"Furcht- und tabulos": Auf "Im Zentrum" folgt im ORF "Das Gespräch"

"Furcht- und tabulos": Auf "Im Zentrum" folgt im ORF "Das Gespräch"
Susanne Schnabl soll ab 12. Jänner wöchentlich ein bis vier Gäste zum Gespräch bitten.

Auf "Im Zentrum" folgt im ORF "Das Gespräch": So wird die von Susanne Schnabl geleitete Nachfolgesendung zu Claudia Reiterers nun beendeter Polittalkshow heißen, gab der ORF am Donnerstag vor Journalisten bekannt. Ein bis vier Gäste sollen sich jeweils sonntags an einem sechseckigen Tisch mit Drehsesseln treffen und über aktuelle Themen debattieren, hieß es. Die erste Ausgabe wird am 12. Jänner gesendet, die erste Gäste stehen noch nicht fest, die Besetzung werde auch von der politischen Großwetterlage zu diesem Zeitpunkt abhängen, meinte Schnabl. Wobei man auf "größtmögliche Flexibilität" setze, um auch zu überraschen, sagte ORF-Sendungsteams-Chefredakteur Johannes Bruckenberger. Mit der neuen Sendung wolle man eine konstruktive Streitkultur pflegen, das Publikum soll mit Antworten und Einordnung zu Bett gehen.

"Robust diskutieren"

In puncto Themenauswahl und Einladungspolitik werde man "furcht- und tabulos" agieren, kündigte Bruckenberger an. Man wolle sich nicht von potenzieller Kritik auf Social Media treiben lassen. Insgesamt will der ORF-Sendungsteams-Chefredakteur das Verständnis dafür heben, dass demokratischer Diskurs nur dann in vernünftigen Bahnen verläuft, "wenn wir es schaffen, uns gegenseitig zuzuhören und es aushalten, dass es andere Meinungen gibt". "Es muss robust diskutiert werden dürfen", stellte auch Schnabl klar.

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Das neue Format werde sich grundsätzlich auf das Gespräch konzentrieren. "Miteinander Reden ist bei all unserer Verschiedenheit der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält", sagte Schnabl. Sie wolle sich nicht von Tagesaktualität, sondern Relevanz treiben lassen. Die Sendung entwickle man dynamisch weiter. "Es wird Lernkurven geben", so Schnabl. Gespräche fänden oft an Tischen - zum Beispiel dem Küchentisch - statt. Diesem Umstand trage man mit dem neuen Setting Rechnung.

Der ORF setzt für "Das Gespräch" auf einen großen Holztisch, mit einem Kugelmikrofon in der Mitte der Platte. Um den Tisch angeordnet stehen gepolsterte Drehsessel. Insgesamt dominieren Braun- und Rottöne. "Wir wollten eine warme Atmosphäre schaffen", erklärte Bruckenberger. Studiopublikum gibt es keines. Aber es werde an einer Begleitung der Sendung auf Social Media gearbeitet, stellte der ORF-Chefredakteur regeren Austausch mit der Zuseherschaft in Aussicht.

"Im Zentrum" war "selten überraschend"

"Es war hoch an der Zeit, ein neues, innovatives Konzept zu entwickeln", sagte Bruckenberger mit Blick auf das "starre Konzept" und "selten überraschende Gäste" von "Im Zentrum". Keine Kritik übte er dagegen an Moderatorin Claudia Reiterer und den Quoten. Die Zuseherzahl sei kein Problem gewesen, an dieser will er "Das Gespräch" auch nicht messen. Viel mehr zähle, ob der Talk Relevanz entwickle, einen Gesprächswert liefere.

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Mit Schnabl habe man dafür eine "der besten Journalistinnen des ORF" als Moderatorin gewonnen, die kompetent, kritisch und weitblickend in der Gesprächsführung agiere und dabei höflich und ruhig im Ton bleibe, so Bruckenberger. 

Als Sendungsverantwortliche von "Das Gespräch" agiert Eva Karabeg, stv. Chefredakteurin für Sendungsteams. Für die Regie zeichnet Doris Peterka verantwortlich.

"ZiB Talk" ersetzt auch "Runden Tisch"

"Das Gespräch" wird nicht die letzte Neuerung im Diskussionsbereich des ORF gewesen sein. Ab Ende März oder Anfang April soll der ebenfalls neue "ZiB Talk" ins Programm kommen - und in "ZiB Talk Spezial"-Ausgaben auch den "Runden Tisch" ersetzen, hieß es. Das Format werde noch entwickelt, sagte Bruckenberger. Als Termin komme der Dienstag oder der Mittwoch infrage, mit leichter Tendenz zu Dienstag.

Weitere Formate - wie etwa "3 am Runden Tisch" - werden evaluiert und auf mögliche "Refreshments" abgeklopft.

Ende nach 18 Jahren

Nach insgesamt 18 Jahren war am Sonntag, 15. Dezember, Schluss beim bisherigen Diskussionsflaggschiff des ORF, "Im Zentrum". 355.000 Zuseherinnen und Zuseher schalteten dafür ein, was einem Marktanteil von 21 Prozent entsprach. Damit verfolgten die Ausgabe etwas mehr Zuseher als im Jahresschnitt 2024 (339.000 Zuseher). An den Gesamtschnitt der vergangenen acht Jahre unter der Moderation von Reiterer (454.000 Zuseher) kam die Sendung aber nicht heran.

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