Puls 4 und ATV: Ein offensiver Herbst und eine „neue Ära“ mit dem ORF

Sendergruppen-Chef Markus Breitenecker (li.) mit Bianca Ambros, Michael Stix, Thomas Gruber und Jenny Laimer
Die ProSiebenSat.1Puls4–Gruppe und ihre Pläne für den TV-Herbst. Man verspricht viel heimische Inhalte und denkt an weitere Kooperationen mit dem ORF. Und: WIe es mit "Masked Singer Austria" weitergeht.

Es geht heute nicht um Medienpolitik“, schickte Markus Breitenecker voraus. Der Geschäftsführer der ProSiebenSat.1Puls4-Österreich–Gruppe hielt sich am Donnerstag bei der Herbst-Präsentation ungewohnt im Hintergrund.

Aber ganz ohne Medienpolitik geht es nicht, und so deutete er an, dass er eine „negative Stimmung“ im Medienbereich“ für den „heißen Herbst“ orte. „Wir wollen da nicht mitmachen und haben sehr viel vor“, meinte er.

Die Präsentation fand im Studio 1 im Media Quarter Marx statt, zwischen der Deko des Reportage-Magazins „Exakt“ (Donnerstags) und jener der Comedyshow „Brauch ma des?“ am Montag (beide Puls4). Diese sind Teil des Mix’ aus neuen Unterhaltungs- und News-Formaten. In den Promo-Videos wurde mehrmals George Clooney eingeblendet, Stargast beim hauseigenen Zukunftsfestival 4Gamechangers. Kein Zufall, denn Nachhaltigkeit, Public Value und lokales Denken – Schlagworte der Sendergruppenzukunft – sind auch Themen des Festivals.

Puls 4 und ATV: Ein offensiver Herbst und eine „neue Ära“ mit dem ORF

Claudia Sandler und Patrick Fux präsentieren seit Kurzem donnerstags auf Puls 4 "Exakt" (21.20 Uhr)

Zug zum Tor

Wirklich spielverändernd sind die vorgestellten Programmneuheiten nicht, aber spürbar ist doch ein Zug zum Tor, was Eigenproduktionen betrifft. Von 23 Prozent auf 43 wolle man deren Anteil im Hauptabend steigern, sagte Co-Geschäftsführer Michael Stix. Am stärksten ist das bei Puls4 zu sehen, mit drei Eigenproduktionstagen am Montag (Shows), Dienstag (Doku-Soaps) und Donnerstag (Reportage).

Mit dem „Forsthaus Rampensau“ wächst zusammen, was offenbar zusammengehört. ATV hat nun sein eigenes Promi-Reality-Format. Ab 6. Oktober sind mehrere Paarungen auf einer abgelegenen Kärntner Berghütte zu sehen. Genannt wurden bisher z. B. Rebecca Rapp, und aus dem ATV-Stall gehen Tara („Saturday Night Fever“) und Nina „Bambi“ Bruckner („Die Lugners“) an den Start.

Puls 4 und ATV: Ein offensiver Herbst und eine „neue Ära“ mit dem ORF

"Bambi" und ihr Senad - zu sehen in "Forsthaus Rampensau" (ATV)

Der Newssender Puls24 legt im Herbst freilich einen Schwerpunkt auf die Bundespräsidentenwahl, mit Duellen sowie einer Runde mit allen Kandidaten (außer Amtsinhaber Alexander Van der Bellen). Corinna Milborn wird alle Bewerber interviewen - auch Van der Bellen, ATV plant dies ebenfalls. Analysieren wird erneut das ATV-Gespann Meinrad Knapp, Thomas Hofer und Peter Hayek.

Bei ATVII sticht ein Storytelling Contest für Kurzfilmmacher ins Auge.

Streaming mit Werbung

Die Strategie des Streamingdienstes Zappn gehe mit einer Verweildauer von 76 Minuten pro User am Tag und insgesamt 2 Millionen App-Downloads bisher auf, die Konzentration auf kostenloses, werbefinanziertes Streaming sieht Stix als Alleinstellungsmerkmal. Mit neuen Messmethoden könne man Werbepartner ergänzend ansprechen.

Es eröffne sich auch die Möglichkeit für Vorab-Premieren und Erweiterung bestehender Formate wie "Bauer sucht Frau", aber auch Zusatzcontent wie "Rot-Weiß-Tod – True Crime mit Magdalena Punz".

"Neue Ära" mit Weißmann

Stolz ist man auch auf die Kooperation mit dem ORF, dessen vier Sender via Zappn abrufbar sind. Mit der Kooperation bei 4Gamechangers (wird fortgesetzt) sei „eine gute Basis“ für weitere Ideen gelegt worden. „Vom neuen ORF-General Roland Weißmann „wurde glaubhaft eine neue Ära angegangen“, sagte Stix, davor habe es „zu allem grundsätzlich ein Nein“ gegeben. Man sehe den ORF „schon lange nicht mehr als Konkurrenten, diese sitzen wo anders – bei Netflix, Amazon und Youtube“.

Im eigenen Haus laufen mit Ende 2022 kartellrechtlichen Auflagen aus, die einer redaktionellen Verschmelzung bei Puls4 und ATV bisher einen Riegel vorschoben. ATV-Geschäftsführer Thomas Gruber dazu: „Wir sind gerade dabei, Pläne auszuarbeiten. Wichtig ist, dass wir die Stärken beider Redaktionen aufrechterhalten.“

Evaluiert werde auch „The Masked Singer Austria“, vorerst ist also nicht mit einer dritten Staffel zu rechnen.

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