ORF1-Info-Redakteure: "Journalistische Freiheit und Qualität" in Gefahr
Die ORF1-Info-Redakteure sehen "die journalistische Freiheit und Qualität" der Infosendungen auf ihrem Sender in Gefahr. Dagegen rebellieren sie mit einer umfangreichen und handfesten Petition, die in einer Redakteursversammlung am Donnerstag einstimmig beschlossen wurde. Gerichtet ist sie an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, ORF1-Channelmanagerin Lisa Totzauer sowie ORF1-Chefredakteur Wolfgang Geier.
Auslöser ist der Umgang mit dem stv. Chefredakteur Thomas Faustmann, der die Redakteure laut Petition "schockiert". Ihm sei "aus für viele nicht nachvollziehbaren Gründen eine Job Rotation nahegelegt" worden, die sinngemäß als Strafversetzung gesehen wird. Dagegen protestieren die Redakteure. Das Vertrauen zu ihm sei ungebrochen.
Zerstörtes Vertrauen
Anders sieht es offenkundig mit jenem zur ORF-Führungsetage aus. "Die Redakteurinnen und Redakteure erwarten, dass das Management Maßnahmen ergreift, um das bei vielen Kolleginnen und Kollegen in den letzten Monaten zerstörte Vertrauen zurück zu gewinnen", heißt am Ende der umfangreichen Petition.
In dieser führen die Journalistinnen und Journalisten eine Vielzahl von Punkten an, die aus ihrer Sicht die Arbeit der bisherigen "Vorzeige-Redaktion" in Gefahr bringen. Kritisiert wird etwa die fehlende inhaltliche Auseinandersetzung mit den Sendungsinhalten, eine mangelnde Debattenkultur und der Ausschluss der Redakteure von journalistischen Entscheidungsprozessen.
Keine Widerrede
Für die Journalisten schaut es so aus, "dass einige wenige Führungskräfte darüber entscheiden, was und wie berichtet wird, was sowohl dem Redakteursstatut wie auch den gesetzlich vorgegebenen Verpflichtungen, die der ORF gegenüber seinem Publikum hat, widerspricht."
Widerrede ist bei ORF1 offenbar auch nicht gefragt. "Bei vielen entsteht der Eindruck, dass Kritik als llloyalität ausgelegt wird." Und: Kritische Redakteurinnen und Redakteure werden zu persönlichen Gesprächen eingeladen", heißt es in der Petition.
Kritik an Kürzungen
Nach schwachen Quoten wird die bisherige Haupt-Info-Sendung von ORF1, "Magazin 1", Anfang Dezember auf zehn Minuten gekürzt. "Laut ersten Planungsvorgaben soll es in dieser Sendung keine Nachrichten-Themen mehr geben", heißt es in der Petition. Als wichtige Kriterien würden künftig "der Prominenz-Faktor und der Unterhaltungswert der Sendungsinhalte" gelten. "ORF 1-lnforedakteurinnen und -redakteure, die allesamt Nachrichten-Journalistinnen und -Journalisten sind, sollen somit in Zukunft ein Unterhaltungsformat befüllen." Das derzeit zusätzlich geplante wöchentliche News-Magazin werde die Kürzung der Infoflächen auf ORF1 nicht kompensieren können, befürchten die Info-Redakteure. Was darüber hinaus bleibe, seien lediglich Kurzsendungen.
Gefahr für journalistische Freiheit
Die Info-Journalisten fordern deshalb in der Petition die Rücknahme der Kürzungen im Info-Bereich, ein Ende der Auslagerungen von Informationssendungen, die Erarbeitung neuer Sendungskonzepte im Zusammenspiel mit den Redakteuren und eine offene Debattenkultur.
"Die Redakteurinnen und Redakteure der ORF 1-lnforedaktion sehen die journalistische Freiheit und Qualität der Infosendungen in Gefahr und fordern Generaldirektor Alexander Wrabetz, ORF 1-Channelmanagerin Lisa Totzauer und ORF 1-Chefredakteur Wolfgang Geier auf, rasch zu handeln und die angeführten Missstände umgehend zu beseitigen."
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