Die ORF-Radioflotte macht die Luken dicht

Die ORF-Radioflotte macht die Luken dicht
Die Flottenstrategie will „keine Lücke“ bei den Hörern lassen: Ö1 bekommt mehr Struktur und einen Moderator, FM4 soll mehr Augenmerk auf online legen.

Eine bessere Absprache unter den Sendern, eine Schemareform bei Ö1 und „Playlisten“ auf ORF Sound anstatt zusätzlicher digitaler Sender: Das sind Elemente jener Radioflottenstrategie, mit der sich der ORF künftig am Radiomarkt aufstellen will.

Man will die Flotte „so positionieren, dass keine Lücke“ bei den Hörern ist, sagt Radiodirektorin Ingrid Thurnher. Das geht in zwei Richtungen: Einerseits in das neue ORF-Kommunikationsanliegen, ein Sender „für alle“ zu sein, um die von allen zu bezahlende Haushaltsabgabe zu rechtfertigen. Und andererseits in Richtung des wachsenden privaten Radiomarkts, gegen den sich der ORF insbesondere mit dem Marktführer Ö3 positioniert.

Mehr lesen: ORF-Chef Weißmann: "Brauchen die Allianz mit dem Publikum mehr denn je"

Nun soll Ö3 mit den elf anderen ORF-Radiosendern koordiniert ein Gesamtangebot liefern, das den Markt abdeckt. Man wolle sich „nicht ausruhen“ und „Nummer eins bleiben“, sagt ORF-Chef Roland Weißmann. Und man wolle nicht, dass die ORF-eigenen Sender „einander kannibalisieren: „Wir brauchen nicht zwei oder drei Ö3s“, sagt Thurnher.

Gastgeber auf Ö1

Bei Ö1 wird, wie angekündigt, umgebaut: Der Sender bekommt an Wochentagen ab 8 Uhr einen Tagesmoderator (für Thurnher ein „Gastgeber, der durch das Programm begleitet“) und besser geordnete und daher leichter durchschaubare Themenschienen. Die Informationsformate sollen ab 18.30 gebündelt werden. Die Spätnacht-Schiene zeitgenössischer Musik soll künftig auch anderes Zeitgenössisches umfassen. Gestartet wird die Reform, der der Radiohund zum Opfer fällt, Anfang Februar. Ö1 matche sich von der Altersstruktur der Hörerinnen und Hörer mit den Regionalradios, erreiche aber eine andere Hörerschicht, sagt Thurnher.

Als vom ORF identifizierte Baustelle wurde im Vorfeld der Strategie FM4 ausgemacht. Mancher am Küniglberg und in der Politik störte sich am spitzen Musikprogramm (das inzwischen breiter ist) und der gesellschaftspolitischen Verortung des Senders im urbanen Meinungsraum.

Nun soll es dort in Richtung „online first“ gehen. FM4-Inhalte sollen so produziert werden, dass sie das Publikum dort erreichen, wo es vermehrt ist, nämlich im Internet („online only“, hieß es später, sei aber kein Thema). Gerade FM4 soll „mehr auf die Marke setzen als auf die Welle“, sagt Thurnher.

Der einstige Jugendsender erreicht zwei Prozent Marktanteil und sei zwar jünger positioniert als Ö3, hat aber einen starken männlichen Überhang bei den Hörern. Das zeige, dass es unter jungen Hörerinnen eine „Versorgungslücke“ gebe, sagt Thurnher. Die will man etwa mit den Online-Audioangeboten abholen.

Playlists

Dort hat der ORF die gesetzliche Vorgabe, keine zusätzlichen digitalen Sender anzubieten. Es gibt stattdessen künftig Playlists auf der Plattform ORF Sound, mit denen in den Radios nicht oder wenig vertretene Musikstile an die Hörer gebracht werden sollen. Man wolle den gesetzlichen Spielraum „optimal nützen“, hieß es. Das auch, da sich das Nutzungsverhalten junger Hörer ändert. Die am Donnerstag den Gremien präsentierte Strategie nennt sich daher auch „Beyond Radio“.

Im Zentrum all dessen steht Ö3, der Sender „in der Mitte der Gesellschaft“, der eine Positive-Zukunft-Marke sein soll (und dessen neuer „Night Talk“ auch den Weg ins Fernsehen finden könnte, wie überlegt wird). Denn das Miteinander-Kommunizieren gehe „in Zeiten der Social Media ein bisschen ab“, sagt Weißmann.

Kommentare