Medienkrise: Babler will keine Inserate "rausschießen", Gewerkschaft funkt SOS

Medienkrise: Babler will keine Inserate "rausschießen", Gewerkschaft funkt SOS
Erstmalige Auszahlung einer Vertriebsförderung im Jahr 2026. Medienpaket für Jugendliche dauert noch. Gewerkschaft warnt: "Lage dramatisch"

Die schlechten Nachrichten aus dem heimischen Medienbereich mit Kündigungswellen von Print bis Privat-TV alarmieren Vizekanzler und Medienminister Andreas Babler (SPÖ). Er sieht ein "massives demokratiepolitisches Problem auf uns zukommen." Die Lage werde jeden Tag prekärer. Trotz des geringen Budgetspielraums soll 2026 über eine neue Vertriebsförderung und ein sogenanntes "Meine-Zeitung-Abo" für junge Menschen mehr Geld - in Summe etwa 50 Millionen - in diesen Bereich fließen. 

Gleichzeitig ortet der Vizekanzler erheblichen Reformbedarf beim Förderwesen. Denn trotz bereits jährlich 80 Millionen könnten sich "zunehmend mehr Medien nicht mehr aus eigenen Einnahmequellen finanzieren". Man wolle nun auf Basis einer wissenschaftlichen Analyse den Fokus der Förderungen erneuern, sie einheitlicher in der Struktur gestalten und treffsicherer machen. 

Eine klare Absage erteilte Babler aber dem "ungeordneten Rausschießen" von Regierungsinseraten, auch wenn er dafür heftige Kritik insbesondere von Boulevardmedien einstecken muss. Die Politik und Österreich insgesamt habe damit in den letzten Jahren keine guten Erfahrungen gemacht, spielte er wohl auf die gerichtsanhängige Inseratenaffäre an. Man wolle die Medien in einer schwierigen Transformationsphase unterstützen, sagte der SPÖ-Vorsitzende. Das dürfe aber nicht zu einer "Grundabhängigkeit" führen.

Vertriebsförderung ab 2026

So gut wie auf Schiene ist die bereits vor längerem angekündigte Vertriebsförderung, die Medienhäuser bei der kostspieligen Zustellung von Zeitungen auch in die entlegensten Täler unterstützen soll. Sie wird mit 25 Mio. Euro dotiert sein. Der Gesetzesentwurf ist in Fertigstellung, anschließend muss die EU-Kommission die Förderung noch genehmigen.

Ein zweites Projekt, das "Meine-Zeitung-Abo", soll zunächst die Medienkompetenz von jungen Menschen stärken. Eigens von Medienhäusern dafür geschnürte Pakete, die allerdings wohl alle digital sein werden, sollen gefördert werden, um die jungen Leute nachhaltig für hochstehenden Journalismus begeistern. Da es sich um keine Förderung im klassischen Stil handle, werde die Arbeit daran noch mehrere Monate dauern. Vorgesehen sind dafür etwa 30 Mio. Euro.

Gewerkschaft "funkt SOS"

Etwas mehr hätte sich die Journalist:innengewerkschaft in der GPA, die am Donnerstag "einen Hilferuf, einen Weckruf" absetzte, wohl von der Politik schon erhofft. "Ja, wir sind am Untergang, wir funken SOS", sagte Ute Groß, Arbeitnehmervertreterin bei der Kleinen Zeitung und Vorsitzende der Journalist:innengewerkschaft in der GPA, bei einer Pressekonferenz in Wien. "Die Situation verschärft sich nahezu täglich."

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