Bis vor Kurzem wurde man als Nutzer um Feedback gebeten, dieses Insert ist nun verschwunden. Sei’s drum. Ein frischerer Look ist jedenfalls zu konstatieren. Der erinnert freilich weniger an Netflix, sondern eher an die ARD Mediathek. Was ja passt, schließlich ist und bleibt der ORF auch ein öffentlich-rechtliches Medium.
Gleich vorab: Wer bisher noch nie etwas von ORF ON gehört hat und nach wie vor auf der TVthek herumsurft, der hat auch nicht viel verpasst. Denn das neue Portal ist praktisch die TVthek, nur in moderner Optik.
Es gibt keine exklusiven Inhalte, die man nur auf dem neuen Portal findet – die neue, als Vorab-Premiere beworbene Serie „Biester“ ist beispielsweise da wie dort abzurufen. Inhalte, die aus Jugendschutzgründen nur abends gezeigt werden dürfen, kann man allerdings auf ORF ON auch untertags ansehen – wenn man sich kostenlos registriert mit Altersbeweis (ID Austria, Reisepass oder Personalausweis, es funktioniert für solche oft arg komplizierte Verifikationen überraschend klaglos).
Die für den Konsumenten wohl erfreulichste Änderung ist einer Gesetzesänderung geschuldet: Das „Ablaufdatum“ von sieben Tagen gilt nicht mehr (ausschließlich). Allerdings gibt es nun auch keine allgemeingültige Dauer, auf die man sich als Seher „verlassen“ kann. Bei jedem Klick auf eine Sendung ist es, polemisch gesagt, eine Überraschung, wie lange man noch Zeit hat, diese zu sehen. Ein Monat, ein paar Monate, ein Jahr – und manchmal immer noch die sieben Tage.
Nicht verpassen!
Es gibt zwar eine Rubrik „Letzte Chance“, die ist aber ziemlich weit unten versteckt. Und wird offenbar von einem Automatismus erstellt, der etwa auch die Signation von „Südtirol heute“ (38 Sekunden lang) in die Kategorie „Bloß nicht verpassen!“ ordnet.
Dem könnte man mit einem Countdown-Banner bei manchen Sendungen abhelfen – und sich auch hier an der ARD Mediathek orientieren. Die Beiträge aus dem Archiv – ob es historische Dokumentationen sind, „Best ofs“ von „Am Schauplatz“ oder „ZiB2“-Interviews oder Erhellendes über die Bundesländer – sind es, mit denen dieses Streamingportal sich am besten positionieren wird können, den öffentlich-rechtlichen Anspruch hochhalten und zeigen, was andere Anbieter eben nicht haben.
In dieser Abteilung kann man sich schon jetzt verlieren, auch wenn es etwas enerviert, dass manche Beiträge 50 Minuten lang sind und manche nur zwei. Das könnte noch sinnvoller sortiert werden.
Aber es ist eine Testversion.
Das merkt man an Kategorien, die offenkundig noch nicht fertig befüllt sind, wie „Religion“: Da gibt es erstmal nur die Medienarchive zu Judentum und Christentum.
Einiges hat Potenzial auf ORF ON. Zum Beispiel die Rubrik „Kultiges aus dem ORF“, die grundsätzlich die Gelegenheit zum Alleinstellungsmerkmal böte.
Da ist zwar „Kottan ermittelt“ zu finden, aber nur neun von 19 Folgen. Keine „Alltagsgeschichten“, kein „Ein echter Wiener geht nicht unter“. „Stockinger“ ist da, „Kommissar Rex“ aber nicht.
Ja, die Rechtefrage, aber die ist, mit Verlaub, dem durchschnittlichen Streamingnutzer kein Begriff oder rechtschaffen egal.
Diese Kategorie könnte viele Schätze aus dem Archiv heben: Von der „Piefke-Saga“ über den „Russisch-Kurs“ bis zu „Tohuwabohu“. Die Chancen stehen vielleicht nicht schlecht, denn die Auswahl an Aufzeichnungen aus der Löwinger-Bühne (22 Videos!) zeigen, dass hier jemand mit Sinn für Abseitiges verantwortlich ist.
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