Philipp Hochmair hat "immer häufiger das starke Bedürfnis nach Rückzug“
„Jedermann“-Darsteller Philipp Hochmair über seine neue Ermittlerrolle in der Reihe „Der Geier“, zu sehen am Samstag (7. 9.) auf ORF 2 um 20.15 Uhr.
06.09.24, 18:00
Von Susanne Zobl
Lukas Geier hat sich aus dem Polizeidienst zurückgezogen und geht in seiner Karriere als Rocksänger auf. Dann wird eine Frau ermordet - auf ihrem Arm ist seine Handynummer notiert. Der nachdenkliche Ermittler zwischen zwei Welten ist eine Glanzrolle für Philipp Hochmair. Der Pilot dazu, „Der Geier – Die Tote mit dem falschen Leben“, wurde bereits vorigen Sommer gefertigt, Ausstrahlung am Samstag, 7. 9., auf ORF 2 um 20.15 Uhr, dann auf ORF ON, am 16.9. im ZDF. Der KURIER erreichte Hochmair während der Dreharbeiten von Teil zwei in Bad Gastein.
Die Serie „Der ‚Geier“ basiert auf dem Roman „Tutto Bene“ von Andrea di Stefano. Stimmt mein Eindruck, dass die Titelfigur wie maßgeschneidert an Ihre Person angepaßt wurde?
Da ist sicher eine gewisse Ähnlichkeit, da es in meinem unruhigen Leben immer häufiger das starke Bedürfnis nach Rückzug gibt. Daher kann ich diese Sehnsucht nach einer versteckten Welt, in der man Ruhe und Inspiration findet, sehr gut nachvollziehen.
Man kann sagen, Sie spielen sich gewissermaßen selbst. Wie ist das?
Das ist ein spannendes Erlebnis: Das Leben in Parallel-Welten, aber auch die Melancholie, die einen manchmal umtreibt, in dieser Rolle, zulassen zu dürfen.
Die Produzentin Bernadette Schugg kam mit der Idee, die Romane der beiden ZEIT -Journalisten Andreas und Stephan Lebert als neue Krimi-Reihe zu verfilmen auf mich zu. Sie fragte, ob ich Lust hätte, die Titel-Rolle Lukas Geier zu übernehmen. Ich war von der ungewöhnlichen Figur und der Tonalität begeistert und sagte sofort zu. Mein Input führte in der Drehbuchentwicklung auch beim zweiten Film, den wir zur Zeit gerade drehen zu einem kontinuierlichen Dialog, der mir große Freude macht.
Stimmt mein Eindruck, dass Geier in seiner Musik Zuflucht vor seiner Vergangenheit im Polizeidienst sucht?
Absolut. Sie ermöglicht diesem eher verschlossenen Charakter, aus sich herauszugehen und einen anderen Aspekt seiner Persönlichkeit zu leben. Er findet zwar keine Erlösung, aber gleichermaßen Inspiration und Frieden, wenn er sich in der Musik ausleben und die dunkle Vergangenheit vergessen kann.
Wie ist das zu verstehen, dass er sich trotzdem in der Nähe jener Personen ansiedelt, die er schützen will? Oder ist das Teil des Thrillers, der erst am Ende aufgelöst wird?
Lassen Sie sich überraschen ….
Auch der Jedermann kommt vor. Blicken Sie heute, als amtierender Salzburger Jedermann, anders auf diese Szenen?
Das war purer Zufall! Der Regisseurs Christian Werner hatte die Idee, den Jedermann als Puppenspiel mit Musik einzubauen. Zum Zeitpunkt unserer Dreharbeiten konnte noch niemand ahnen, dass ich der Jedermann auf dem Domplatz werden würde.
Konnten Sie aus dem Polizeidienst in Gestalt des blinden Ermittlers Alexander Haller etwas für diese Figur mitnehmen? Wird „Blind ermittelt“ fortgesetzt?
„Blind ermittelt“ ist ein völlig anderes Genre, eher Krimi-Komödie. Lukas Geier ist ein einsamer Charakter. Er war in seiner Vergangenheit Elite Polizist, der unter höchster Geheimhaltung Menschen in den Zeugenschutz brachte. Somit war er in seinem früheren Leben Geheimnisträger, Einzelgänger und mit keinem Kollegen wirklich verbunden. Diese Verschlossenheit hat er sich bewahrt. Alexander Haller dagegen kann nicht ohne seinen Kumpel Nico. Hier geht es mehr um eine Buddy-Freundschaft.
„Wenn Bernadette Schugg ruft, spring ich, da ich ihr sehr verbunden bin. Sie hat zu mir gestanden, als ich schwanger war und mich trotz Besetzung dann keiner versichern wollte. Ich dreh mit Philipp Hochmair immer wieder gern und habe ihn ja auch schon als Buhlschaft auf der Bühne bei „Jedermann Reloaded“ erlebt. Bad Gastein hat ein besonderes Flair, das ich bislang noch nicht kannte.
von Patricia Aulitzky
Sie spielt in „Der Geier“ eine Jugendfreundin Hochmairs.
Auf der Bühne sind Sie seit Jahren als Solist mit ihrer Band aktiv. Im Sommer haben sie wieder in einem Theater-Ensemble gearbeitet. Ist die Arbeit beim Film eine Art Übung für die Arbeit in einem Ensemble?
Beim Film gibt es weniger Kontakt zwischen den Leuten, als man denkt. Man kommt mit dem gelerntem Text ans Set und hat sehr wenig Zeit. Da gibt es kein langsames gemeinsames Entwickeln, man muss da gut vorbereitet sein. Der Filmregisseur geht davon aus, dass der Schauspieler die Rolle bereits für sich entwickelt hat. Als Schauspieler muss da in der Film-Maschinerie perfekt funktionieren.
Woher bezieht man dann seine Energie?
Dafür muss man selber sorgen. Der eine geht joggen, der andere fastet. Theater ist Schweiß und Spucke, gelebte Energie! Im Film ist alles eine Frage der Organisation, der Kameraeinstellungen, der inszenierten Augenblick und die finale Dynamik durch die Musik.
Wie viele Fortsetzungen sind von „Der Geier“ geplant?
Das ZDF plant jährlich einen Film für den besten Krimi-Sendeplatz am Montag Abend 20:15 Uhr.
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