ORFIII-Chef Peter Schöber: "Bin mit Leib und Seele Programmmacher"

Kosten-Nutzen-Faktor von ORF III stimmt für Publikum und Konzern, meint Peter Schöber
Ein Gespräch über Corona, den Kulturbegriff, den Stellenwert der Information, den Spielplatz vom Chef und die ORF-Wahl

Es ist das Jubiläumsjahr: ORF III  wurde vor zehn Jahren gegründet, ebenso lang ist Peter Schöber dort Chef. In dieser Zeit hat sich der Sender vom Archiv-Kanal zur Anlaufstelle für Kultur und Kulturinteressierte entwickelt. In jüngerer Zeit wurde auch der Stellenwert der (Live-)Information ausgeweitet.

Werfen wir zunächst den Blick zurück auf die für die Kultur-Szene wenig erfreulichen Monate. Man muss zugestehen: Der ORF, und speziell ORF III, haben da versucht, sehr nachdrücklich die Kultur-Lücke – sowohl fürs Publikum, wie für die Künstler – zu schließen.

Was uns mit den Partnern aus der Kultur in dieser schwierigen Zeit wirklich gelungen ist: Überall, wo Kultur stattfinden durfte, war ORF III dabei und damit auch das Publikum. Und wenn möglich sogar live. Ein Beispiel dafür ist „Kultur Heute“, das wir ganz bewusst als werktägliches Kultur-Magazin im Sendeschema während der Pandemie belassen haben. Dutzende Vertreter der Kultur- und Kunstszene konnten so ORF III in den vergangenen Monaten als Auftritts- und Präsentationsmöglichkeit nutzen. Und wir hatten die spektakuläre und für die ROMY nominierte Reihe „Wir spielen für Österreich“ mit hochkarätigen Premieren aus der Wiener Staatsoper wie „Nabucco“ mit Plácido Domingo, „Tosca“ mit Anna Netrebko, Frank Castorfs „Faust“ mit Juan Diego Flórez, aber auch die Theater-Edition mit zwölf TV-Premieren von der Burg bis zum Werk X. Das war ein klares Bekenntnis - dafür gibt es den ORF, den öffentlich-rechtlichen Auftrag und sehr breiten Kultur-Zugang von ORF III.

Die aktuelle Corona-Situation und der Sommer machen es möglich, dass Kultur-Institutionen und Festivals wieder starten können. Wie bereitet man sich als Sender auf diesen Schritt zurück ins „richtige“ Kulturleben vor und was ist geplant?

Wir haben in der Pandemie-Zeit beispielsweise unsere Kooperationen weiterentwickelt und ausgebaut. Zu bereits bestehenden Vereinbarungen mit dem Land Niederösterreich, dem Burgenland und der Wiener Staatsoper sind mit der Steiermark und Oberösterreich weitere dazugekommen. Das ermöglicht uns jetzt nicht nur einen Schnellstart, sondern insgesamt ein hochklassiges und vielseitiges Programm im Sommer und darüber hinaus. Die erste Produktion sind die „Klassikstars am Traunsee“ mit dem Bruckner Orchester Linz und mit Rolando Villazón und Regula Mühleman am 4. Juli, live um 20.15 Uhr. Unser Ziel ist es, dass der Sonntag der Live-Kultur-Tag bei ORF III wird – in der von Barbara Rett gewohnt erstklassig kuratierten Sendeleiste „Erlebnis Bühne“. Als erste steirische Produktion kommt das „Tosca“-Open-Air aus Graz mit Jonas Kaufmann, Kristīne Opolais und Sir Bryn Terfel live am 22. August. Die Vereinbarung hier umfasst in Summe bis zu 22 Neuproduktionen, darunter auch Theater und Kleinkunst. Das bringt damit auch eine Aufwertung der regionalen Kulturszene.

Keine Kostenfrage

Was auffällt ist, es gibt keine Vereinbarung mit dem Bundesland Wien …

… die ist auf der Zielgeraden. Mit der Stadt Wien verbindet uns auch so schon eine langjährige, sehr gute Zusammenarbeit. Angedacht sind bislang mindestens sechs Produktionen aus den Wiener Spielstätten – darunter fallen beispielsweise die Wiener Symphoniker, deren Konzert vor dem Belvedere jüngst das erste große Open-Air-Konzert europaweit war. In Summe waren live auf Arte und in ORF III 1,6 Millionen Zuseher europaweit dabei, allein 200.000 in Österreich. Das ist ein Beispiel dafür, wie wir die österreichische Kultur und unseren Anspruch als Kulturnation auch nach außen tragen.

Dermaßen viele, teils aufwändige TV-Produktionen, mitunter live, müssen teuer sein.

Das ist nur umsetzbar durch eine innovative Produktionsweise, neueste Technik und eine wirklich tolle kaufmännische Geschäftsführerin, Eva Schindlauer. Wir produzieren zu einem Bruchteil der Kosten, wie das noch vor 15 Jahren der Fall war. Wir sprechen da, auch bedingt durch die Zusammenarbeit mit den Häusern, von 15.000 bis max. 50.000 Euro je Live-Produktion.

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