Er sprach über Musik, Fußball und den Rest: Martin Blumenau ist tot
"Ohne ihn hätte es FM4 nicht gegeben, ohne ihn wird Radio in Österreich ein anderes sein“, schrieb ORF-Radiodirektorin und FM4-Chefin Monika Eigensperger, als der Sender am Freitag den Tod einer seiner bekanntesten Stimmen "nach kurzer, schwerer Krankheit" verlautbaren musste.
Schon die Nachricht vom vergangenen November, dass Martin Blumenau 60 geworden ist, wirkte nachgerade verstörend. Wer derart konsequent Jugendradio macht, von dem wird Alterslosigkeit verlangt und angenommen.
Anfänglich bei Ö3
Seine journalistische Laufbahn begann Blumenau bei Jugend- und Musikzeitschriften, dann schrieb er für den KURIER und die Arbeiter-Zeitung.
1983 kam er zum Radio. Er arbeitete, wie einige seiner späteren FM4-Kollegen zunächst bei Ö3, für die Sendungen "Musicbox", "Nachtexpress", und "Zickzack". Auf Ö1 moderierte er "Diagonal".
Die Kolleginnen und Kollegen Martin Blumenaus erinnern bereits Freitagnachmittag in ihrem Programm an den Radiomacher
Miterfinder von FM4
Im Herbst 1994 konzipierte der gebürtige Wiener gemeinsam mit Angelika Lang und Mischa Zickler den öffentlich-rechtlichen Jugendradiosender FM4, er sollte ihn noch über viele Jahre in verschiedenen Funktionen prägen.
Seit das Programm im Jahr 2000 auf einen 24-Stunden-Betrieb ausgeweitet wurde, war er neben seiner Moderatorentätigkeit auch verantwortlich für interne Kommunikation und Koordination sowie Strategie und Hörerservice. Ab 2004 war er fixer Juror beim von FM4 jährlich ausgerichteten Protestsongcontest.
Alternierend mit Martin Pieper erfüllte er in "Zimmerservice" die Musikwünsche der Hörer - nicht ohne sie offen und ehrlich zu kommentieren. Außerdem beschäftigte sich der vielseitig bewanderte Blumenau unter anderem in seinem "20er-Journal" mit den Themen Jugendkultur, Demokratiepolitik, Medienpolitik, Musik und: Fußball. Seine scharfsinnigen Analysen gingen weit über die Nachbetrachtung einzelner Fußballspiele hinaus. Er diskutierte den Sport als Phänomen in seiner gesamtgesellschaftlich wirkmächtigen und politisch-ökonomischen Dimension.
Interaktives Radio
Besonders in Erinnerung wird seine Anrufsendung "Bonustrack" bleiben. In ihrer Interaktivität war sie ein Soziales Medium der ersten Stunde, nahm aber auch den polarisierenden Charakter von Facebook, Twitter & Co. vorweg. Blumenau nahm seine Hörer in jedem Sinne ernst, konnte leidenschaftlich und mit Überzeugung diskutieren. Wer nur blödeln wollte, wurde gnadenlos weggedrückt.
Oder, wie FM4 es am Freitag mit Blumenaus Lieblingskünstler Bob Dylan ausdrückt: "I’ve been playin’ it straight."
LINK: Martin Blumenau auf FM4
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