Philosoph Precht: Impfpflicht ist "unzulässige Einschränkung der Freiheit"
In der schwelenden Diskussion um die Impfpflicht gegen die Coronapandemie hat sich nun der deutsche Philosoph Richard David Precht eindeutig positioniert: "Impfpflicht ist völlig unmöglich. Da brauchen wir gar nicht lange drüber nachdenken", sagte er im Ö3-Wecker. Eine derartige Maßnahme wäre eine "unzulässige Einschränkung der Freiheit".
"Ich kann nicht Menschen, die sich in völlig unterschiedlichen Gefährdungssituationen befinden, alle mit der genau gleichen Maßnahme in die Pflicht nehmen", sagt der deutsche Autor. "Ich habe ein großes Problem damit, eine Impfpflicht in irgendeiner Form zu rechtfertigen. Nur weil sie praktisch wäre, kann man sie nicht durchsetzen."
Wobei der u. a. aus dem deutschen Fernsehen bekannte Philosoph gesellschaftliche Pflichten keineswegs ablehnt, im Gegenteil, wie auch in seinem neuen Buch "Von der Pflicht" nachzulesen ist. "In unseren liberalen Demokratien haben Menschen ja nicht nur Rechte, sondern eben auch Pflichten. Eine kleine Minderheit hatte ganz große Schwierigkeiten, dass man eine Art Solidarbeitrag für die Schwachen leistet", sagte Precht in Bezug auf die Pandemie. Diese pandemischen Pflichten könne man als Bürger durchaus erfüllen: "Alles, was den Menschen abverlangt wurde, waren ein paar kleinere Einschränkungen zum Schutz der Schwachen. Wir haben nicht in einem Ausmaß Grundrechte eingeschränkt, wie das in China oder anderen Diktaturen der Fall ist."
Am "Trotzigsten" gegen die Maßnahmen hätten sich auch nicht die zwei besonders betroffenen Gruppen, nämlich die "einsamen Alten" und "die Jungen, denen man ihre wilde Zeit eingeschränkt hat", verhalten, betonte Precht: "Die Leute, die sich am trotzigsten verhalten, gehören meist nicht diesen beiden Gruppen an. Das sind meistens Leute, denen es recht gut geht, die so alt sind wie ich - Mitte 50 oder so, und denen hat man bei Weitem nicht so viel geklaut."
Und Precht hat auch einen Vorschlag, wie den Jungen ihre Solidarität in der Pandemie abgegolten werden könne: "Die Älteren haben eine gute Möglichkeit, dass was sie den Jüngeren geklaut haben, wieder gut zu machen. Denn im Augenblick verfrühstücken wir ja die Zukunft dieser Generation durch die Art und Weise, wie wir mit unserem Klima umgehen, mit der Natur umgehen", sagt er. "Das Mindeste, das wir jetzt tun sollten, ist alles für den Klimaschutz zu tun. Was wir ihnen da wegnehmen, ist hundert Mal schlimmer als das, was wir ihnen bei Corona weggenommen haben."
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