Arabella Kiesbauer: "Menschen sind nun mal das, was mich interessiert"
Eben hat Arabella Kiesbauer noch in Helsinki die Energy Globe World Awards moderiert. Sie kann es aber auch kleiner: Am Dienstag startet bei Puls24 „Die Arabella Kiesbauer Show“ (21.45 Uhr). Bei der Premiere spricht sie u. a. mit Ex-Neos Matthias Strolz und Schauspielerin Dagmar Koller über das Thema „Wann ist ein Mann ein Mann?“
KURIER: Was hat Sie dazu bewogen, wieder eine wöchentliche Talkshow, „Die Arabella Kiesbauer Show“ zu übernehmen?
Arabella Kiesbauer: Für mich gefühlt habe ich ja nie mit dem Talk aufgehört, weil ich auch in all den anderen Formaten, dich in der Zwischenzeit gemacht habe oder noch mache, immer mit Menschen rede. Das ist ja mein Asset - Menschen sind nun mal das, was mich interessiert. Was mich nun speziell daran gereizt hat, auf Puls24 einen Talk zu übernehmen, ist auch der Tatsache geschuldet, dass dort eine richtige Aufbruchsstimmung herrscht. Da entsteht ein neuer Sender und das wiederum erinnert mich an die Zeit damals bei ProSieben. Als ich dort angefangen habe mit meinem Talk „Arabella“, steckte das Privatfernsehen in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Diese Zeit des Aufbaus, diese Spielwiese, die wir damals hatten, die Möglichkeit, alles ausprobieren zu dürfen, das war ein großes Geschenk. Jetzt wieder bei so etwas dabei sein zu dürfen, freut mich sehr.
Was ist Ihnen bei dieser Sendung auf Puls24 wichtig? Sie gelten ja als sehr professionelle, präzise Arbeiterin, speziell was die Vorbereitung betrifft. Wie sieht es bei diesem doch kleinen Sender mit der Unterstützung durch eine Redaktion aus?
Man darf das nicht unterschätzen, auch nicht bei einer Infotainment-Sendung – was da so flockig und leicht daherkommt, hinter dem steckt sehr viel Arbeit und das nicht nur von mir, sondern eben auch von der Redaktion. Die unterstützt mich, die liefert zu, da wird vorbereitet. Ich bin dann letztlich die, die übernimmt nach dem Motto „Kiesbauer, übernehmen Sie“. Tatsächlich aber sind da schon viele Leute, die mit mir gemeinsam dieses Format aus dem Boden stampfen.
Puls24 ist ja vom Selbstverständnis ein Info- bzw. Infotainment-Sender. Wie weit spielt das bei der Themenwahl und bei der Auswahl der Gäste eine Rolle?
„Die Arabella Kiesbauer Show“ ist ein gesellschaftspolitischer Talk mit Themen, die im Grunde in der Luft liegen. So ist das auch bei der ersten Sendung. Darin greifen wir den internationalen Männer-Tag auf. Deshalb ist da auch unter anderem Matthias Strolz zu Gast, der davor mit der Reportage „Strolz trifft Mann“ auf Puls4 zu sehen ist.
Mit "Die Arabella Kiesbauer Show“ bewegen Sie sich quasi im politiknahen Bereich. Haben Sie Bedenken, dass Sie, zumal in Zeiten von Hate Speech, wieder Ziel von politisch motivierten Attacken werden?
Ich bin da leider schon Kummer gewöhnt. Ich bin ja seit 31 Jahren in dieser Branche. Aufgrund meines Äußeren, aber auch wegen meiner Haltung und der Tatsache, dass ich mich seit Jahrzehnten für Integration und Toleranz engagiere, bin ich schon immer angefeindet worden. Das hat in den vergangenen Jahren aber nichts daran geändert, dass ich zu meinen Werten stehe und das wird auch jetzt nicht anders sein. Wenn ich also attackiert werde, weil ich für Toleranz und gegen Diskriminierung bin, dann kann ich nur sagen, dass die anderen falsch liegen und ich recht habe.
Sie hatten stets einen kritischen Blick auf diese Branche. Von 2003 stammt etwa die Aussage von Ihnen: „Man hat teilweise das Gefühl, da wird Fernsehen gemacht nach dem Motto: Produziert Scheiße, eine Milliarde Fliegen können nicht irren.“ Wie sehen Sie die Entwicklung, die das Fernsehen genommen hat?
