Kritik zu "Paradise": Ein Thriller, in dem Lebenszeit geraubt wird

Kritik zu "Paradise": Ein Thriller, in dem Lebenszeit geraubt wird
Unheimliche Vision einer nahen Zukunft aus Deutschland: Netflix-Thriller „Paradise“ mit Iris Berben.

Die Überschrift könnte ja vermuten lassen, dass Sie diesen Text gar nicht lesen sollten, da dieser Film für Sie ohnehin nur verlorene Lebenszeit darstellt.

Es ist freilich anders gemeint. In Boris Kunz’ Sci-Fi-Thriller „Paradise“ wird ein düsteres Szenario skizziert: In einer offenbar nahen Zukunft – der langjährige „Tagesthemen“-Moderator Ulrich Wickert sitzt im TV-Studio – hat das Biotech-Unternehmen AEON eine Technologie entwickelt, die Lebenszeit von Menschen abziehen und auf andere Menschen übertragen kann. Man hat die Möglichkeit, Lebenszeit zu spenden, und bekommt dafür entsprechend viel Geld. Jahre können genommen (auch als Bestrafung) und geschenkt werden, Alter und Tod werden also zu von Menschen kontrollierten Variablen. Alles eine Frage der jeweiligen ökonomischen Verhältnisse.

Max (Kostja Ullmann) wirbt für AEON Zeitspender an und ist dabei ziemlich erfolgreich. Doch ausgerechnet er muss mit ansehen, wie ihm sein liebster Mensch vor der Zeit genommen werden könnte. Elena (Marlene Tanczik) hat 38 Lebensjahre verpfändet, um sich den Traum einer Berliner Luxuswohnung zu erfüllen – was Max nicht wusste. Als die Wohnung vor ihrer beiden Augen in Flammen aufgeht, sollen die 38 Jahre schlagend werden. Ein spannender, sprichwörtlicher Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Skrupellos

Es geht in „Paradise“ um skrupellose Geschäftspraktiken. Denn AEON-Chefin Sophie Theissen (Iris Berben) will nicht nur ihr Bankkonto auffetten, sondern ihr eigenes Lebenszeitkonto in Richtung Jugend manipulieren. Zudem sind gewaltbereite Aktivisten am Werk, die ebensolche Privilegierte, die sich auf Kosten ärmerer Menschen verjüngen wollen, mit dem Tod bedrohen.

Zu denken gibt auch, dass „Paradise“ in einem Umfeld bei Netflix startet, wo ein Ende des Streamingbooms auch im DACH-Raum befürchtet wird (Sky Deutschland stellt die Arbeit an Originals ein). Filme wie dieser – in Kino-Qualität gedreht – zeigen, was auch in unseren Breiten alles möglich ist.

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