ORF- und KURIER-Legende Peter Rabl fürs Lebenswerk ausgezeichnet

Peter Rabl
Die Preise des Branchenmagazins "Österreichs Journalist:in" wurden am Montag im ORF übergeben. Der langjährige KURIER-Chefredakteur bekam den Ehrenpreis.

Er stand so lange wie sonst niemand an der Spitze der KURIER-Redaktion, schrieb mit einem ORF-"Sommergespräch" im Pool Fernsehgeschichte und sorgte mit kritischen Interviews für Aufsehen: Peter Rabl wurde am Montag (27. Mai) bei der Ehrung der Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2023 mit dem  Lebenswerkpreis ausgezeichnet. "Der Unentschiedene zwischen Zeitung und Fernsehen hat Schluss mit dem Journalismus gemacht, agiert aber hochaktiv auf X (früher Twitter). Er prägte durch Jahrzehnte den österreichischen Journalismus", so "Journalist:in"-Herausgeber Johann Oberauer. Rabl feierte im Vorjahr seinen 75. Geburtstag.

Rabl wurde am 11. Juni 1948 in Bruck an der Mur in der Steiermark geboren und ging für ein Publizistikstudium, das er nicht vollendete, nach Wien. Seit 1971 arbeitete Rabl als Journalist - zunächst bei den Niederösterreichischen Nachrichten, dann bei der Wochenpresse, wo er zuletzt als Ressortleiter Innenpolitik tätig war. Von 1975 bis 1980 legte Rabl als Chefredakteur-Stellvertreter und Leiter der Innenpolitik eine erste Zwischenstation beim KURIER ein.

"Sommergespräche" im Pool

Danach wechselte der Medienmacher in den ORF, wo er als Chef und Präsentator der Fernsehsendungen "Politik am Freitag" und "Inlandsreport" tätig war. Rabl war unter anderem an der Entwicklung der "Sommergespräche" beteiligt. In Erinnerung ist noch heute sein Interview 1981 in Badehose mit dem damaligen FPÖ-Chef Norbert Steger. Dabei sei ihm die Idee, das Ende des Interviews im Pool zu führen, spontan gekommen. Es war "brüllend heiß", erinnerte sich Rabl. Und der FPÖ-Chef "spielte mit", was heutzutage höchst ungewöhnlich wäre. "Ich glaube, dass man heute in Wahrheit nur noch in glücklichen Momenten entspannt reden kann. Es ist alles gelernt und trainiert", zeigte er sich zum 40-jährigen Jubiläum der Sendung gegenüber profil resigniert.

ORF- und KURIER-Legende Peter Rabl fürs Lebenswerk ausgezeichnet

Norbert Steger und Peter Rabl im Pool

Kritische Interviews

Von 1984 bis 1988 leitete Rabl am Küniglberg die Hauptabteilung Dokumentation. Aufsehen erregte er mit kritischen Interviews. Vor allem ein Gespräch mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim - über dessen Kriegsvergangenheit - sorgte für Kontroversen. Rabl und sein Co-Interviewer Hans Benedict wurden von der Rundfunkkommission deswegen verurteilt. Rabl und der ORF riefen in der Folge den Verfassungsgerichtshof (VfGH) an und bekamen in einem Grundsatzerkenntnis recht.

Zum KURIER

Vom ORF zog es Rabl wieder in den Printjournalismus. Von 1988 bis 1991 war er Herausgeber und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins profil. 1993 ereilte Rabl schließlich der Ruf an die redaktionelle Spitze des KURIER", wo er zum Herausgeber, Chefredakteur und Geschäftsführer aufstieg und das bis 2005 bleiben sollte. Als längstdienender Chefredakteur des KURIER hat Peter Rabl in dieser Funktion Vorgänger wie Hugo Portisch, Hans Dichand oder seinen Ex-Schwiegervater Gerd Bacher - Rabl war mit Bachers Tochter Helga Rabl-Stadler verheiratet - überholt. Daneben betreute Rabl von 1995 bis 1997 aus dem Haas-Haus die ORF-TV-Sendung "Zur Sache".

