Neo-Fußballmoderatorin Marzi: "Solche Vorbilder sind wichtig"
Bisher war sie vor allem Fans der MotoGP bekannt, bei der WM 2022 in Katar tauchte sie in die Fußballwelt ein, nun moderiert Alina Marzi für ServusTV Nachmittagsspiele der EURO.
KURIER: Im Vergleich zur WM in Katar, was ist nun für Sie die Herausforderung bei der EURO 2024?
Alina Marzi: In Katar war ich noch als Feldreporterin im Einsatz. Das war natürlich eine tolle Erfahrung, vor Ort so ein Großereignis einmal zu spüren. Jetzt bin ich mehr im Studio. Das heißt natürlich, dass ich das Feeling im Stadion vermissen werde. Aber eine Moderationsrolle bei der Fußballeuropameisterschaft hat natürlich schon Gewicht. Ich komme doch aus dem Motorsport, das ist beruflich schon ein Next Step.
Sie moderieren mit Jan Åge Fjørtoft und Steffen Freund als Experten im Studio. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Ich kenne die beiden natürlich aus dem Sender. Sie waren bei einer meiner ersten Sendungen für Servus TV zufälligerweise mit dabei und es hat einfach von Anfang an gepasst. Ich habe mich wahnsinnig wohlgefühlt, sie sind große Unterstützer. Das Champions League Halbfinale haben wir uns dann gemeinsam angeschaut, um ein Feeling zu bekommen: Was ist wem wichtig, wie können Arbeitsabläufe aussehen? Von dem her sind wir, glaub ich, bereit. (lacht)
120 Stunden
ServusTV berichtet 120 Stunden live. Insgesamt 31 Spiele der UEFA EURO 2024 in Deutschland zeigt der Privatsender. Dazu zählen u. a. Eröffnungsspiel (14. 6.), Halbfinale (9. und 10. 7.) und Finale (14. 7.) sowie alle Spiele der ÖFB-Nationalmannschaft, beginnend am 17. 6. gegen Frankreich.
Moderatoren, Kommentatoren, Reporter
Alina Marzi, Christian Baier und Christian Nehiba moderieren. Jan Åge Fjørtoft und Steffen Freund analysieren aus Salzburg. Kommentiert werden die Live-Spiele abwechselnd von Michael Wanits, Philipp Krummholz, Christian Brugger und Kevin Piticev.
Das Reporterteam: Julia Kienast, Anna-Maria Wiesinger, Birgit Nössing, Zlatko Junuzović und Matthias Berger. Sie sind mit Experten Klein, Prödl und Martin Harnik in Deutschland unterwegs. Die Rubrik „EM-Späti“ soll die Spieltage abrunden
Wann ist bei Ihnen das Interesse für Sport entstanden?
Ich komme aus einer Familie mit Fußballbezug. Entweder, war ich am Wochenende mit meinem Papa im Burgenland auf dem Fußballplatz oder es lief zu Hause die Sportschau rauf und runter, damals mit Monica Lierhaus und anderen Kolleginnen, das waren für mich die ersten Bezüge zu Sportjournalistinnen.
Und wie hat es dann begonnen?
Die Emotion für den Sport war einfach da. Ich habe in jungen Jahren Schwimmen leistungsmäßig betrieben, habe aber dann meinen Weg zum Journalismus gefunden. Zunächst habe ich beim Frühstücksfernsehen und in den Nachrichten Erfahrungen gemacht, die ich nicht missen möchte. Aber jetzt fühle ich mich so richtig angekommen. Sport ist schon eine ganz andere Nummer. Er steht immer im Fokus und schreibt die schönsten Geschichten.
War Monica Lierhaus so eine Art Vorbild für Sie?
Das kann man schon sagen. Weil damals die Situation noch nicht so war, wie sie heute zum Glück ist. In Sachen Frauen in der Sportberichterstattung ist ordentlich etwas weitergegangen in den letzten Jahren. Mir hat das damals schon das Gefühl gegeben, dass Sportjournalismus eine Möglichkeit ist. Daher sind solche Vorbilder ganz wichtig.
Mittlerweile muss man ja, finde ich, gar nicht mehr so viel fragen bezüglich Frauen in der Sportberichterstattung ..
Ja, das finde ich super. Ich verstehe die Frage auch oft nicht, weil es für mich einfach normal ist. Ja, man sollte immer daran arbeiten, aber für mich ändert dieses Bewusstsein nichts im Job.
Bei der Zahl an Kommentatorinnen ist aber schon noch Luft nach oben, oder?
