Peter Resetarits: "Manchmal kämpfe ich auch mit den Tränen“

Noch müsse er sich an die reduzierten Stunden gewöhnen, gesteht Peter Resetarits. Seit Frühjahr ist der ORF-Moderator in Pension und hat eine halbe Dienstverpflichtung. „Es ist ein langsamer Prozess des Loslassens, der noch nicht ganz perfekt gelingt“, erzählt der ORF-Moderator im KURIER-Gespräch. Nun konzentriere er sich auf die juristischen Sendungen „Schauplatz Gericht“ und „Bürgeranwalt“, aber auch auf „Was braucht Österreich?“.
Für das Format ist Resetarits im Vorfeld zur Nationalratswahl 2024 durchs Land gereist und hat sich umgehört, was die Menschen bewegt. „Es war eigentlich eine Gruppenarbeit, bei der alle Magazinsendungen zusammengeholfen haben“, betont Resetarits. Er selbst sei dabei eine Art „Reiseleiter“ gewesen. Was ihm bei der Recherche aufgefallen ist? „Mir hat gefallen, wie vernünftig die Leute eigentlich sind. Manchmal unterschätzt man jemanden, den man auf der Straße trifft oder mit dem man im Gasthaus am Stammtisch ins Gespräch kommt. Plötzlich entpuppt sich derjenige aber als Person, mit der man hervorragend reden kann und von der man ein bisschen was dazulernt.“
Und geht die Regierung nun auch jene Themen an, die den Menschen damals unter den Nägeln brannten? „Bei Maßnahmen gegen Unwetterkatastrophen ist, denke ich, partiell etwas weitergegangen. Ich glaube auch, dass die Politik begriffen hat, dass etwa das Thema Integration und Migration eines ist, das den Menschen wichtig ist. Aber es wäre vermessen zu glauben, dass wir eine Sendung machen, Politiker mitschreiben und dann Maßnahmen setzen.“
Konkrete Veränderungen könne er hingegen mit Sendungen wie „Bürgeranwalt“ verbuchen: „Da sind wir schon erfolgreich, wenn es zum Beispiel darum geht, dass jemandem ein Elektro-Rollstuhl bewilligt oder eine andere Pflegestufe zuerkannt wird, wenn man darüber berichtet und ein paar Argumente bringt.“
"Dann bräuchte ich Psychotherapie"
Oft wird Resetarits bei seiner Arbeit mit schweren Schicksalen konfrontiert. Das mache demütig: „Dinge, die man selbst vielleicht als problematisch erachtet, werden im Verhältnis zu dem, was einem da beruflich begegnet, sehr klein.“ Über die Jahre habe er eine dicke Haut entwickelt: „Wenn mir das alles sehr zu Herzen gehen würde, bräuchte ich Supervision und Psychotherapie.“ Manchmal passiere es aber, „dass die Emotion unerwartet ums Eck kommt. Dann kämpfe auch ich in der Sendung mit den Tränen. Aber das passiert eher selten, und man merkt es hoffentlich nicht.“
Verabschiedet hat sich Resetarits heuer von „Am Schauplatz“: Das Reportageformat hat er vor mehr als 30 Jahren mit Christian Schüller erdacht. „Mittlerweile arbeitet die zweite oder fast schon dritte Generation von Reporterinnen und Reportern an der Sendung. Und es ist ein schönes Gefühl, etwas mitgegründet zu haben, das einen, zumindest was das Berufsleben betrifft, überleben wird.“
Zwei ROMYs kann Resetarits bereits sein Eigen nennen („Die stehen bei mir im Arbeitszimmer inmitten der Familienfotos. Vielleicht kann mir das ein Psychologe ausdeuten, was ich damit bewirken möchte oder was da mit mir los ist“), nun könnte eine dritte dazukommen: „Das wäre schön. Ich befürchte nur, dass meine Soziale-Medien-Abstinenz diesem Anliegen nicht besonders dienlich ist, weil man sinnvollerweise potenzielle Wählerinnen und Wähler animiert“, so Resetarits. „Aber ich lasse das auf mich zukommen und schaue, ob es auch so funktioniert.“
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