Kurier Gala

Der ORF-Israel-Korrespondent Tim Cupal wurde von der Jury des Branchenmagazins "Österreichs Journalist:in" zum Journalisten des Jahres 2023 gewählt. Cupal leiste seit Kriegsausbruch in Gaza "hervorragende, unermüdliche Arbeit". Seine Berichterstattung sei seriös und ausgewogen, so die Jury im Dezember 2023. Als Chefredakteurin des Jahres ging Puls 4-Infochefin Corinna Milborn hervor. Der ORF ist die Redaktion des Jahres.

Raphaela Scharf darf sich über einen Sonderpreis freuen. In den vergangenen Jahren stand die Journalistin vor allem wegen Gerichtsprozessen gegen Medienmacher Wolfgang Fellner im Rampenlicht. Im Verein "Columna V" macht sie sich mittlerweile für von Machtmissbrauch betroffene Journalistinnen stark. Dieses Engagement werde mit dem Preis unterstützt, hieß es.

Aber auch in den einzelnen Fachressorts gab es heuer wieder eine Vielzahl an Prämierten. Auch hier darf sich Cupal über eine Auszeichnung - jene als Außenpolitikjournalist des Jahres - freuen. Martin Thür (ORF) ist Innenpolitikjournalist des Jahres, Volker Obermayr (ORF) Wirtschaftsjournalist des Jahres. In der Kategorie Chronik war Köksal Baltaci ("Presse"), in der Kategorie Kultur Günter Kaindlstorfer (ORF) erfolgreich. Die Ehrung als Sportjournalistin des Jahres sicherte sich ORF-Journalistin Kristina Inhof, die Auszeichnung als Wissenschaftsjournalist Marcus Wadsak (ORF). Medienjournalistin des Jahres ist heuer Nadja Hahn (ORF).

Renate Graber (Standard) erhielt die Auszeichnung als Investigativjournalistin des Jahres, Ingrid Brodnig (profil) jene als Kolumnistin des Jahres. Jürg Christandl vom  KURIER ging als Fotojournalist des Jahres hervor. Die Unterhaltungskategorie heimste Fritz Jergitsch von der Tagespresse ein. "Aufgefallen" ist Ambra Schuster vom ORF.

Der Lebenswerkpreis ging an Peter Rabl. 

Mit dem Herzen denken

"Der Peter Rabl denkt mit dem Herzen und fühlt mit dem Kopf", beschrieb der spätere KURIER-Chefredakteur Christoph Kotanko einst das Temperament seines damaligen Chefs. Und "Zeit im Bild"-Legende Robert Hochner meinte, dass für Rabl ein Politikerinterview nur dann gut sei, "wenn das Blut des betreffenden Politikers am Schluss der Sendung langsam über den Studioboden und die Außenwand des Haas-Hauses herunter rinnt". Rabl selbst sieht sich entspannter. Die Qualität seiner Interviews habe bestenfalls darin bestanden, "die Befragten im Sinne maximaler Information für die Seher durch präzise Vorbereitung und hartnäckiges Nachfragen ins Schwitzen zu bringen".

Ab 2005 betätigte sich Rabl als freier Journalist und war etwa als "Club 2"-Gastgeber im ORF tätig. Im Zuge der Einstellung der Sendung kritisierte er den ORF im Allgemeinen als "nicht ausreichend gut geführt". "Die Identität bröselt. Die politischen Tauschgeschäfte sind umfangreicher denn je", meinte er. Aber auch dem KURIER blieb er erhalten. So steuerte er etwa für die Sonntagsausgabe bis 2023 regelmäßig den Hauptkommentar bei. 

Anschließend startete er seinen Blog derRabl.at, veröffentlichte das Buch "Der Unwohlfahrtstaat: Hat unser System noch Zukunft?", betätigte sich als "Querschreiber" bei der Presse und zog sich schließlich zu seinem 70. Geburtstag aus dem journalistischen Geschäft zurück. Von seinem Twitter-Account hat er sich aber nicht verabschiedet. Bis heute teilt er dort eifrig Artikel - oft mit gesalzenen Worten als Begleitkommentar.

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