Keine Chancengleichheit: ORF und Privatmedien fordern härtere Digitalpolitik

ORF, VÖP und VÖZ vertiefen Zusammenarbeit beim ersten „Future Day“ des ORF-Stiftungsrats
"Future Day": Heimische Medienbranche fordert fairen Wettbewerb und stärkere Regulierung internationaler Plattformen

Die Lage der heimischen Medienbranche ist dramatisch. Bis zu 300 Mitarbeiter könnten heuer ihre Jobs verlieren, 1.000 sind bereits arbeitslos gemeldet. Gleichzeitig rinnen Werbemilliarden raus aus Österreich, direkt zu den Big-Techs von Google bis Youtube.

Dagegen setzen Privatsender, Zeitungen und der ORF die Kraft der Kooperation, die mit dem ersten „Future Day“ zum Thema KI am Mittwoch auf dem Küniglberg beschworen wurde. „2026 muss eine Trendwende stattfinden, sonst ist es einfach zu spät“, sagte der ORF-Stiftungsratsvorsitzende Heinz Lederer.

Heimische Medienpolitik mehrfach gefordert

„Wir tun, was in unserer Macht steht, brauchen aber auch die Unterstützung der Politik“, appellierte Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Privatsender-Verbands, an die von Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) geführte heimische Medienpolitik. Denn es bedarf nicht immer der EU, „auch auf nationaler Ebene kann viel erreicht werden – etwa bei Steuergerechtigkeit, Jugendschutz oder der Auffindbarkeit von österreichischen Inhalten auf Online-Plattformen“, sagt Drumm. „Wir kümmern uns um unseren Garten, und rundherum ist extremer Wildwuchs.“

Von traditionellen Medienhäusern werde durch Gesetze Verantwortung eingefordert, bei internationalen Plattformen sei das weit weniger der Fall, monierte auch Zeitungsverbandschef Maximilian Dasch. Gebot der Stunde sei, „hier schärfer reinzugehen“.

Kooperation statt Konkurrenz

ORF-Chef Roland Weißmann betonte: „Wir dürfen nicht aufhören, den Wert von unabhängigem Qualitätsjournalismus aufzuzeigen, und müssen für die notwendigen Rahmenbedingungen werben.“ 

Hier will Weißmann „ein positiver Sparringpartner“ für die Politik sein. Gleichzeitig sei Kooperation statt Konkurrenz weiter das Gebot der Stunde, verwies er auf Medienkompetenzinitiativen, (Sport-)Senderechte, wo man etwa mit Servus TV kooperiert, oder Vermarktungskampagnen wie „Made in Austria – Made for Austria“.

Abstauber

Letztere soll Werbetreibende dazu ermutigen, in österreichische Medien zu gehen. Zu internationalen Plattformen sind im 3. Quartal 2025 bereits 63 Prozent des Werbeaufkommens in Österreich geflossen, erläuterte der stv. ORF-Stiftungsratsvorsitzende Gregor Schütze. 

Wenn man nicht gegensteuere, „ist es vorbei mit Qualitätsjournalismus und regionaler Berichterstattung“, warnte Weißmann. Und Privatsender-Vertreterin Drumm erklärte: „Wir müssen Werbetreibenden klar machen, dass ihre Unternehmen nur in einer stabilen Demokratie gedeihen. Es ist daher in ihrem ureigensten Interesse, ihre Werbebotschaften stärker über österreichische Medien zu kommunizieren.“

Lederer will die Big-Tech-Unternehmen auch dafür zur Kasse bitten, dass sie für ihre KI-Modelle "ohne Rücksicht auf Urheberrechte die Archive von Medienhäusern plündern." Man werde dem sicher nicht länger tatenlos zusehen, meinte er.

Ein großes Problem sind etwa die "AI-Overviews", die nach Suchanfragen angezeigt werden und für weniger Klicks auf Links sorgen, die auf Onlineseiten, wo die ursprüngliche Information herkommt - etwa von Medienhäusern - führen. Studien aus dem Ausland würden zeigen, dass sich die Zugriffe halbieren, warnte Dasch vor einem Rückschlag für digitale Geschäftsmodelle.

Der ORF-Stiftungsrat will den „Future Day“ und den Austausch in der Branche weiterführen und damit Stimmung machen. Denn „jetzt zögerlich zu sein, ist die falsche Haltung zum falschen Zeitpunkt“, merkte Schütze an.

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