Das stimmt absolut. Aber es ist jetzt schon mal gut, dass wir bei den Moderatorinnen relativ gut aufgestellt sind. Im Kommentar gibt es sicher noch einiges aufzuholen. Einerseits muss sich das Publikum daran gewöhnen, dass auch eine Frauenstimme ein Fußballspiel kommentieren kann. Auf der anderen Seite liegt es auch ein bisschen an uns selbst. Ich persönlich habe keine Ambitionen in diese Richtung, ich sehe mich dort gar nicht. Aber ich finde es cool, wenn sich jemand dort sieht und dann sollte man das auf jeden Fall fördern. Es muss aber auch nicht zwangsläufig so sein, dass man unbedingt eine Kommentatorin braucht. Wir sind gut aufgestellt, haben vier Frauen bei der EURO im Einsatz, also alles ganz entspannt.
Wie stark ist das Kribbeln vor dem Event?
Vorfreude gab es auf jeden Fall schon länger. Ich war aber noch im Einsatz für die MotoGP. Ab Montag (10. Juni) ist wirklich voller Fokus auf die Euro. Da gehe ich dann in meinen Tunnel, in meine Vorbereitung. Es war natürlich schön, in so ein Jahr hinein starten zu können und zu wissen, es gibt dieses eine große Highlight, dass es bei ServusTV in der Form einfach noch nicht gab. Das ist für alle etwas ganz Besonderes. Das wissen wir wahnsinnig zu schätzen. In Katar waren die meisten Sportarten auf unserem Sender schon abgehakt, aber jetzt laufen MotoGP und Formel 1 ja noch weiter.
Welche Neuerungen gibt es jetzt für die Europameisterschaft?
Am meisten freue ich mich tatsächlich auf unseren „EM-Späti“, der jeden Tag abschließen soll. Da haben wir drei Kollegen, die sich wirklich Tag und Nacht tolle Dinge überlegen, wahnsinnig kreative Ansätze haben und damit so ein bisschen abseits des Alltäglichen, abseits der 90 Minuten, Dinge aufgreifen. Das tut uns richtig gut.
Es wurde noch nie so viel erwartet von einem ÖFB-Team - berechtigterweise. Wie blicken Sie auf diese Mannschaft und was trauen Sie ihr zu?
Wir haben sicher die spannendste Mannschaft seit Langem, wenn nicht denn je. Ein ganz tolles Teamgefüge, das einen wirklich begeistert. Nicht nur in Österreich, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus wird diese Leistung anerkannt. Ich glaube, dass alles drinnen ist. Die Gruppe ist zwar heftig, die Ausfälle schmerzen natürlich massiv. Man hat sich teilweise gar nicht mehr getraut, die Zeitung aufzuschlagen. Aber solange die Stimmung im Team passt und das glaube ich, tut sie, wird sie auch bei uns passen. Wenn wir die Gruppe überstehen, dann ist viel möglich, da traue ich uns absolut das Viertelfinale zu. Aber jetzt einmal eins nach dem anderen, Schritt für Schritt. (lacht)
Wobei man das Gefühl hat, auch wenn es diese Verletzungen gibt, dass trotzdem die Dichte ausreichend groß ist, um Ausfälle gut zu ersetzen.
Für österreichische Verhältnisse ist die Kaderdichte sehr groß, größer denn je. Man muss das natürlich dann immer auf internationaler Ebene vergleichen und da ist dann halt die Frage, ob man auf Dauer mit den großen Nationen mitkommt.
Auf den Start wird es natürlich auch ankommen.
Der Start mit Frankreich ist gleich die größte Challenge in der Gruppe. Auf der anderen Seite sind da die Erwartungen vielleicht auch nicht ganz so hoch. Vielleicht wäre es noch schwieriger gewesen, mit Polen ins Turnier zu starten, wo sich jeder einen Sieg erwartet. Wenn es gelingt, gegen Kylian Mbappé und Co eine solide Leistung abzurufen, dann ist das schon die halbe Miete. Ich glaube, dass da auch sehr viel übers Feeling gehen wird.
Ihr erstes Spiel ist Ukraine gegen Rumänien. Was bedeutet so ein Turnier in der gegenwärtigen Situation für ein Land wie die Ukraine?
Das kann ich schwer beurteilen, weil ich in diesem Fall Außenstehende bin. Ich gehe aber davon aus, dass es ihnen sehr viel bedeutet, eine Bühne bei dieser Fußballeuropameisterschaft zu haben.
Gilt das auch generell auch für europäische Gesellschaften?
Ja, ich glaube, ein Sommer mit sportlichen Großereignissen tut allen gut. Solche Sport-Events können auch Menschen begeistern, für die Sport sonst nicht die oberste Priorität hat. Man trifft sich deswegen bei einem Grillabend, schaut gemeinsam ein Spiel und hat einfach eine gute Zeit. Das ist auch in meinem Freundeskreis so. Und so hat man auch Gelegenheit, den Sport zu integrieren und neue Vorbilder zu schaffen.
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