfgang Wagner gegenüber dem KURIER. Westenthaler habe eine Doppelfunktion als Verhandler und Stiftungsrat und beides habe eine Rolle für den Beitrag gespielt.
Wagner erklärte, es habe auch eine Gesprächsanfrage an ÖVP-Stiftungsrat Thomas Zach gegeben, der abgelehnt habe. Lederer wäre für den Ansatz der Geschichte, was die FPÖ-Verhandlungspositionen für den ORF bedeuten, nicht gefragt gewesen.
Dass der Sitzungssaal des obersten ORF-Aufsichtsgremiums für das Interview benutzt wurde, „hatte pragmatische Gründe und ist bei einem Stiftungsrat nicht ungewöhnlich. Es ist deren Arbeitsplatz“, meinte Wagner.
Statements vom ORF-Chef keine direkte Reaktion auf Westenthaler-Aussagen
Er räumte ein, dass Generaldirektor Roland Weißmann vor Westenthaler interviewt wurde, er also nicht auf dessen kantige Ansagen reagiert hat. „Die Positionen Westenthalers waren ja zuvor bereits bekannt. Hätte er aber völlig Überraschendes gesagt, hätte es Nachfragen beim Generaldirektor gegeben.“
Wagner: „Natürlich ist es nochmals schwieriger, wenn es das eigene Unternehmen betrifft. Der Beitrag ist aber sorgfältige journalistische Arbeit und so geworden, wie er auch bei anderen Themen der Koalitionsverhandlungen aussehen würde.“ Es seien alle Details zwischen den Redakteuren und ihm besprochen worden und „es hat sich niemand eingemischt.“
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