Seit 2004 ist Mohr bei Puls4 (damals noch PulsTV) – also „seit Anbeginn der Zeit“, wie er schmunzelnd ergänzt. Dabei hat er zunächst eine andere berufliche Richtung eingeschlagen und ein Kartografiestudium begonnen. Zum Journalismus wechselte er, „weil mir Kartografie zu introvertiert war“.
Nach Anfängen beim Radio ging es für ihn zunächst zu den Nachrichten im Frühstücksfernsehen. „Das war ein super Job, aber das frühe Aufstehen ist beinhart. Vier Uhr Dienstbeginn – das geht an die Substanz.“
Mittlerweile moderiert Mohr den „Newsroom Live“ auf Puls24, führt durch Wahl- und Diskussionssendungen und im Vorjahr gemeinsam mit seiner Kollegin Bianca Ambros durch die „Sommergespräche“ des Privatsenders, bei denen gegrillt wurde. Und was lernt man beim gemeinsamen Kartoffelschneiden über Politikerinnen und Politiker? „Dass sie auch nur Leute sind. Es fällt diese kurzatmige Gereiztheit weg. Ich glaube, dass Politiker davon profitieren, weil sie sonst sehr auf das beinharte politische Geschäft reduziert werden. Und ich kann mir vorstellen, dass das, was die Politiker da sagen, den ein oder anderen Aha-Moment auslöst.“
Ebenfalls im Vorjahr interviewte er Schauspieler George Clooney beim 4Gamechangers-Festival. Dass ein Fragenkatalog mit dessen Management abgesprochen werden musste, wie vor dem Interview bekannt geworden war, sei für Mohr in dem Fall akzeptabel gewesen. „Bei einer politischen Person gibt es das natürlich nicht. Aber Clooney war als Stargast am 4Gamechangers-Festival. Das ist ein anderes Format und eine andere Bühne als in einem Nachrichtensetting“, so Mohr. „Es ging ja darum, dass er in einem besonderen Talk auf der großen Festival-Bühne möglichst aus dem Nähkästchen plaudert, was er erlebt hat und was seine Arbeit ausmacht.“
Aus dem Gespräch habe Mohr „erstaunlich viel“ mitgenommen: „Ich hatte ihn davor auf die Schauspielrolle reduziert und die Arbeit für Menschenrechte eher seiner Frau Amal zugeschrieben. Dass er so viel Gewicht für diese Tätigkeit einsetzt, ist beachtlich und bewundernswert.“
Seine Präferenz sei aber „das kurze, News-artige. Das liegt mir eher“, erklärt Mohr. Insgesamt sei sein Job seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine „unmittelbarer geworden“. Man müsse „immer in Bereitschaft sein, Sondersendungen und Gäste aufzustellen, die einordnen, was Sache ist.“
Sich den Optimismus zu bewahren, wenn man sich berufsbedingt mit wenig erfreulichen Nachrichten beschäftigen muss, sei „wirklich schwer geworden“, findet Mohr. Ihm selbst gelinge das durch Familie und Freunde. „Die Weltgeschichte spricht momentan nicht sehr für optimistische Perspektiven. Alles ist infrage gestellt und die alte Sicherheit, dass wir sagen: Nächstes Jahr ist es im Grunde gleich wie dieses Jahr – die ist flöten gegangen. Vielleicht suchen sich deshalb auch viele einen anderen Halt als in der allgemeinen Betrachtung der Welt.“
Dass Nachrichten die Zuschauer mitunter „mit einem Rucksack an fürchterlichen Neuigkeiten entlassen“, stimme. „Wir können nur profunde und ordentliche Nachrichten liefern, sodass man am Abend ein besseres Bild vom Tag und von der Geschichte hat als in der Früh.“
Kommentare