Podcaster Andreas Sator: Gegen das Kopf-in-den-Sand-Stecken

Er hatte bereits den ehemaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer, „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf und Sängerin Ina Regen vorm Mikrofon: Seit vier Jahren betreibt Journalist Andreas Sator den Podcast „Erklär mir die Welt“ und bittet Expertinnen und Experten, Einblick in ein Thema zu geben, in dem sie sich gut auskennen – von der österreichischen Verfassung über die Corona-Impfung bis zum Bau einer U-Bahn. Mehr als 200 Episoden von „Erklär mir die Welt“ gibt es bereits – zumeist aufgenommen in Sators Wohnzimmer.
Nüchtern und pragmatisch
Nun hat der 31-Jährige ein neues Projekt gestartet: „Sonne & Stahl“ nennt sich der Schwesternpodcast von „Erklär mir die Welt“, der seit Kurzem bei Spotify & Co abrufbar ist und sich um Klimawandel und Nachhaltigkeit dreht. „Ich glaube, dass es ein großes Verlangen nach einer nüchternen, pragmatischen Auseinandersetzung mit diesen Themen gibt, die einen nicht nicht vor Verzweiflung zum Weinen bringt, sondern Ideen aufzeigt, wie man Dinge besser machen könnte“, sagt Sator. Das habe er bereits des Öfteren in „Erklär mir die Welt“ versucht. „Aber ,Erklär mir die Welt‘ soll weiterhin seinem Namen treu bleiben und sich wirklich mit der ganzen Welt beschäftigen.“
Unendlich viele Ideen
Der neue Podcast ist in Staffeln zu je sechs bis sieben Folgen gegliedert, zum Auftakt geht es um das Auto und Mobilität. Dabei will Sator den Nachhaltigkeitsdiskurs „von der nationalen Ebene wegbekommen“: „Die Fragestellungen, die ich aufwerfe, betreffen ja nicht nur die Politik und die Menschen in Österreich, sondern auch in Deutschland.“ Gerade in Sachen Mobilität gebe es einiges, was man voneinander lernen könne: Münster sei etwa im Radverkehr vorbildlich, Wien punkte mit den Öffis.
Staffel zwei wird sich um Ernährung drehen, die dritte eine Art Crashkurs in Klima- und Umweltfragen werden. „Ich habe gefühlt unendlich viele Ideen für weitere Staffeln, von Zersiedelung über Digitalisierung bis Reisen“, erzählt Sator, der im Standard die Kolumne „Alles gut?“ schreibt und Buchautor ist.
Schief angeschaut
Als er 2018 mit dem Podcasten begonnen hat, sei er manchmal schief angeschaut worden. „Ich habe den Leuten damals erklärt, dass ich ein Radioprogramm mache, das man am Handy hören kann.“ Mittlerweile ist das Format Podcast etabliert, die Konkurrenz gewachsen. Sator habe den Vorteil, „dass ich früh dran war. Wenn die Leute dich einmal mögen, bleiben sie dran. Und noch mögen sie mich“, schmunzelt er.
Wie bei „Erklär mir die Welt“ können Hörerinnen und Hörer den Podcast mit einem Beitrag unterstützen. Finanziert werden soll „Sonne & Stahl“ auch über Werbung, eine Förderung hat Sator bereits angesucht.
Im Gegensatz zu anderen digitalen Journalismusformen müsse man sich beim Podcasten aktiv um Interaktion bemühen, etwa durch Newsletter und Umfragen. Bei „Sonne & Stahl“ will Sator auch auf Treffen setzen. Nach Staffel eins soll es eine Rad-Exkursion geben, für die zweite Staffel schwebt Sator ein Kochkurs vor. „Ich möchte Möglichkeiten schaffen, wo die Leute auch im echten Leben zusammenkommen können“, so Sator.
Ein paar Schritte gehen
„Ich glaube, kein Mensch will gerne der Umwelt, dem Klima oder den Tieren schaden. Aber weil das so eine komplexe Sache ist, reagieren viele damit, dass sie den Kopf in den Sand stecken.“ Die Energie, die ins Verdrängen geht, könne man jedoch sinnvoller nutzen. Zu 100 Prozent nachhaltig zu leben, sei nicht realistisch. „Es geht auch nicht darum, ein perfekter Mensch zu werden und das eigene Leben nur noch dieser Sache zu widmen. Aber jeder kann ein paar Schritte gehen. Und wenn ich es schaffe, dass die Leute dabei ein bisschen Orientierung bekommen, habe ich meinen Job gut gemacht.“
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