Ostrowski wird Detektiv und Onkel

Wort-Spieler Michael Ostrowski plant den Kino-Film "Der Onkel/The Hawk"
Michael Ostrowski gibt in einer neuen ARD-Reihe eine höchst ambivalenten Figur und plant den nächsten eigenen Film.

Michael Ostrowski zieht gerade das Obskure ziemlich an: Am Donnerstag beginnt er den Pilot-Dreh für eine neue, für den BR und die ARD Degeto produzierten Reihe, dem „Passau Krimi“. Im Zentrum der Geschichte von Grimme-Preis-Träger Michael Vershinin steht eine Ex-Polizistin (Marie Leuenberger), die mit der Tochter in Passau ein neues Leben im Zeugenschutz beginnt – und just auf einen, wie es in der Beschreibung heißt, „dubiosen österreichischen Privatdetektiv“ trifft.

Was bei Ostrowski im Gespräch sofort einen ebensolchen Gesichtsausdruck produziert. Um dann ernsthaft zu erläutern: „Dieser Detektiv vermittelt immer wieder ein ambivalentes Gefühl, man weiß nicht so genau, was mit dem los ist. Und das macht diese Figur interessant – für mich als Schauspieler wie später, hoffentlich, für die Zuschauer.“ Der Steirer bedauert, dass solche Rollen selten geworden sind. „Das Fernsehen neigt ja heute dazu, alles bis zum bitteren Ende zu erklären, die Zuschauer werden mit Informationen niedergepeitscht. Das ist hier zum Glück anders, was mit ein Grund war, die Rolle zu übernehmen.“

Passau

Anders, als sonst oft, ist die Rolle im „Passau Krimi“ ernst. Trotzdem könne es über die Sprache „eine leichte Note des Humors“ geben. Was den 46-Jährigen nämlich immer wieder fasziniert: „Das Österreichische hat eine unglaubliche Ambiguität, eine Zweischneidigkeit, es vermittelt durch das Idiom etwas Unfassbares. Das mag man in Deutschland mittlerweile ganz gern.“

Etwas sehr Dubioses an sich hat auch eine Figur, mit der der Steirer derzeit im SWR (donnerstags, 22 Uhr) zu sehen ist: In der schrägen Familien-Geschichte „Labaule und Erben“ über den Verleger-Sohn Wolfram (Uwe Ochsenknecht), der, gänzlich ungeeignet, die Führung des Familien-Imperiums übernimmt, gibt Ostrowski einen schmierigen Berater.

Freiburg

Ostrowski wird Detektiv und Onkel

Streaming-Erfolg der  ARD: Uwe Ochsenknecht, Ostrowski und Irm  Hermann in „Labaule und Erben“

„Regisseur Boris Kunz und ich haben uns Brand Manager aus der Werbebranche als Vorbild genommen. Wir haben uns an Agenturen orientiert, die sich mit ganz viel heißer Luft präsentieren.“ In der von Harald Schmidt erdachten, in Freiburg angesiedelten Mini-Serie „spiele ich ein doppeltes Spiel. Ich reite Wolfram ganz bewusst und im Auftrag seiner Mutter, mit der ich ein Verhältnis habe, immer tiefer in die Scheiße. Mit der blasierten BWL-Sprache verführe ich ihn wie ein kleiner Business-Mephisto.“

Spannend an „Labaule und Erben“ findet Ostrowski auch, dass sie von Anfang an in der ARD-Mediathek zu streamen ist – und inzwischen fast eine Million Abrufe erreicht hat. „Junge Menschen schalten kaum mehr regelmäßig den Fernseher ein. Deshalb halte ich ja auch die klassischen Quoten und die Diskussion darüber für leicht absurd. Anstatt über Qualität zu reden, wird ein System aufrechterhalten.“

Ostrowski kennt die Werbung sehr gut, hat „dort viel beim Regieführen gelernt, was ich nun brauche“. Nach der mit „Hotel Rock’n’Roll“ abgeschlossenen Film-Trilogie soll jetzt nämlich ein neuer Kino-Film entstehen.

New York

„Der Onkel/The Hawk“, geschrieben wieder mit Helmut Köpping, wird nun für Förderungen eingereicht. „Es geht um zwei Brüder. Einer, ein erfolgreicher Anwalt, fällt ins Koma. Der andere kommt daraufhin nach 20 Jahren zurück und nistet sich in dessen Haus und Familie ein. Eigentlich eine dramatische Geschichte.“ Selbstredend mit Platz für schwarzen Humor.

Das nächste große Ding steht für Ostrowski, derzeit mit „Kalte Füße“ im Kino, im Herbst an: Da kommt das Udo-Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“ mit u. a. auch Heike Makatsch, Moritz Bleibtreu, Katharina Thalbach in die Kinos. Ostrowski (als schwuler Maskenbildner) erwartet nach Ansicht des Rohschnitts Großes vom von Salzburger Festspiel-Regisseur Philipp Stölzl inszenierten Film: „Super-Ausstattung, Super-Kamera, Super-Udo-Jürgens-Nummern, und es kommt leichtfüßig und lustig daher – was will man mehr?“.

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