Als ich bei den Privatsendern in Deutschland begonnen habe, war vergleichsweise sehr viel Geld da, um Programm zu machen und zu entwickeln. Man konnte ausprobieren, ein Format hatte Zeit, sich zu entwickeln – wir hatten viele Freiheiten. Als der Druck aber anstieg und Budgets gekürzt wurden, da hat das Arbeiten einfach viel weniger Spaß gemacht. Ständig wurde dann auf die Quote geschielt. Das ist bei einem Sender wie Puls24 – und deshalb fühle ich mich da an die Anfangszeiten zurückversetzt – noch nicht so. Hier kann man noch etwas ausprobieren, sich entfalten.
Apropos Quoten: Sie liefern aktuell mit „Bauer sucht Frau“ bei ATV Rekord-Seher-Werte. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Das freut uns natürlich und zeigt, dass Themen wie Liebe, Beziehung, Partnerschaft Allgemeingültigkeit haben – und das auch mit allen Irrungen, die, das weiß jeder, dazugehören. Und das auch noch in der 16. Staffel.
Sie sind heuer 50 geworden. Auch deutsche Medien haben darüber großflächig berichtet und zurückgeblickt – ein gutes Gefühl, dass einen diese Branche nicht vergessen?
Man muss da schon realistisch bleiben: Ich habe die Welt nicht verändert und werde deshalb auch nicht in die Weltgeschichte eingehen. Was stimmt ist, ich habe sicherlich die österreichische und deutsche Fernsehlandschaft in einer bestimmten Zeitspanne geprägt. Mit dem „Arabella“-Talk haben wir damals etwas wirklich Neues ins Fernsehen gebracht und damit auch die Ära der Nachmittag-Talks eingeläutet. Nicht mehr und nicht weniger.
Gibt es ein Highlight in diesen drei Jahrzehnten TV-Karriere, etwas, woran Sie gern denken? Wie sieht Ihr Resümee aus?
Der 50. Geburtstag war schon ein Punkt, an dem ich privat, aber auch beruflich ein wenig Resümee gezogen habe. Ich kann sagen, dass sich bei mir immer schön das eine zum anderen gefügt hat. Ich habe im Rückblick, was Sendungen betrifft, stets die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich habe zum Glück immer auf mein Bauchgefühl gehört – viele haben beispielsweise nicht verstanden, warum ich mit dem Nachmittagstalk bei ProSieben aufgehört habe. Es war aber für mich damals zu Ende. Danach kam die Phase mit Scripted Reality, was einfach nicht meins war, das wollte ich nicht machen. Es gab Entscheidungen für Sendungen, aber auch gegen Sendungen – ich habe vieles abgelehnt, was man gar nicht weiß – und es fühlt sich gut und richtig an. Ich kann als Resümee sagen, die Rechnung ist aufgegangen.
Würden Sie nochmals eine große Show in Österreich und/oder Deutschland moderieren wollen? Sie hatten etwa mit „Starmania“ Erfolge, die man sich hierzulande heute wünschen würde.
Ich muss ehrlich sagen, ich finde es schade, dass es inzwischen nur mehr so wenige wirklich große Shows gibt. Ich mache ja seit ein paar Jahren etwas ganz Anderes, aber natürlich schlägt mein Herz immer noch auch für diese Show-Events. Eben erst habe ich in der Wiener Stadthalle den „Kiddy Contest“ für Puls4 präsentieren dürfen, was eine richtig fette Live-Sendung war. Das Gefühl dabei ist wirklich toll. Familienunterhaltung zu machen, bei der vom Kind bis zur Oma alle zusehen, wie das bei „Kiddy Contest“ ist oder bei „Starmania“ der Fall war, ist schön – und fehlt. Ich habe selbst Kinder und denke mir, dieses gemeinschaftliche Gefühl vor dem Fernseher ist immer noch etwas Besonderes. Ich finde, es wäre wieder Zeit für so etwas, auf jeden Fall.
Vielen Dank für das Gespräch.
Zur Person: Die Talk-Queen
Arabella Kiesbauer begann Ende der 80er im ORF („X-Large“). Mit „Arabella“ (ProSieben) prägte sie ab 1994 den TV-Talk. Sie präsentiert(e) große Shows (Life Ball, Song Contest, „Starmania“ u. v. m.) und hat mit „Bauer sucht Frau“ (ATV) derzeit Rekord-Quoten.Die 50-Jährige ist mehrfach, u. a. mit der ROMY ausgezeichnet worden. "Die Arabella Kiesbauer Show" läuft immer dienstags bei Puls24 (mit Ausnahme der Premiere) um 21 Uhr.
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