Der ORF startet jetzt digitales Kinderfernsehen

Der ORF startet jetzt digitales Kinderfernsehen
"Gewaltfreies, werbefreies und altersgerechtes Programm" linear und on demand. Medienbehörde muss erst zustimmen.

Der ORF startet mit 1. Jänner einen neuen Online-Kinderkanal. "ORF Kids" wird als lineares Streamingangebot rund um die Uhr ausgestrahlt, die einzelnen Sendungen sollen aber über den künftigen "Orf On"-Player auch on demand abgerufen werden können. TV-Unterhaltungschef Martin Gastinger versprach am Montag bei der Präsentation ein "gewaltfreies, werbefreies und altersgerechtes Programm" für die Zielgruppe der Drei- bis 14-Jährigen. Zusatzbudget gibt es dafür keines.

Mit "ORF Kids", das am Neujahrstag um 6 Uhr auf Sendung geht und online über kids.orf.at abrufbar sein wird, kommt der öffentlich-rechtliche Rundfunk einem entsprechenden Auftrag im neuen ORF-Gesetz nach. Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz verwies deshalb auch auf die nur kurze Vorlaufzeit von rund vier Monaten, um den Kanal auf die Beine zu stellen. Der speist sich neben schon bekannten Sendungen aus dem "Okidoki"-Kinderprogramm auf ORF 1 und altersgerechten Filmen und Serien auch aus gut einem Dutzend speziell dafür entwickelten Neuproduktionen.

Klima und Yoga

Die Novitäten spannen einen Bogen von Klima über Yoga bis zur Instrumentenkunde. So geht es in "Klimakrach" um Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit lösungsorientiertem Ansatz - "von Permafrost bis zur richtigen Hühnerhaltung", wie "ORF Kids"-Sendungsverantwortliche Alexandra Schlögl in Aussicht stellte. Die "Science Busters for Kids", bestehend aus dem Kabarettisten Martin Puntigam und dem Molekularbiologen Martin Moder, erklären etwa, wie lange Blumen die Luft anhalten können und ob das Klima durch das Anzünden von Känguru-Fürzen gerettet werden kann. "YOGAKids" wiederum ist ein Bewegungsformat, in dem diverse Übungen in spannende Geschichten eingebaut werden.

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Unterschiedliche Lebenswelten

Laut Yvonne Lacina-Blaha, Co-Sendungsverantwortliche, sollen die neuen Sendungen die unterschiedlichen Lebenswelten von Kindern abbilden. "Ganz Ohr" beschäftigt sich etwa damit, ob Social-Media-Challenges gefährlich sein können oder wie es ist, in einem Zirkus aufzuwachsen. In "So denkt das junge Österreich", eine Art Straßenbefragungsformat, sind Meinungen zu Schule, Taschengeld oder Mode gefragt, während Robert Steiner in "YEAH! Die Talkshow für coole Kids" zum Diskutieren einlädt. Es sei in Zeiten, in denen Kinder vor allem über Smartphone und Tablet Bewegtbild schauen, nicht nur wichtig, ein kuratiertes Angebot für den Nachwuchs zu haben, sondern diesen auch zu Wort kommen zu lassen.

Insofern sind in vielen Formaten auch junge Moderatoren oder Reporterinnen eingebunden. Sie stellen in "Hallo, was machst du?" unterschiedliche Berufe von Kinderkrankenpfleger bis zur Kostümbildnerin vor, oder erklären in "Kling Klang", wie unterschiedliche Instrumente gebaut und gespielt werden. Und das ORF-1-Newsformat "ZiB Zack Mini" ist ebenfalls fixer Bestandteil des Angebots und wird ab Jahresbeginn auch in Gebärdensprache zu sehen sein.

Das neue Programm wird pädagogisch begleitet. 

Dass "ORF Kids" tatsächlich rund um die Uhr ausgestrahlt und es so den Eltern nicht unbedingt leichter gemacht wird, ihre Kinder vom Bildschirm wegzubekommen, begründete ORF-Generaldirektor Roland Weißmann auf Nachfrage damit, dass dies vom Gesetzgeber eben so vorgeschrieben sei. Mehr Budget für den Zusatz-Content gebe es nicht, räumte er außerdem ein. "Die Herausforderung des neuen ORF-Gesetzes ist es ja gerade, mehr Angebot mit den gleichen Ressourcen zu liefern." Man müsse Geld "umschichten". Auch Gastinger betonte: "Wir arbeiten mit vorhandenen Ressourcen", diverse Abteilungen würden Inhalte zuliefern.

Betont wurde außerdem, dass die vorgestellten Neuproduktionen nur der Anfang seien. Ausbaupläne und -ideen gebe es schon jede Menge - von der Vermittlung der Weltreligionen über Tanzformate bis zur Präsentation von Schulbands.

Bevor "ORF Kids" tatsächlich senden kann, muss die Medienbehörde KommAustria bis Jahresende noch ihr Okay geben, wie es heute hieß. Sie sei jedoch "in besten Gesprächen", äußerte Groiss-Horowitz diesbezüglich keinerlei Bedenken. Die Programmdirektorin freute sich insofern auf ein umfassendes Kinderangebot, das nicht nur dann zu sehen sei, "wenn gerade kein Skirennen auf ORF 1 ist".

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