KURIER-Geschäftsführer übt harsche Kritik an ORF-Plänen

ORF-Zentrum
Einschränkungen im Textangebot von ORF.at gefordert.

KURIER-Geschäftsführer Thomas Kralinger übt Kritik an den Regierungsplänen zum ORF-Gesetz. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen dürfe die Schieflage auf dem österreichischen Medienmarkt nicht weiter verstärkt werden. "Der ORF hat einen klaren Wettbewerbsvorteil. Ich kennen keinen anderen Markt, wo es eine derartige Dominanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gibt. Der ORF hat künftig eine solide Finanzierung aus der Haushaltsabgabe, 700 bis 800 Millionen Euro, und gleichzeitig sehr viele Möglichkeiten am Werbemarkt. Bei aller Freundschaft und Verständnis für den Wunsch nach Kompromissen, aber den werden wir nicht akzeptieren können", meinte Kralinger in Anspielung auf die laufenden Gespräche über eine Novelle des ORF-Gesetzes.

ORF.at schädige Qualitätsmedien

Vor allem das Textangebot von ORF.at ist ihm ein Dorn im Auge. "Solange dieses professionelle und gut gemachte Angebot kostenlos und frei verfügbar ist, wird es uns Qualitätsmedien erschwert, Digitalabos zu verkaufen." Der Verleger fordert deshalb eine "sehr starke Beschränkung des Textangebots. Der ORF soll sich auf Bewegtbild und Radio konzentrieren und sich aus dem Textangebot radikal zurückziehen. Das kann noch eine Minimalerklärung zu Bewegtbildern sein, aber kein zeitungsähnliches Angebot, keine Nachrichtenseite." Auch die Werbemöglichkeiten des öffentlich-rechtlichen Senders sollten laut Kralinger eingeschränkt werden. Nur so könne Medienpluralismus in Österreich gesichert werden.

Rückläufige Auflagenzahlen quer durch die Branche

Nahezu alle heimischen Printmedien haben bei der jüngsten Auflagenkontrolle rückläufige Auflagenzahlen ausgewiesen. So ging etwa der Aboverkauf inklusive E-Paper-Ausgaben der zehn größten Tageszeitungen 2022 um fünf Prozent zurück. Die E-Paper-Verkäufe sind zwar um vier Prozent gestiegen, können die Umsatzrückgänge bei Print aber bei weitem noch nicht gutmachen. Dazu hat die Printbranche seit dem vergangenen Jahr mit massiven Steigerungen bei Papierpreisen und Energiekosten zu kämpfen, und es gibt Probleme beim Vertrieb, weil vielen Verlagen Personal für die Hauszustellung fehlt. Einige Medienhäuser - etwa auch die Styria-Gruppe - haben darauf bereits mit Kostensenkungsprogrammen reagiert.

Zukunft Digitalabo

Die Erhöhung der Medienförderung sei für die Medienverlage eine "wesentliche Hilfe und Unterstützung, aber die Entwicklung auf der Kostenseite ist viel dramatischer", so der KURIER-Geschäftsführer. Insgesamt stünde die Printbranche vor großen Umbrüchen. "Unsere Zukunft ist das digitale Abo. Digitale Abos haben andere Herausforderungen als das Gestalten einer Print-Tageszeitung. Dafür müssen wir uns rüsten. Wir müssen in neue Technologien investieren. KI kann bestimmte Tätigkeiten erleichtern und vielleicht auch Personalabgänge ersetzen. Und wir müssen uns vor allem an den Anforderungen eines neueren, jüngeren Lesermarktes orientieren. Wir registrieren derzeit etwa, dass wir digital sehr viel Lesestoff anbieten. Wir werden das Digital-Angebot im inhaltlichen Umfang reduzieren und dafür übersichtlicher machen. Selbstverständlich folgt all dies der Devise Digital-First und der Paid-Content-Strategie."

Kosten müssen gesenkt werden

Die wirtschaftlich angespannte Lage in der Medienbranche führt auch zu einem Kostensenkungsprogramm im KURIER. Die Belegschaft wurde am Donnerstag über entsprechende Pläne informiert. Man werde in den nächsten Tagen Gespräche für einvernehmliche Auflösungen aufnehmen, ein Sozialplan sei in Verhandlung, so Kralinger.

"Toxische Situation"

Weiters seien eine Reihe von Nichtnachbesetzungen von natürlichen Abgängen und Pensionierungen sowie Kostenreduktionen durch Altersteilzeiten geplant. "Es gibt eine gesamtwirtschaftlich toxische Situation, die am Ende des Tages dazu führt, dass wir in allen Medienunternehmen einen extremen Kostendruck haben, den wir nur durch signifikante Veränderungen des Produkts oder Reduktion der redaktionellen Kosten bewältigen können", so Kralinger. Die inflationsbedingten Kostenerhöhungen könnten weder am Werbemarkt noch am Lesermarkt kompensiert werden. Deshalb müssten alle Medienverlage an den Kosten drehen, "so unangenehm das ist".

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