Puls4-Themenabend zu Gefahren auf Social Media: "Wie ein Stück Fleisch im Haifischbecken"

Puls4-Themenabend zu Gefahren auf Social Media: "Wie ein Stück Fleisch im Haifischbecken"
Mobbing und Cybergrooming auf Social Media - damit beschäftigt sich ein Themenabend bei Puls4. Eine Redakteurin machte mit einem Fake-Profil einen Selbsttest.

Keine zehn Minuten hat es gedauert, bis Puls4-Redakteurin Claudia Sandler im Chatroom angeschrieben wurde – für einen Selbsttest hat sie sich bei einer Spiele-App für Kinder angemeldet. „Danach sind die Nachrichten am laufenden Band gekommen und es waren immer die gleichen Fragen: Was hast du an und noch viel Schlimmeres. Ob ich Lust auf ,dirty pics‘, also schmutzige Bilder habe, die mir dann auch zugeschickt wurden!“, berichtet Sandler. „Selbst, wenn ich gesagt habe, ich wäre erst zwölf Jahre alt, gab es kein Stopp.“ Mehr als 20 aufdringliche Anfragen und auch Bildmaterial habe sie in nur drei Tagen im Chatroom der Kinderspiel-App erhalten. Man fühle sich „wie ein Stück Fleisch in einem Haifischbecken“.

Ein ausführlicher Bericht von ihrem Selbsttest ist am heutigen Dienstag ab 20.15 Uhr bei Puls4 zu sehen: Da zeigt der Sender einen Themenabend über die Gefahren für Kinder und Jugendliche in sozialen Netzwerken (die genauen Uhrzeiten der einzelnen Sendungen finden Sie in der Infobox).

Themenabend am Dienstag (31. August) auf Puls4

Puls 4 Spezial
Claudia Sandler  machte den Selbsttest und legte bei einem Smartphone-Spiel für Kinder ein Fake-Profil an (20.15 Uhr) 

Pro und Contra
Die erste Diskussion mit Corinna Milborn nach der Sommerpause (22.20 Uhr)

Der Feind im Kinderzimmer - Mobbingfalle Social Media
Hasskommentare und Mobbing im Internet sind für Kinder und Jugendliche ein ständiger Begleiter. In der Dokumentation berichtet eine Mutter vom Leidensweg ihres Sohnes, der mit 13 Jahren Suizid begeht (23.30 Uhr)

Der Feind im Kinderzimmer - Sexualtäter auf Social Media
27 % aller Kinder und Jugendlichen in Österreich haben im Internet sexuelle Belästigung oder Gewalt erlebt. Die Doku beleuchtet, warum Täter so leichtes Spiel haben (0.30 Uhr)

Gezielt angeschrieben

Wie es Tätern gelingt, Minderjährige im Internet zu sexuellen Handlungen zu bewegen, beleuchtet die Dokumentation „Der Feind im Kinderzimmer – Sexualtäter auf Social Media“ (ab 0.30 Uhr): 27 % aller Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren in Österreich haben laut einer Studie des Instituts für Jugendkulturforschung im Auftrag von SOS Kinderdorf und Rat auf Draht bereits sexuelle Belästigung oder Gewalt im Internet erlebt. Sie werden gezielt angeschrieben, um Nacktfotos gebeten oder es werden ihnen selbst ungefragt Dick Pics zugeschickt, also Bilder von den Geschlechtsteilen der Täter. Der Fachbegriff für diese Anbahnung sexueller Handlungen im Internet lautet „Cybergrooming“.

Die Opfer werden massiv unter Druck gesetzt oder erpresst, fühlen sich in ihrer kindlichen Naivität mitunter auch geschmeichelt, wenn jemand vermeintliches Interesse an ihnen zeigt. Viele empfinden auch Scham, wissen nicht, an wen sie sich wenden können.

Mehrere Jugendliche, die selbst auf Social Media sexuell belästigt wurden, kommen in der Dokumentation zu Wort und erzählen von ihren Erfahrungen. Etwa die 17-jährige Jessi, die mit 12 anzügliche Bilder erhalten hat – damals jedoch selbst nicht erkannt habe, „wie falsch es ist, einer 12-Jährigen Dick Pics zu schicken.“

Wie weit es im schlimmsten Fall kommen kann, davon berichtet die heute 29-jährige Ellie: Sie wurde mit 17 von einem Cybergroomer zu einem Treffen gedrängt und vergewaltigt.

Puls4-Themenabend zu Gefahren auf Social Media: "Wie ein Stück Fleisch im Haifischbecken"

Lösungswege

Expertinnen und Experten sprechen in der Doku über verschiedene Lösungswege: Etwa, wie man Kindern und Jugendlichen das richtige Rüstzeug mitgibt und sie sensibilisiert, aber auch, wo sie sich Hilfe holen können. Es brauche jedoch ein ganzes Bündel an Maßnahmen aus Medienkompetenz, Jugendschutz, Strafrecht und Polizeiarbeit – so das Fazit der Doku – um das Internet zu einem sicheren Ort für die Jüngsten zu machen.

Informationen und Anlaufstellen: saferinternet.at; rataufdraht.at

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