„Laim und die Tote im Teppich“: Das perfide Spiel der Rechten
„Entsorgt wie Müll.“ So drastisch, aber eben auch zutreffend beschreibt Kommissar Anton Simhandl den Fund der Frauenleiche: eingewickelt in einen Teppich, abgelegt vor einem Müllcontainer auf der Münchner Theresienwiese. Wer ist diese junge Frau, die keine Papiere bei sich hatte – nur ein Kopftuch deutet auf eine mögliche Herkunft hin.
Die neue Folge „Laim und die Tote im Teppich“ (20.15, ZDF) dreht sich um Rassisten und rechte Politiker, die an die Macht streben; um Flüchtlinge aus Syrien und Aktivisten aus der linken Szene; um Aufdeckerjournalisten und um skrupellose Männerbünde. „Der neue Fall erzählt eine sehr aktuelle Geschichte, rückt den Vormarsch, das perfide Spiel der intellektuellen Rechten ins Zentrum. Es ist ein Krimi von gesellschaftlicher Relevanz“, sagt Max Simonischek dem KURIER. Der Schweizer mit österreichischen Wurzel, Sohn der Schauspieler Peter Simonischek und Charlotte Schwab, spielt seit 2012 in der ZDF-Krimireihe den eigenbrötlerischen Münchner Kommissar Laim. An seiner Seite: Gerhard Wittmann als sein sehr bayerisch-geerdeter Kollege Anton Simhandl.
Schlagzahl
„Für mich ist ,Die Tote im Teppich“ der beste ,Laim’ bislang. Mit Abstand. Das haben wir bereits bei den Dreharbeiten gemerkt. Vor allem was die Einstellungen, die Bildsprache, den Look betrifft, ist das herausragend. Da haben Regie und Kamera wirklich tolle Arbeit geleistet. Natürlich ist es immer noch eine Produktion für das ZDF, aber in diesem aktuell vorherrschenden Krimidschungel im deutschen Fernsehen sticht der Film auf jeden Fall hervor“, ist Simonischek von der Arbeit angetan.
Herausragend ist zweifelsohne der geringe Output. Es ist erst der vierte Fall in zehn Jahren. Die Schlagzahl ist im Vergleich zu anderen Krimireihen deutlich geringer. „Das ist zwar schlecht für die Popularität, aber gut für die Qualität. Wir machen nämlich nur dann einen neuen Krimi, wenn wir ein tolles Drehbuch haben. Das Gute daran: Das Kernteam bleibt auch immer gleich. Man kennt und schätzt sich, alle ziehen an einem Strang“, sagt der 38-Jährige, seine Figur, den Laim, diesmal noch konsequenter anlegt – fast comichaft überzeichnet. Er trägt nur noch schwarze Kleidung, hat ständig zerzauste Haare und redet noch weniger als sonst. Es geht ihm aber auch nicht gerade gut: Der Mord an der Frau und die Ermittlungen im rechtsextremistischen Umfeld, setzen dem Kommissar zu.
Ein Hauch Ibiza
„Einen bayerischen 11. September, davon träumen die“, vermutet Laim an einer Stelle des Filmes, in dem ihm etwas klarer wird, was dieser Männerbund im Schilde führt. Das ganze Ausmaß des Planes wird aber erst am Ende in einer Rückblende verdeutlicht: Man sieht die Beteiligten in einer Villa am Ammersee sitzen. Mit dabei sind ein undercover ermittelnder Journalist und eben jene Frau mit Kopftuch, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben ist. Ihr wird klar gemacht, dass sie gegen Geld für ihre Kinder, für ihre Familie, einen Anschlag auf dem Nockherberg verüben soll. Im schlechten Englisch reden die Männer auf die Frau ein: „In the middle of the Bierhalle you have to be really in the crowd.“ Das ganz Setting erinnert an das Ibiza-Video.
„Die intellektuelle rechte Elite versucht, Menschen für sich zu instrumentalisieren, was man in unserem Beispiel bei ,Hinni’ (gespielt von Shenja Lacher, Anm.) sieht. Wenn ich an die NSU und an den Mord an Walter Lübcke denke, dann ist unsere fiktive Geschichte nicht weit von der Realität entfernt. Das Drehbuch ist also leider kein Hirngespinst, sondern orientiert sich an der Realität“, sagt Simonischek, der gerade am Deutschen Theater in Berlin probt. Am Programm steht dort das Kleist-Stück „Michael Kohlhaas“, das im Rahmen der heurigen Bregenzer Festspiele zu sehen sein wird. „Wenn alles glatt läuft, ist die Premiere am 23. Juli“, sagt der Schauspieler, der in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg die Hauptrolle übernimmt.
INFO: "Laim und die Tote im Teppich" wird am Montag, den 19. April um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen sein. Der Krimi steht auch in der ZDF-Mediathek zum Abruf bereit.
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