"Mr. Corman": Fliegende Früchte im tristen Alltag

Auf der Bühne stehen und Musik machen – das war mal Joshuas Traum. Doch anstatt in die Augen begeisterter Fans blicken zu können, hat er nun tagtäglich eine Horde gelangweilter 10- bis 11-Jähriger vor sich, denen er als Lehrer irgendwie den Schulstoff näher bringen soll.
„Mr. Corman“ mit Joseph Gordon-Levitt als Hauptdarsteller, Serienschöpfer, Drehbuchautor und episodenweise auch Regisseur erzählt die Geschichte eines in einer Sinnkrise gefangenen Mittdreißigers (bei AppleTV+ zu sehen). Seit der Trennung von Megan (Juno Temple) läuft es in der Liebe nicht mehr, Mutter Ruth (Debra Winger) gibt ihm Ratschläge, die er nicht hören will, und auch sein Mitbewohner Victor (Arturo Castro) scheint ihn nicht aufmuntern zu können. Der Gedanke, dass er es als Musiker schaffen hätte können, wenn er sich nur genug angestrengt hätte, und dass sein Leben jetzt ganz anders aussehen könnte, belastet Joshua schwer. Er leidet unter Selbstzweifeln und Ängsten.
„Mr. Corman“ ist dementsprechend von einer gedrückten Grundstimmung geprägt. Gerade zu Beginn der zehn halbstündigen Episoden kann Protagonist Joshua mit seinem ausgeprägten Baden im Selbstmitleid auch durchaus nerven.
Im weiteren Verlauf geht die Serie aber immer mehr in die Tiefe, und man versteht langsam, warum Joshua so ist, wie er ist. Und es gibt dabei auch einige heitere Momente: Etwa als Joshua bei einem Atemtechnik-Workshop Hilfe sucht und sich partout nicht entscheiden kann, wie viel Geld er in die Spendenbox werfen soll. Oder wenn er sich in verspielt animierte Fantasiewelten flüchtet, in denen buntes Obst am Himmel fliegt, und er mit seiner Mutter beschwingt durch einen Musicalfilm tanzt.
Eine ganze Episode ist zudem Mitbewohner Victor gewidmet, dessen positive Einstellung scheinbar nichts erschüttern kann – dafür wird die Serie auch kurzerhand in „Mr. Morales“ umbenannt. Man würde sich wünschen, dass sich Joshua eine Scheibe von Victors Lebensfreude abschneiden könnte.

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