ORFIII legt es auf Streit an und arbeitet an digitaler Zukunft

Präsentierten die ORFIII-Höhepunkte (v. li.): die Sender-Geschäftsführer Schöber und Zierhut-Kunz sowie Chefredakteurin Lorenz-Dittlbacher    
Programm 2023: Highlights sind die Doku-Reihe „Österreich – die ganze Geschichte“, viel Live-Politik und ein opulenter Kultursommer

Die ORF-Finanzierung und Einsparungen waren die Begleitmusik der ORFIII-Programmpräsentation vor Journalisten am Dienstag. Auch wenn die Sender-Existenz nie in Diskussion war. „Wir sind eine Art Effizienz-Weltmeister“, betonte etwa die kaufmännische ORFIII-Geschäftsführerin Kathrin Zierhut-Kunz. Chefredakteurin Lou Lorenz-Dittlbacher ergänzte: „Man bräuchte viele ORFIII um auf die 300 Millionen (die im ORF eingespart werden sollen, Anm.) zu kommen.“ Denn der Kultur- und Info-Sender verfügt nur über ein Programmbudget von geschätzt 19 Millionen und 62 Mitarbeiter.

Eigentlich ging es aber darum, kurz die Programm-Highlights 2023 anzukündigen – was Senderchef Peter Schöber vor ein „Riesenproblem“ stellte angesichts von 2000 Stunden an „originärem Programm“. „Herzensanliegen“ ist jedenfalls die Reihe „Österreich – die ganze Geschichte“. Die arbeitet ab Oktober in den nächsten vier Jahren in 40 Folgen die Historie ab dem Jahr 976 auf. Angekündigt sind auch 40 Zeitgeschichte-Dokus u. a. zur Journalistin Hella Pick sowie eine Reihe zum heimischen Rundfunk.

„Alle Kracher“ im Bereich Klassik sorgen, so Schöber, für „einen opulenten ORFIII-Kultursommer“ mit u. a. der Live-Übertragung der „Carmen“ aus St. Margarethen, fünf Produktionen aus der Wiener Staatsoper, Grafenegg und dem mehrtägigen „Woodstock der Blasmusik“.

Damit wächst auch der Archiv-Stock und man hofft, dass die angekündigte Gesetzesnovelle mehr digitale Möglichkeiten bringt. Schöber: „Österreich spielt in der Klassik in der absoluten Premiere League. Es ist eine absolut richtige Entscheidung des Generaldirektors, die Klassik-Kachel – Arbeitstitel ORF-Bühne – als integralen Bestandteil des ORF-Players für die Zukunft zu sehen.“ Um und Auf ist für Schöber die längere Verfügbarkeit der Inhalte online.

Einordnen

Gute Quoten macht auch die Info, stark ist etwa der Vormittag. „Sehr naheliegend“ wäre auch ein „ORFIII aktuell“ am Nachmittag, so Lorenz-Dittlbacher. „Das ist aber eine Frage des Budgets.“ Wichtig ist ihr dabei: „Da rinnt nicht einfach Information rein, wir streamen nicht bloß Pressekonferenzen, sondern wir ordnen ein.“ Darum geht es ihr auch bei „Sommer(nach)gespräche“, „Fakten mit Profil“ oder dem „Wissenscheck“.

Quoten, das war das Stichwort bei der Diskussion um die Parlamentsübertragungen, weil man sie „nur noch“ in ORFIII und nicht mehr in ORF2 zeigen wollte. Dazu meint die Chefredakteurin: „Ich fühle mich durch diese Debatte weder gekränkt noch beleidigt.“ Sie vermutet ein „Missverständnis im Hintergrund“. Sie halte es für wichtig, demokratische Prozesse abzubilden. „Ich wäre bereit gewesen. Der Unterschied zwischen den Quoten von ORFIII und ORF2 ist da gar nicht so groß.“

Unter den neu startenden Formaten fallen etwa der Talk „Streitzeit“ mit Peter Fässlacher und die umgemodelte Buchsendung „Lesen und Streiten“ auf. Der Hintergedanke Schöbers hier: „Ich glaube, wir haben das Streiten verlernt, unsere Demokratie lebt aber davon, dass wir eine gewisse Konflikt- und Streitkultur haben. Nicht jede Diskussionssendung muss im gelebten Kompromiss enden.“

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